BAD KÖNIGSHOFEN – Nun hat es den TSV Bad Königshofen doch erwischt. Nach dem 1:3 gegen den Rekordmeister Borussia Düsseldorf beim Auswärtsspiel in Würzburg und darauf folgenden fünf Siegen gab es eine Niederlage in selber Höhe im Rückspiel in der Shakehands-Arena.
Sollte man wirklich hin und wieder in den letzten Matches Glück gehabt haben, musste man es diesmal auf Heller und Pfennig zurückzahlen. Diese Niederlage wäre durchaus vermeidbar gewesen. Wenn nämlich – vielleicht – Bastian Steger nach 2:0-Führung gegen Timo Boll im dritten Satz, erneut in Führung liegend, einen gar zu leicht aussehenden Ball nicht verschlagen hätte. Oder nur halb so überlegen und überlegt weiter gespielt hätte wie in den ersten zwei Sätzen (11:7/11:5). Oder wenn Jin Ueda in der hautengen Partie auf Augenhöhe ganz zum Schluss, beim 9:11, nicht gar so viel Pech gehabt hätte.
Das Hätte und die Fahrradkette wurden von den über 1000 Zuschauern noch lange nach dem letzten Ball des Tages für Källberg diskutiert, immer im Konjunktiv der Vergangenheit, der Niederlage. Gerade dieser Schwede, der unter der Woche noch beim Grand-Smash-Turnier in Singapur gegen die Nr.1 der Welt Wang Chuqin ausgeschieden und deshalb rechtzeitig nach Bad Königshofen gekommen war. Der noch dazu an selber Stelle beim Play-Off-Halbfinale im April beide Einzel verloren hatte. Diesmal wurde er zum Triumphator und Matchwinner mit zwei Einzel-Siegen.
Das Hätte dominierte auch die Rückschau auf den 3:2-Sieg von Timo Boll gegen Bastian Steger, beide werden im März 44, nach klarer 2:0-Satzführung von Königshofens Basti.
Beide Male war, als das gesamte Spiel, und wer weiß, der Platz in den Play-Offs auf der Kippe stand, das Momentum auf Seiten der Düsseldorfer. Wobei zumindest bei einem Teil des Publikums in der ausverkauften Arena, inklusive Helferteam 1002, die Sympathien für Steger und Boll nicht hin und her schwankten, sondern irgendwie beiden galten. „Wir spielen schließlich, seit wir acht waren, immer wieder gegeneinander, und meistens hat er gewonnen“, verriet Basti hinterher. Auch diesmal hatte also Boll die Nase vorn.
Dieser „Tiiimo“, mit einem lang gezogenen „i“ , wie ihm nach seinem Sieg von den Fans gehuldigt wurde, war ja vielleicht doch nicht das letzte Mal in dieser Halle, kommt vielleicht doch noch mal in den Play-Offs vorbei. Eine Steigerung der Hochachtung und des Respekts ihm gegenüber ist aber kaum möglich. Von wem außer Bürgermeister Helbling, Kurdirektor Angermüller oder TSV-Geschäftsführer Albert sollte er noch gepriesen werden? So wie diesmal unmittelbar vor dem Spiel mit Ansprachen und Geschenken, als wäre er soeben zum Ehrenmitglied und Ehrenbürger zugleich ernannt worden.
Den Schwenk von diesen Zeremonien hin zur 1:0-Führung für Bad Königshofen schaffte indes jener Jin Ueda, der zuletzt in Mühlhausen so entzaubert worden war. Mit viel Routine drehte er einen 5:9-Rückstand im ersten Satz gegen den norwegischen Meister Borgar Haug zum 11:9. Das war der Knacks für den Norweger (27), der Satz-übergreifend 15 Bälle hintereinander verlor, am Ende 0:3. Was für ein Steilpass, den Ueda seinen Teamkollegen mit auf den Weg gab! Und erst den Fans!
Die volles Verständnis für Filip Zeljko aufbrachten, dass der anschließend gegen Källberg eigentlich keine Chance hatte. Dafür zeigte er wenigstens, dass er ein Kämpferherz hat und zauberte im dritten Satz noch Zeljko-like Stand-up-Tabletennis. Da lag er 3:5 zurück und wurde von den „Toten Hosen“ bzw. den Fans mit „Steh auf, wenn du am Boden bist“ aufgerichtet. Als er 5:10 hinten lag, skandierten sie nach dem 6:10 „Jetzt geht’s los.“ Ihr Filip wehrte fünf Matchbälle ab und gewann 13:11. So ist er eben, verlor aber dann doch noch – 1:1 zur Pause.
Danach das Duell der TT-Phänomene Steger gegen Boll. Dinos wäre zu despektierlich, weil sie beide noch ziemlich nahe an ihrem Limit spielen. In diesem vielleicht letzten Einzel ihrer 35 gemeinsamen Jahre am Tisch, bei und gegen Borussia und in der Nationalmannschaft, spielten aber noch andere mit, die Emotionen. Die keiner von beiden übers ganze Match im Griff zu haben schien. In den ersten zwei Sätzen war Basti klar und deutlich der Chef im Ring. „Er ist halt auch ein Meister der Analyse, verändert dann Kleinigkeiten und dreht das Spiel“, anerkannte Steger Bolls Turn around. Die Sätze drei bis fünf gingen ebenso klar an Timo.
Es stand 1:2 und Jin Ueda vor der Herkules-Aufgabe, diesen Källberg in Topform im Einser-Duell zu schlagen, um dann ins geplante Doppel Steger/Allegro gegen Boll/Stumper zu kommen. Doch dazu kam´s nicht, weil am Ende dieses Spiels auf Messers Schneide und Weltklasseniveau im fünften Satz (9:11) jenes Momentum sich wieder für Källberg entschied.
Tischtennis, Bundesliga: TSV Bad Königshofen – Borussia Düsseldorf: 1:3
Jin Ueda – Borgar Haug 3:0
(11:9/11:1/11:7)
Filip Zeljko – Anton Källberg 1:3
(8:11/3:11/13:11/5:11)
Bastian Steger – Timo Boll 2:3
(11:7/11:5/5:11/6:11/6:11)
Ueda – Källberg 1:3
(8:11/11:9/10:12/12:10/9:11)
Zuschauende: 1002
OSR: Roland Vogt
Text und Fotos: Rudi Dümpert für www.mainfranken.news





