SCHWEINFURT – Es ist angerichtet für einen großartigen, abschließenden Freitagabend in der Fußball-Regionalliga: Wenn der Tabellenführer 1. FC Schweinfurt 05 seinen direkten Verfolger Spvgg Bayreuth empfängt, dann könnte / sollte / dürfte das um die 3500 Fans ins Sachs-Stadion locken.
Bis zu 600 werden aus Bayreuth erwartet. Die Oberfranken lockten im Schnitt diese Saison über 2700 Anhänger zu ihren Heimspielen. Zum Vergleich: Rund 1500 sind es bei den Schnüdeln, die über 3000 Zuschauer gegen Wacker Burghausen begrüßen durften. Der bisherige Saisonrekord von 6874 (Schweinfurt in Würzburg) ist am Freitag aber nicht in gefahr.
Gratis zum Spiel dürfen die Eltern der U19 der Schnüdel, die vor knapp zwei Wochen den Aufstieg in die höchste Liga schaffte. Stammkeeper der Schnüdel-A-Jugend ist an sich Emil Zorn. Der 18-Jährige wurde zuletzt von Konstantin Duhai vertreten, saß dafür auf der Ersatzbank der ersten Mannschaft, weil Nico Stephan verletzt ist. Am 3. November war er aber dabei beim Hattrick von Luke Barget beim 3:1-Sieg – gegen Bayreuth…
Zorn kam trotzdem nur acht Mal zum Einsatz für die U19, auch weil er im Pokalspiel ausgerechnet bei den Würzburger Kickers glatt Rot sah und danach gesperrt fehlte. „Nach unserer 1:0-Führung stand es in der 85. Minute 2:1, ein Stürmer der Kickers foulte mich“, erinnert er sich. Er revanchierte sich emotional, packte den Gegner an der Schulter, musste wegen der Tätlichkeit vom Feld. Es gab trotzdem Freistoß für Schweinfurt, so viel der Ausgleich. Konstantin Duhai hielt im anschließenden Elfmeterschießen einen Ball, der FC 05 gewann.
Emil Zorn stammt aus Obersfeld, einem kleinen Dorf im Landkreis Main-Spessart. Bei der benachbarten DJK Büchold begann er mit dem Fußball, wurde bei einem Hallenturnier von Carl-Zeiß Jena entdeckt, ging dort zwei Jahre auf´s Fußball-Internat, wechselte danach zum 1. FC Nürnberg, wo er mit dem U17-Weltmeister Finn Jeltsch zusammen spielte. Um im Sommer 2023 wieder nach Schweinfurt zurück zu kommen.
Jetzt wohnt er wieder in Obersfeld, baut in Würzburg gerade am Abitur, unternimmt viel mit seiner aus Volkach stammenden Freudin Diana, mit Freunden oder der Familie, plant für den Winterurlaub Städtetripps nach München und Hamburg und will später mal Lehrer werden „oder irgendwas in die wirtschaftliche Richtung machen“.
Und weiter Fußball spielen. Für die erste Mannschaft durfte er bislang nur bei einem Freundschaftskick letzten Mai in Ebertshausen das Tor hüten. Freitag sitzt er immerhin wieder auf der Bank. „Beide Mannschaften stehen zu Recht ganz oben. Und unsere Fans werden uns pushen“, hofft Zorn. „Am Fuß ist er für sein Alter extrem weit und ich schätze seine Aktivität, seine Lautstärke und sein Coaching auf dem Platz“. spricht Victor Kleinhenz von vielen Fortschritten seines Keeper – eigentlich – Nummer 3. Der sich 2025 in der obersten Nachwuchsliga beweisen darf, der danach für die U19 zu alt sein wird. Die Zukunft ist offen für den 1,91 Meter-Mann.
Die Gegenwart heißt Bayreuth. „Das ist mehr als ein Spiel um drei Punkte“, gibt Coach Kleinhenz zu. „Weil es schon extrem entscheidend ist, mit welchem Gefühl man in die Winterpause geht. Auch was die Planungen angeht. Sich mit den besten Profi-Mannschaften der Liga zu messen macht am meisten Spaß. Wir wollen am Freitag zeigen, dass wir in der Lage sind, ein Spitzenteam zu schlagen.“ Verbunden wäre das mit sechs Punkten Vorsprung auf Bayreuth über Weihnachten.
Sechs Partien diese Saison gewann die Spvgg mit 1:0. „Die stehen hinten extrem gut“, weiß Kleinhenz. Im August galt das für die Schnüdel, die durch Joshua Endres´ Goldenes Tor vor über 3000 Fans mit 1:0 siegten. „Auch Freitag kann wieder eine Einzel- oder eine Standard-Situation oder das Matchglück entscheiden“, glaubt der Coach.
Nach fünf Gelben Karten muss er auf Michael Dellinger verzichten. Im Sturmzentrum wird der „Iron Mike“ ziemlich sicher von Fabio Bozesan vertreten. Der traf ja nun auch schon vier Mal. Devin Angleberger und Nils Piwernetz kehren nach abgesessenen Sperren in den Kader zurück. Der ist beim FC 05 gut bestückt – und könnte trotzdem über den Winter Verstärkung bekommen.
Vor allem dann, wenn die Schnüdel als Tabellenführer das Jahr 2024 verlassen. Im Wissen, in 2025 wohl mit dem nächsten Knaller bei Bayern München 2 zu starten. Dieses Nachholspiel ist noch immer nicht terminiert. 600 Schlachtenbummler im Grünwalder Stadion zum Re-Start in einem Vierteljahr – das wäre doch mal ein paar schöne Gedankenspiele wert…