Die Friedens-Sehnsucht wirkt bis heute nach: Interview mit Nicole, die am 12. Juli in Bad Staffelstein auftritt

Die Friedens-Sehnsucht wirkt bis heute nach: Interview mit Nicole, die am 12. Juli in Bad Staffelstein auftritt
Nicole in Dillingen Foto: Christine Funk

BAD STAFFELSTEIN – Bald ist wieder ESC-Zeit – und auf der Seebühne in Bad Staffelstein können Interessierte und Fans eine echte ESC-Gewinnerin live erleben: Am 12. Juli um 19 Uhr tritt Nicole mit ihrer Carpe Diem Tour auf der Seebühne auf – mit allen großen Hits ihrer Karriere und neuen Liedern vom aktuellen Album bei einem der wenigen Open-Air-Konzerte in diesem Jahr.

Im Vorfeld der Veranstaltung haben Martina Mack und Ralf Kestel ein Interview mit ihr geführt, über musikalische Wahrhaftigkeit, die Veränderungen beim ESC, das Älterwerden und die Kraft eines Liedes, das seit über 40 Jahren die Sehnsucht nach Frieden ausdrückt.

Tickets für das Konzert gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, telefonisch unter 0951-23837 sowie online unter www.kartenkiosk-bamberg.de.

Foto: Christine Funk

Friedens-Sehnsucht wirkt bis heute nach
Seebühnen-Konzerte Nicole kommt mit allen Hits und neuem Material nach Bad Staffelstein

Ihr Wunsch sorgte für den großen Erfolg und hat bis heute Aktualität: Mit „Ein bisschen Frieden“ holte Nicole als Gegenstück zu den heutigen Bombast-Aufführungen einfach mit Gitarre und Stimme den Sieg beim Eurovision Song Contest 1982 erstmals für Deutschland.

Es folgten Hits wie „Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund“ und „Papillon“. Diese und die Songs des aktuellen Albums „Carpe Diem“ gehören zum Programm ihres Auftritts am Samstag, 12. Juli, um 19 Uhr auf der Seebühne an der Obermain Therme. Eines der wenigen Open-Air-Gastspiele in diesem Jahr. Im Vorfeld dazu stand die Saarländerin, zweifache Mutter und zweifache Oma zu einem Interview zur Verfügung.

Frage: Was dürfen die Besucher der Seebühne in Bad Staffelstein im Juli von Ihrem Konzert erwarten?
Nicole: Songs aus dem aktuellen Album „Carpe Diem“ sowie alle Hits der letzten 45 Jahre.

Spielen Sie nur Eigenkompositionen oder auch Songs anderer Interpreten?
Eigene Songs mit einer Ausnahme beim aktuellen Programm „Sag mir wo die Blumen sind“.

Wie viele Gigs spielen Sie im Rahmen der Carpe Diem-Tour bzw. haben Sie schon gespielt?
Bisher 21 Konzerte. Im Sommer kommen noch drei Open-Air-Konzerte dazu.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung im Musikgeschäft mit immer mehr Bombast und Technik?
Ich bin schon immer ein Freund von handgemachter Musik gewesen. Ein Song und der Interpret müssen so gut sein, dass sie ohne Effekthascherei auskommen.

Wie sehen Sie den ESC heute?
Ich bin da langsam raus, das ist nicht mehr meine Welt. Heute ist dieser Wettbewerb nur noch laut und bizarr. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Das Liedgut ist sekundär, es steht nur noch die Show im Vordergrund, und zwar je schriller, desto besser. Wir hatten damals alle die gleiche Bühne. Die konnte man auch nicht rauf- und runterfahren. Es gab weder Tänzer noch Schlittschuhläufer um einen herum. Heute hat jeder Titel ein anderes Bühnenbild. Damals gab es nur das Orchester, die Bühne und jeder musste rausgehen und zeigen, was er kann. Als die Jury beschlossen hat, dass alle in Englisch singen können und nicht mehr in ihrer Landessprache, ging es bergab mit dem ESC. Früher sind auch großartige Persönlichkeiten wie Toto Cotugno aufgetreten – das hatte eine ganze andere Qualität.

Wie denken Sie grundsätzlich über das Altern?
Jedes Jahrzehnt, jede Dekade hat seinen Reiz und einen gewissen Zauber. Allerdings möchte ich nicht mehr 20 sein, denn dann wüsste ich nicht das, was ich jetzt schon weiß. Kind zu sein, war schön, erwachsen werden auch. Mutter zu werden und eine Familie zu gründen, hat mich sehr erfüllt, genauso wie meine Karriere als Sängerin. Ich habe mir alles erfüllt, was ich mir je erträumt habe – und noch viel mehr. Man muss das in den Dimensionen sehen, wie ich das erlebt habe. Das ging ja alles Schlag auf Schlag, immer höher, immer schneller, immer weiter. Ich durfte die ganze Welt bereisen. Ich fühle mich absolut privilegiert. Ich erinnere mich noch an einen Dreh in Kuba. Wir sind dort an Orte gekommen, wo man als normaler Tourist niemals hingekommen wäre. All das habe ich meinen Beruf zu verdanken. Ich habe in meinem Leben sehr viel Glück gehabt mit meiner Karriere und mit meiner Familie. Dafür bin ich sehr dankbar.

In dem Lied „Was wäre, wenn“ thematisieren Sie auch die soziale Kälte, die man aktuell in der Gesellschaft spürt. Wie empfinden Sie die persönlich?
Genau so, wie ich es gesungen habe. Wenn man im Bus oder in der Straßenbahn ist, unterhält sich niemand mehr mit dem anderen. Jeder starrt auf sein beklopptes Handy. Das fängt bei den Kindern schon an und hört bei den älteren auf. Meine Mutter ist da die Ausnahme. Das liegt aber daran, dass sie ihr Handy meist nicht bei sich hat und sich auch damit schwertut, es zu bedienen (lacht). Aber von zehn Leuten sitzen acht da, und spielen am Telefon herum, tippen oder machen Spiele. Es ist schrecklich. Man fragt sich, was hat man früher ohne das Ding gemacht? Wir haben als Kinder noch gespielt, sind draußen herumgetollt, im Winter Schlitten gefahren oder haben Schneemänner gebaut. Wenn man heute einer 13-Jährigen das Handy abnimmt, ist es eine Katastrophe.

Die Tage der schüchternen, jungen Dame, die überraschend – allein mit ihrer Gitarre und einer schönen Melodie – den Eurovision Song Contest gewann, liegen Jahre zurück. Wie wirkt der Erfolg von damals nach?
So ein Sieg mit dieser Botschaft hallt sehr sehr lange nach. Dieses Lied wirkt heute genauso wie damals. Es berührt die Menschen im Herzen und bleibt aktuell.

Comments

No comments yet. Why don’t you start the discussion?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert