Spitze Zungen: Wenn´s wenigstens nun Grün-Weißbier wäre…

Spitze Zungen: Wenn´s wenigstens nun Grün-Weißbier wäre…

Profifußball ist ein Geschäft. Sonst nichts. Halt doch: Ein Spiel und Leidenschaft. Aber in erster Linie: Ein Geschäft, bei dem es auf die Kohle ankommt. Und sonst auf nichts. Denn wer die meiste Kohle hat, bekommt die besten Kicker und hat die größeren Chancen auf Erfolg.

Nun dürfte für den FC Schweinfurt 05 ein bisschen mehr Geld in die Kassen gespült werden durch den Wechsel beim Biersponsor und somit dem Glasgold, das freilich in Pappbechern im Sachs-Stadion zum Ausschank kommt. Etwas nobler im nun zweistöckigen VIP-Zelt. Die Brauerei Roth hat es selbst in einem Instagram-Posting kund getan.

Über zehn Jahre setzte sich die Brauerfamilie Borst ein im Schnüdel-Land. Die Brauerei schreibt von “ vertrauensvoller Zusammenarbeit, intensiver Unterstützung und gemeinsam durchlebter Höhen und Tiefen“. Und von der Enttäuschung, weil „unser Engagement als Bierlieferant und Sponsor nicht verlängert wurde. Stattdessen übernimmt künftig ein überregionaler Konzern – die Kulmbacher Brauerei – diese Rolle.“

Der Verfasser dieses Beitrags hier auf www.mainfranken.news gibt zu, dass er nicht unbedingt die Biere der Brauerei Roth vergöttert. Es fehlt an einem guten Bock, es fehlt an Innovation. Warum nicht ein „Grünes Weißbier“ für den FC 05 brauen, warum nicht ein Rot-Bier, was es anders wo gibt, nur nicht in der Brauerei, die auch noch so heißt. Pils, normales Weißbier oder Helles trinkt der Autor dieser Zeilen nicht.

Immerhin gibt´s hier und da mal ein Schwarzbier der Borsts, unlängst als „Dunkles“ verkauft beim Walpurgisgericht in Oberndorf. Das Aufmacherbild zeigt Genussmenschen mit Steaks und den Schreiber dieses Textes im „Derbysieger“-Shirt der Schnüdel. Ja, Roth-Bier kann gut schmecken. Und über Geschmack lässt sich streiten. Darum geht´s aber gar nicht.

Es geht um…. Partnerschaften, um lokale Verbindungen, um ein „unsere Region unterstützt sich gegenseitig“. Um „Zuverlässigkeit und ein Miteinander“, wie die Brauerei auf Instagram schreibt. Wo sie gut schreiben kann. Während gefühlt 100 Mail-Anfragen an die Borsts in den letzten Jahren nie beantwortet wurden. Auch das freilich gehört dazu und muss erwähnt werden: In Sachen Öffentliochkeitsarbeit ist die Brauerei Roth eine Voll-Katastrophe. Unlängst beim Medientermin im Vorfeld des Schweínfurter Volksfestes fehlte ein Vertreter. Von der Kulmbacher waren zwei da. Selbst schuld?

Ja und nein. Denn so einfach ist es nicht. „Im Jahr 2014, als das damalige Brauhaus Schweinfurt Insolvenz anmelden musste, sind wir kurzfristig eingesprungen – es war einfach ´Not am Mann´ und für uns selbstverständlich, als einzige Schweinfurter Brauerei ohne Zögern, mit voller Kraft und Überzeugung dabei zu unterstützen, das regionale Traditionsgut rund um den Fußball in Schweinfurt aufrechtzuerhalten – aus Verantwortung für unsere Stadt, die Fans, den Verein und für die Schweinfurter Brautradition“, schreibt die Brauerei,

Und weiter: „Unsere Türen standen stets offen, wir haben geliefert, wenn es notwendig war, und wir haben auch in schwierigen Zeiten unser Wort gehalten. Unsere Unterstützung war stets verbindlich, transparent und von echter regionaler Verbundenheit geprägt. Dass wir nun trotz dieser Leistungen durch eine größere Brauerei ersetzt werden, lässt Fragen offen – auch zur Haltung des Vereins gegenüber regionalen Partnern. Es scheint, dass wirtschaftliche Erwägungen über gewachsene, loyale Beziehungen gestellt wurden.“

Ja, das ist so. Das ist – oh Gott, nicht dieses Wort.. – scheiße. Schweinfurt kriselt. Und genau dann muss doch der FC 05 an sich seinen langjährigen Partner unterstützen. Und nicht – Aufschwung kann Grenzen haben – auf einen Mitbewerber (eher Konkurrenten) setzen. Dessen Biere sind gut. Mutmaßlich aber wird´s im Stadion trotzdem nur überwiegend Pils oder Helles geben. Biere, die sich von den Roth´schen kaum unterscheiden lassen.

„Als Brauerei Roth bleiben wir der Region Schweinfurt weiterhin mit Herz und Tat verbunden – auch über die Grenzen des Fußballplatzes hinaus. Allen Fans des FC Schweinfurt 05 wünschen wir für die kommende Saison Alles Gute – und wir hoffen, dass die Werte von Beständigkeit und regionalem Zusammenhalt auch in Zukunft nicht in Vergessenheit geraten“, das sind die Abschlussworte der Brauerei Roth aus Schweinfurt. Klingt versöhnlich. Hilft aber nix.

Es hätte charmante Lösungen geben können: Etwa sowas, wie der Brauerei Roth den Ausschank für die erste Saison in der 3. Liga zu überlassen und für den Falle einer zweiten zu sagen, dass dann eben mehr für den Verein herausspringen muss.

Oder eben ein Aufteilen: Roth-Bier im Fanblock und auf der Tribüne, Kulmbacher bei den Gästen und im VIP-Zelt. Oder Roth-Bier wenigstens bis zur Winterpause, danach der Wechsel. Sowas halt, um eine Wertschätzung zu zeigen für einen langjährigen Partner, der so sicherlich 2026 nicht zurück kommen sollte, falls Kulmbacher nach einem denkbaren Abstieg in die Regionalliga keine Lust mehr haben sollte, wenn dann wieder maximal 1000 Fans kommen statt nun bald 10.000.

Es ist wie´s ist: 3. Liga im Fußball bedeutet Kommerz. Wer das mag: Bitte das Sachs-Stadion überfluten. Wer es hasst: Bei den Freien Turnern Schweinfurt gibt´s Krautheimer Biere zumindest aus dem Landkreis Kitzingen. Regionale Lösungen waren für den FC 05 anscheinend kein Thema. Und das ist: Schade!

Michael Horling
redaktion@mainfranken.news

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