WÜRZBURG – Würzburg steht erneut vor einer Entscheidung, die symptomatisch für die Schieflage im gesamten Gesundheitssystem ist: Die Geburtshilfe der Missio-Klinik steht wegen Millionendefiziten vor dem Aus.
Während über Zuständigkeiten gestritten wird, droht die Schließung einer Einrichtung, die die Familien in Stadt und Landkreis Würzburg sowie Landkreis Main-Spessart versorgt. Ein so zentraler Bestandteil der Daseinsfürsorge dürfe nicht gegen die Wand gefahren werden.
„Es ist eine Schande, dass wir in diesem Land mit einem Krankenhaussterben kämpfen“, sagt MdB Aaron Valent. „Der Bund muss dafür sorgen, dass die Kommunen ausfinanziert sind. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung darf nicht von kommunaler Haushaltslage oder Profitinteressen abhängen. Die Finanzierung über Fallpauschalen treiben Kliniken in den Ruin und am Beispiel der Missio-Klinik sehen wir, was passiert, wenn das Leben selbst zur Ware wird. Den sicheren Zugang zur Geburtshilfe zu gewährleisten, ist Gewinn genug.“
Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt, so Valent weiter, sollten es sich leisten können, ein Krankenhaus in öffentlicher Hand zu unterhalten. Die Linke kämpfe daher für die Rekommunalisierung zuvor privatisierter Krankenhäuser und die Situation in Würzburg hätte der Einstieg dazu sein können.
Die Linke fordert seit Jahren die Abschaffung des Fallpauschalensystems, das Krankenhäuser zwingt, betriebswirtschaftlich zu agieren, statt menschlich zu handeln. Krankenhäuser gehören zur öffentlichen Daseinsvorsorge und dürfen daher nicht wie Unternehmen geführt werden. Wer Geburten, Pflege und Notfallversorgung auf Profitlogik aufbaut, hat die Grundidee des Sozialstaats aufgegeben.
Die Fraktionsvorsitzende der Linken im Würzburger Stadtrat Barbara Meyer kritisiert die Prioritätensetzung in der Stadt: „Wenn für eine Mehrzweckhalle Geld da ist, während über die Zukunft der Geburtshilfe gestritten wird, läuft etwas grundlegend falsch. Es darf nicht sein, dass Krankenhäuser um ihre Existenz kämpfen, während gleichzeitig Prestigeprojekte Millionen verschlingen.“
Felicia Müller, Kreissprecherin der Partei Die Linke Würzburg Mainfranken, betont die Tragweite einer solchen Schließung: „Dass die Geburtshilfe an der Würzburger Missio-Klinik aus finanziellen Gründen auf der Kippe steht, ist ein feministisches und gesellschaftliches Alarmsignal. Geburt darf nicht zur Frage der Rentabilität werden. Geburtshilfe ist Daseinsvorsorge – kein Geschäftsmodell. Wenn eine der größten Geburtsstationen Unterfrankens schließen muss, trifft das vor allem Gebärende, Familien, Hebammen und Pflegekräfte – also Menschen, deren Sorgearbeit ohnehin systematisch entwertet wird.“
Die Linke fordert ein klares Signal von Bund und Land. Gesundheit und Daseinsvorsorge seien keine Kostenfaktoren, sondern das Rückgrat eines solidarischen Gemeinwesens.
