BREMEN / BAD KÖNIGSHOFEN / WÜRZBURG – Wirklich große Chancen in Bremen hatte man sich ja nicht ausgerechnet beim TSV Bad Königshofen. Erst recht nicht, als klar wurde, dass man erstmals auf den Leitwolf Bastian Steger würde verzichten müssen.
Nur beim allerersten Auftritt in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) 2017 gelang ein völlig überraschender 3:2-Auswärtsieg in Bremen. Danach gab es nichts mehr zu erben bei den Norddeutschen. Und nun musste auch noch Bastian Steger passen, weil er im Training bei einem Rückhand-Topspin am Tisch hängen geblieben war und sich den kleinen Finger gebrochen hatte.
Er und Kilian Ort saßen zumindest auf der Bank und griffen gelegentlich ins Coaching mit ein. Veritable Zeichen einer total intakten Mannschaft. Headcoach Koji Itagaki vertraute dem Trio Filip Zeljko/Jin Ueda/Martin Allegro. Was Jin Ueda im ersten Einzel gegen den ehemaligen Vizeweltmeister Mattias Falck schon mal vollauf rechtfertigte. Er war die Speerspitze einer voll auf Angriff justierten Aufstellung. Hieß, „Jin sollte gewinnen, Bremen unter Druck setzen“, so Stegers Statement hinterher.
Beim beidseitigen taktischen Rochieren war herausgekommen, dass es im Einzel keine einzige Paarung der Vorsaison gab. Ueda startete überragend, spielte Falck an die Wand mit 11:2 und 11:7 in den ersten zwei Sätzen. Im dritten ließ er drei Satzbälle ungenutzt, unterlag 11:13, um im vierten seinen fünften Satzball insgesamt zum 13:11 zu verwandeln – 1:0 für den TSV.
Im zweiten Einzel hatte Filip Zeljko gegen den Kasachen Kirill Gerassimenko absolut keine Chance, wurde im Schnellkochktopf-Tempo abgekocht, war bei allem Kampfgeist da noch kein adäquater Einser-Ersatz für Steger. Dann musste Martin Allegro ran, dem mangels Einzel-Einsätzen allmählich das Prädikat Doppelspezialist übergestülpt wurde. Nur ein Einsatz diese Saison, eine Niederlage in Grünwettersbach, und 2:2-Bilanz im Doppel. Es war in Anbetracht der Umstände um Stegers kleinen Finger eine große Herausforderung, da hinein geschmissen zu werden, mit einer Riesen-Last auf den Schultern in dieser über den Spielausgang und die ganze weitere Saison wegweisenden Partie.
Andrei Putuntica, mit rumänischem und moldawischem Pass und mit einer 3:0-Einzelbilanz bis dato, sollte er von Wolke sieben holen in diesem Schlüsselspiel. Bei einer Niederlage hätte für Zeljko danach gegen Falck womöglich eine Niederlage unabwendbar sein können. Mit einem Blitzstart, 17:3 Punkten Satz-übergreifend (11:3/6:0), ging er dieses erste Bewerbungsspiel für eine Vertragsverlängerung an. Dann drohten ihm die Felle davonzuschwimmen. Er brachte aber den zweiten Satz doch noch heim, verlor den dritten und vierten, machte sich im fünften schnell mit 6:1 auf und davon – und rettete ihn zum 11:7, zur 2:1-Führung für seine Mannschaft.
Filip Zeljko arbeitete dann gegen Falck wie ein Löwe, hoch motiviert, mutig, hyper-aggressiv bis vernünftig, fünf Sätze lang und wurde am Ende doch nicht belohnt. Mattias Falck zahlte ihm die zwei Niederlagen heim, die er von Filip schon mal bezogen hatte. Also 2:2 und rein ins Entscheidungsdoppel. Und auch hier wuchsen Ueda/Allegro in ihre Aufgabe, ihren Auftrag hinein. Nach 1:1-Sätzen drohte im dritten die Partie zu kippen, als sie bei 10:6 vier Satzbälle vergaben und dann doch 11:9 gewannen. Und im vierten wieder 10:6 – und 11:6 – 3:2-Sieg für Bad Königshofen in Bremen. Es war gewiss eine geschlossene Team-Leistung, aber auch der besondere Abend des Martin Allegro. Jetzt hat der TSV alle vier Pokal-Final-Four-Teams besiegt. Das Thema Playoffs verbietet sich – noch.
Weiter geht´s schon am Sonntag für den TSV: Mit einem Auswärtsspiel fast zuhause. Gastgeber Borussia Düsseldorf um Superstar Timo Boll hat die Partie gegen Bad Königshofen an den Tischtennis-Club aus Kist abgegeben – und der lässt sie in der Würzburger TecTake-Arena austragen, die wohl ausverkauft sein wird. Eine größere Vorschau folgt noch auf www.mainfranken.news.
Mattias Falck – Jin Ueda 1:3
(2:11/7:11/13:11/11:13)
Kirill Gerassimenko – Filip Zeljko 3:0
(11:6/11:8/11:7)
Andrei Putuntica – Martin Allegro 2:3
(3:11/6:11/11:7/11:8/7:11)
Falck – Zeljko 3:2
(11:3/9:11/9:11/11:8/11:5)
Putuntica/Gerassimenko – Ueda/Allegro 1:3
(12:10/7:11/9:11/6:11)
Text und Foto: Rudi Dümpert für www.mainfranken.news