Trotz Rekordzahlen: Der Tourismus in Mainfranken steht vor schwierigen Jahren

Trotz Rekordzahlen: Der Tourismus in Mainfranken steht vor schwierigen Jahren

MAINFRANKEN – 2024 war laut aktueller Statistik ein gutes Jahr für die mainfränkische Tourismusbranche – das Bayerische Landesamt hat rund 6,4 Millionen Übernachtungen gezählt.

Dennoch spitzt sich die konjunkturelle Lage für viele touristische Betriebe immer weiter zu. Vor diesem Hintergrund setzt sich die IHK für regionale Projekte ein, die neue Impulse für die Tourismusregion Mainfranken versprechen.

Im Jahr 2024 wurden in Mainfranken nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik rund 6,4 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland gezählt. Nach einem mehrjährigen Aufholprozess ist die Talsohle nun durchschritten und ein neuer Rekordwert bei den touristischen Übernachtungen in der Region erreicht.

„Urlaub in Mainfranken ist beliebt – bei Gästen aus dem In- und Ausland. Es ist erfreulich, dass es – zumindest auf den ersten Blick – im mainfränkischen Tourismus weiter aufwärts geht. Die Branche ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region und trägt wesentlich zur positiven Außenwahrnehmung bei“, erklärt IHK-Bereichsleiter Dr. Christian Seynstahl. Positiv bewertet Seynstahl nicht nur den Anstieg der Übernachtungszahlen, sondern auch die etwas längere Verweildauer der Gäste in der Region. Blieben die Gäste 2019 noch durchschnittlich 2,5 Tage in Mainfranken, sind es nun 2,6 Tage.

Allerdings gelte es laut Seynstahl bei der Interpretation der Daten weitere Faktoren und Indikatoren zu berücksichtigen. „Steigende Übernachtungszahlen wirken sich nicht automatisch positiv auf die wirtschaftliche Situation der Beherbergungsbetriebe aus, hier spielt beispielsweise auch das Bettenangebot eine entscheidende Rolle. Denn steigt das Bettenangebot in einer Region stärker als die Übernachtungszahlen, sinkt die Auslastung der Betriebe. Umso wichtiger ist es, dass die Kommunen vor Ort gemeinsam mit den ansässigen Betrieben neue Impulse setzen, um Gäste durch Veranstaltungen und Projekte mit hoher Strahlkraft anzuziehen.“ Vor diesem Hintergrund setzt sich die IHK beispielsweise für den Bau einer Multifunktionsarena in Würzburg ein.

Tourismus in den Landkreisen

Ein Blick ins Detail zeigt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gebietskörperschaften Mainfrankens. So verzeichnet die Stadt Würzburg mit einem Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Zugewinn an Gästeübernachtungen. Mit deutlichem Abstand folgen die Stadt Schweinfurt (+3 Prozent) sowie die Landkreise Bad Kissingen (+2 Prozent) und Rhön-Grabfeld (+1 Prozent).

Die übrigen mainfränkischen Landkreise verzeichnen dagegen rückläufige Übernachtungszahlen im Vergleich zu 2023. „Tagungen, Messen, Kongresse, Kulturveranstaltungen und Geschäftsreisen haben sich endlich erholt, davon profitieren vor allem die Städte. Leider verlieren die eher ländlichen und naturnahen Destinationen, die insbesondere während der Corona-Pandemie stark vom Urlaub in der Heimat profitiert haben“, so Seynstahl.

Die meisten Übernachtungen in Mainfranken gab es 2024 im Landkreis Bad Kissingen (rund 2,1 Millionen), gefolgt von der Stadt Würzburg (rund 1,1 Millionen). Die wenigsten Übernachtungen verzeichnet der Landkreis Schweinfurt (rund 103.000). Vor allem der innerdeutsche Reiseverkehr hat im Vergleich zum Vorjahr prozentual zugenommen. So übernachteten im Jahr 2024 zwei Prozent mehr Gäste aus dem Inland in Mainfranken, bei den ausländischen Gästen waren es rund 0,2 Prozent mehr.

Konjunktur: Tourismusbetriebe blicken pessimistisch auf 2025

Wie die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn 2025 für die mainfränkische Tourismuswirtschaft zeigen, hat sich die Geschäftslage der Unternehmen im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2024 nochmals deutlich eingetrübt. „Mit 42 Prozent bewerten weniger als die Hälfte der Touristiker ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend, im Herbst 2024 waren es noch 75 Prozent.“ Per Saldo erreichen die Lageurteile heute einen Wert von minus 48 Punkten, nach minus zwölf Punkten im vergangenen Herbst.

Mit Blick auf das laufende Jahr 2025 bleibt die Stimmung in der Branche pessimistisch. Kein Tourismusunternehmen erwartet in den kommenden Monaten bessere Geschäfte, 45 Prozent rechnen sogar mit weiteren Einbußen. Insbesondere im Bereich der Geschäftsreisenden gehen die Touristiker von sinkenden Umsätzen aus. „Die Tourismusbranche kann sich dem Stimmungstief der übrigen Wirtschaft nicht entziehen. Die Unternehmen fürchten eine geringere Nachfrage, ächzen unter hohen Kosten sowie unter enormer Regulierung und Bürokratie“, sagt IHK-Konjunkturexpertin Elena Fürst.

So sehen drei von vier Tourismusbetrieben in den Energie- und Rohstoffpreisen das größte Konjunkturrisiko, gleichauf mit den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Darauf folgt mit knappem Abstand die Entwicklung der Arbeitskosten, die 72 Prozent der Tourismusbetriebe beklagen. „Die Herausforderungen für die regionale Tourismuswirtschaft sind enorm. Die Betriebe erwarten rasche Entlastungen. Gleichzeitig setzen sie aber auch auf verbesserte Standortbedingungen mit überregionaler Ausstrahlung, damit auch in Zukunft Gäste aus dem In- und Ausland in Mainfranken Station machen.“

Übernachtungen in Mainfranken im Jahr 2024

1.) Region
2.) Gästeübernachtungen insgesamt
3.) Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent
4.) Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen
5.) Auslastung der angebotenen Betten in Prozent

Stadt Schweinfurt
250.666
2,6
2,0
43,0

Stadt Würzburg
1.072.741
12,2
1,6
48,9

Landkreis Bad Kissingen
2.060.558
2,1
4,9
55,8

Landkreis Rhön-Grabfeld
915.842
1,1
4,0
46,1

Landkreis Haßberge
184.225
-7,4
2,1
24,3

Landkreis Kitzingen
777.570
-1,0
2,1
35,1

Landkreis Main-Spessart
492.048
-2,3
2,4
31,5

Landkreis Schweinfurt
102.702
-3,7
2,4
22,8

Landkreis Würzburg
507.019
-2,2
1,9
37,9

Mainfranken
6.363.371
2,0
2,6
keine Angabe

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, München, 2025; eigene Berechnung

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