Führt Dimitrij Ovtcharov Fulda zurück an die Tabellenspitze? Oder gelingt dem TSV Bad Königshofen im Spitzenspiel die nächste Überraschung?

BAD KÖNIGSHOFEN – Die Tischtennis-Begeisterung im Städtchen und der Region und das Interesse an den Sport-Events des TSV Bad Königshofen wachsen mit jedem Erfolg. Manche, selbst solche, die selber nie einen Schläger in der Hand hatten, halten sich für „etwas TT-ballaballa“ und haben „nur noch den kleinen, weißen Ball im Kopf.“

Wer dachte, mit dem Erreichen der Nummer 3 in Tischtennis-Deutschland in der vergangenen Saison sei das kaum wiederholbare Maximum erreicht und man müsse diese Saison kleinere Brötchen backen, macht nach Ende der Vorrunde, auf neuen Fakten basiert, eine andere Rechnung auf. Für sie sorgten die Siege zum Jahresende in Saarbrücken, in Bremen und gegen Bergneustadt. Womit man mit dem Dritten TTF Liebherr Ochsenhausen punktgleicher Play-Off-Vierter (je 14:8) ist.

Dabei spürt man den Atem der Verfolger im Nacken: Den von Champions-League-Sieger Saarbrücken (5.), Werder Bremen (6.) und Grünwettersbach (7., je 12:10). Dieses Trio und Bad Homburg spielen am Samstag in Ulm das Pokal-Final-Four aus. Gegen alle vier konnte der TSV in der TTBL-Vorrunde gewinnen, scheiterte aber im Pokal an Bad Homburg.

Kommenden Montag, Dreikönig, steht um 16 Uhr das nächste Highlight-Spiel der Saison in der Shakehands-Arena gegen den Tabellenzweiten TTC Rhön-Sprudel Fulda-Maberzell an. Dessen 16:6 Punkte generieren die Prognose, dass man im Fall eines Heimsiegs im Nachbar-Duell und Spitzenspiel mit ihm gleichziehen und den Play-off-Platz vorläufig absichern könnte. Hätte das Rhönsprudel-Team beim letzten Auswärtsspiel seine Nummer 1 Dimitrij Ovtcharov dabei gehabt, hätte es gewiss nicht 1:3 verloren und wäre als Tabellenführer angereist. Überhaupt war Fulda die überragende Mannschaft der Vorrunde, nach neun der elf Spiele Tabellenführer in dieser zweitstärksten Liga der Welt. Bad Königshofen war nach dem ersten Spieltag ganz vorne, Düsseldorf nach dem elften.

Mit dem TTC Fulda war der TSV in den letzten sieben Jahren immer auf Augenhöhe, meistens vor ihm. Den Unterschied (Hinspiel 1:3) macht in dieser Saison der ehemalige Weltranglisten-Erste Dimitrij Ovtcharov (36), die spektakulärste Neuverpflichtung in der TTBL seit Jahr und Tag. Geboren ist er in Kiew. Sein Vater und Trainer war mehrfacher sowjetischer TT-Meister. 1992 siedelte die Familie nach Deutschland um. 2005 stieg „Dima“, so sein Spitzname unter Kollegen, mit dem TTC Tündern, Ortsteil von Hameln, seinem Wohnort, in die Bundesliga auf. 2018 war er für einige Monate die Nr.1 der Weltrangliste, aktuell ist er 19. Seine Medaillensammlung ist ähnlich jener von Timo Boll. Er gewann u.a. sechs olympische Medaillen für Deutschland, wurde acht mal Team-Europameister und ist ob seiner Erfolge und Qualitäten, aber auch seines Managements, vermutlich der Top-Verdiener der Liga.

Ovtcharovs Stationen nach Tündern waren Düsseldorf (2007-09), Charleroi (Frankreich, 2009-10), Gazprom Orenburg (Russland, 2010-22) und Neu-Ulm (2022-24, nur Champions League) bzw. Piräus (Griechenland, nationale Wettbewerbe). Seit dieser Saison spielt er für Fulda in der TTBL. Der erhoffte Ovtcharov-Effekt traf ein: Bei acht der elf Spiele hat er 13 Einzel bestritten und alle gewonnen, musste dabei nie in den fünften Satz. Von den drei Spielen ohne ihn wurden zwei dennoch gewonnen: 3:0 in Bremen und 3:2 in Dortmund. Die letzte Partie des Jahres in Saarbrücken ohne „Dima“ ging 1:3 verloren. Da fehlte allerdings auch noch der Taiwan-Chinese Cheng Jui Kao (20). Dass Fulda in Bestbesetzung antreten wird, sofern es die vertraglichen Bedingungen zulassen, darf als sicher angenommen werden. Man wird keine Niederlage in Bad Königshofen riskieren und einen möglichen Titelgewinn aufs Spiel setzen.

Fragt sich nur, was sich das Publikum – Mitte letzter Woche gab es noch 75 Tickets – wünschen soll: Fulda mit Ovtcharov sehen und dafür eine eher wahrscheinliche Niederlage oder ohne ihn und dafür einen eher möglichen Sieg? Wobei Cheng Jui Kao, Ruwen Filus und Fan Bo Meng auch erst noch zu besiegen wären. Zum Bereich der Spekulationen bezüglich der Aufstellungen beider Teams gehört auch, ob Bastian Steger nach seinem Fingerbruch für den TSV wieder einsatzfähig ist. An Neujahr verriet er: „Ich bin vor ein paar Tagen in leichtes Training eingestiegen und hoffe, dass ich bis Montag wieder fit und in Form bin. Hundertprozentig kann ich keine Garantie geben. Es fühlt sich aber viel besser an und geht deutlich aufwärts.“

Vielleicht kommt es ja zur späten Revanche der beiden Nationalteam-Kollegen Ovtcharov und Steger, die mehrere Titel gemeinsam gewannen. Das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 2011 in Bamberg gewann „Basti“ mit 4:3.

Öffentliche Pressekonferenz

Anlässlich einer öffentlichen Pressekonferenz in der neuen Trink- und Wandelhalle am Sonntag um 18 Uhr werden der Neuzugang Andre Bertelsmeier, zurzeit 1. FC Köln, sowie Bastian Steger und Filip Zeljko die Verträge für die nächste Saison mit dem Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen unterzeichnen.

Text und Foto: Rudi Dümpert für www.mainfranken.news

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert