AUBSTADT / SCHWEINFURT – Dienstagabend rückte der FC Bayern München 2 mit dem 3:0 im Nachholspiel gegen Greuther Fürth 2 den Schweinfurtern in der Tabelle der Fußball-Regionalliga wieder ein kleines bisschen näher. 2025 im Nachholspiel gegen die Unterfranken können die Oberbayern durchaus noch den Herbstmeister-Titel nachholen.
Kommenden Samstag nun folgt aber das, um was vor der jüngsten Begegnung im Grünwalder Stadion am Dienstag im V.I.P.-Zelt der Schnüdel ging: Das große Derby, den Rückrundenauftakt, 02.11., 14 Uhr, in der NGN-Arena. Der FC 05 will möglichst ein drittes Mal in dieser Saison den TSV Aubstadt schlagen, erstmals auswärts nun. Mittendrin statt nur dabei: Leonard Langhans.
Der Radmarkt Schauer unterstützte den regionalen und lokalen Fußball und drückt dem FC Schweinfurt 05 nicht nur im Derby die Daumen.
Der 26 Jahre alten Außenbahnspieler ist ein waschechter Würzburger, seine bislang beste Zeit – außer den fünf Jahren beim 1. FC Nürnberg bis zur U19-Bundesliga – hatte er jedoch ausgerechnet in Aubstadt. Also: Bislang. Besser als heuer in Schweinfurts war´s ja vielleicht noch nie. Dreieinhalb Jahre spielte Langhans im Grabfeld, von Januar 2020 an erst einmal zur leidvollen Corona-Zeit. Ohne groß kicken zu dürfen, wurde er da vom Jugendspieler zum Erwachsenen.
Und zum Leistungsträger beim TSV. Wäre da nicht auch ein Wechsel zurück zu den Kickers naheliegend gewesen? „Das war nur mal ein kleines Thema“, will Langhans darüber nicht groß reden und sagt nur: „Ich wolte nicht die Aufstiegsspiele der Würzburger gegen Hannover 2 abwarten!“ Was so ein bisschen darauf schließen lässt, dass die Rothosen vielleicht selbst abwarten wollten, in welchen Regalen sie sich bedienen.
Er spricht lieber vom guten Draht zum FC 05, spürte in frühen Gesprächen das „brutale Vertrauen“ vom Trainer. Victor Kleinhenz kannte er ja schon aus gemeinsamen Zeiten in Aubstadt. „Und ich wusste auch früh, wer noch alles kommt und bekam meine Rolle beim FC 05 aufgezeigt. Bei den Kickers hätte ich nicht sicher planen können.“ Und so ist er nun eben Bestandteil einer größeren Fahrgemeinschaft aus Würzburg, statt aus dem Stadtteil Frauenland zu Training oder spielen radeln zu können.
Der Verkehrszeichenhersteller Schilder Ortner unterstützt den lokalen und regionalen Fußball und drückt beiden Teams die Daumen.
Nach der Jugendzeit in Nürnberg mit auch anderen späteren Aubstadt-Spielern wie Tim Hüttl, Philipp Harlass, Lukas Wenzel oder dem inzwischen als angehender Lehrer in Wasserburg gelandeten Ben Müller wechselte Leonard Langhans zu den Kickers 2 zurück, machte sein Abitur in der Heimat und studiert inzwischen im neunten Semester Betriebswirtschaftslehre. Bald ist er fertig, denkt aber gar nicht daran, den Fußball künftig hinten anzustellen. „Ich bin im besten Alter und will das Bestmögliche heraus holen.“ 3. Liga nicht ausgeschlossen. Sein Vertrag beim FC 05 endet zunächst mal kommenden Sommer. Was dann kommt? „Das Geschäft ist schnelllebig. Aber es gibt keinen Grund, nicht in Schweinfurt zu bleiben.“
In Würzburg war Langhans formell Profi, stand aber nur zwei Mal im Kader der Drittliga-Mannschaft, ohne bei Werder Bremen 2 oder zuhause gegen Hansa Rostock zum Einsatz zu kommen. „Das hätte bei den Kickers anders laufen können“, weiß er. Sein Wechsel nach Aubstadt entpuppte sich als Glücksfall mit einer schönen Zeit in einem guten Umfeld und endlich ganz viel Spielpraxis.
Mit Bekannten und seiner Freundin unternimmt Leonard gerne etwas. „Kaffeetrinken in der Innenenstadt“ nennt er als größtes Hobby und will „irgendwann mal ein Café in Würzburg eröffnen“. Vorher stehen im Fußball große Ziele an. Aufstieg in die 3. Liga? „Es mag wie eine Floskel klingen, aber wir schauen von Spiel zu Spiel. Es hilft ja nichts, wenn wir uns heute schon vornehmen, die Partie Ende November gegen Bayreuth zu gewinnen – und wenn wir dann die vier vorher verlieren.“
Aus den dreieinhalb Jahren in Aubstadt sind ihm vor allem der Halbfinal-Pokalsieg gegen 1860 München („beim Elfmeterschießen bin ich nicht angetreten, da hatte ich einen Krampf“, sagt er heute grinsend) im Gedächtnis geblieben, negativ das anschließende Finale in Illertissen, als sich Michael Dellinger beim Warmlaufen schwer verletzte und der TSV dann unnötig verlor. Eines unserer Bilder zeigt Langhans gegen den Löwen Richard Neudecker. An einem Ort, an den es am Samstag zurück geht.
„Dort peilen wir unseren dritten Sieg gegen Aubstadt en und endlich den ersten Derbyerfolg auswärts. Da wird es nach den Niederlagen in Bamberg und in Würzburg nun mal Zeit“, weiß Trainer Victor Kleinhenz. „Wir sind gut in Schuss und trauen uns das zu, endlich mal unsere reisenden Fans zu beschenken. Galligkeit, Spielfreunde und ein klarer Kopf“ seien notwendig.
Nur hinter Nils Piwernetz steht noch ein Fragezeichen, ansonsten ist – bis auf ein, zwei leicht kranke Spieler – die volle Kapelle bereits zum Marsch. Offensiv läuft es wieder auf Mike Dellinger, Joshua Endres, Martin Thomann und Sebastian Müller zum Start hinaus. „Auch wenn Fabio Bozesan und Patrick Hofmann mit den Hufen scharren!“ Vier der genannten Angreifer haben eine Grabfelder Vergangenheit.
Der neue Presssprecher der Schnüdel, Jean-Marie Ullrich, übrigens wie Leo Langhans ein Würzburger, glaubt, dass 300 bis 400 Schweinfurter die Reise nach Aubstadt auf sich nehmen werden. Also die rund 45 Kilometer zum nähesten Auswärtsspiel des FC 05. Man darf gespannt sein, wieviele Anhänger den Tabellenführer unterstützen werden. Weit mehr würden bedeuten, dass sich vielleicht doch langsam eine kleine, aber vielleicht feine Euphorie entwickelt…