FATSCHENBRUNN – Ein toller Saisonstart mit zwei Siegen, dann ein leichter Einbruch, am Ende des Jahres wieder vier Dreier in den letzten sechs Partien – es war eine gute erste Serie für den SV Fatschenbrunn.
Erst recht wenn man bedenkt, dass der Dorfverein ja erst aufgestiegen in in die Schweinfurter Fußball-Kreisliga 2, in der das Team als ordentlicher Zehnter überwintert. In der Saison 2010/11 lief der SVF noch als Zehnter der B-Klasse ins Ziel.
Die Halbzeit-Fragen von www.mainfranken.news beantwortet Spieler Julius Neundörfer, der zusammen mit Niklas Fösel bester Torschütze ist – beide trafen je elf Mal.
10 Punkte sind perfekt, deren 0 der Oberflop. Wie bewertet Ihr Eure erste Saisonhälfte – und warum?
Julius Neundörfer: Ich bewerte unsere bisherige Runde mit einer 6. Als Aufsteiger stehen wir auf einem guten 10. Platz, mit 6 Punkten Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz, und sind weiterhin in Schlagweite zu den Mittelfeldplätzen. Meiner Meinung nach war in sehr vielen Spielen deutlich mehr für uns drin. In kaum einem Spiel waren wir unterlegen. Die mangelnde Chancenverwertung ist jedoch unser größtes Manko.
Welches war das bisher beste Spiel und welches das schlechteste? Und jeweils: Warum?
Julius Neundörfer: Ich würde von zwei besten Spielen sprechen. Einmal am 3. Spieltag zu Hause gegen den TSV Knetzgau. Hier war lediglich unsere mangelnde Chancenverwertung der Grund für die Niederlage. In der ersten Halbzeit hätten wir mit mindestens 3–4 Toren Vorsprung führen können und so den perfekten Saisonstart hinlegen können. Leider wurden wir in der letzten Minute in Person von Tim Wagner bestraft und standen am Ende ohne Punkte da.
Ergebnistechnisch und spielerisch war wohl das letzte Spiel vor der Winterpause unser bestes, gegen Hermannsberg-Breitbrunn. Hier hatte man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass wir das Spiel verlieren könnten.
Unser schlechtestes Spiel war zum Rückrundenauftakt in Hesselbach. Der Gegner hat uns klassisch den Schneid abgekauft. Obwohl wir aus vielen Erzählungen wussten, wie stark Hesselbach zu Hause sein kann, haben wir es wohl doch auf die leichte Schulter genommen – verdient verloren. Ich traue Hesselbach auch in der Rückrunde, basierend auf den letzten Leistungen, den Relegationsplatz zu.
Was hat Euch bisher in der Liga am meisten überrascht?
Julius Neundörfer: Das spielerische Niveau ist deutlich höher geworden. Du wirst auch immer öfter für kleine Fehler bestraft. In unserer Meistersaison haben wir gefühlt alle knappen Spiele gewonnen. In der aktuellen Saison haben wir hingegen viele Punkte abgegeben, obwohl wir definitiv nicht die schlechtere Mannschaft waren.
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Wer ist für Dich der Spieler der Hinrunde: Bei Euch und in der Liga?
Julius Neundörfer: Den einen Spieler gibt es für mich nicht. Aber wenn ich zwei oder vier Personen herausheben müsste, wären das für mich die beiden Fösel-Brüder, die nicht nur im Training Vollgas geben, sondern gefühlt jeden Tag Sonderschichten einlegen, um sich weiter zu verbessern. Zudem die beiden Youngster Felix Bittner und Julian Schütz: Beide sind gefühlt bei jedem Training dabei, und ihr Fortschritt ist beinahe wöchentlich zu sehen. Langfristig werden wir die Jungs definitiv in der ersten Mannschaft sehen.
Nach dem letzten Spieltag 2025 steht Ihr auf welchem Platz und erreicht den genau dann, wenn was passiert?
Julius Neundörfer: Wir wollen auf einem einstelligen Tabellenplatz stehen. Das gelingt, wenn wir unsere Chancen effektiver verwerten und defensiv weiterhin nicht mehr zulassen als bisher.
Was war für Dich DER außergewöhnlichste Moment der ersten Halbserie?
Julius Neundörfer: Da fällt mir nichts extrem Außergewöhnliches ein. Wenn überhaupt, dann unsere Aufholjagd gegen Rapid Ebelsbach nach einem 0:3-Rückstand. Das 3:3 in der letzten Sekunde hat schon richtig Spaß gemacht. Dafür lebt man als Fußballer – es hat sich wie ein Sieg angefühlt.
(Anm.d.Red.: Bei diesem Spiel war www.mainfranken.news live dabei. Die Bilder zeigen Szenen dieser Partie, aber auch Aufstiegsjubel vom Mai 2023. Von da ist auch der Videolink.)
An welches Deiner elf Tore erinnerst Du Dich sofort und gerne wieder?
Julius Neundörfer: Es war wirklich noch kein extrem besonderes dabei. Wenn dann vielleicht der Chip Elfmeter gegen den TSV Knetzgau. Gibt sogar ein Video… (grinst)
Bei welchem Auswärtsspiel hat´s Euch am besten gefallen und bei welchem Heimspiel waren die Gegner besonders gesellig?
Julius Neundörfer: Wir sind im Allgemeinen sehr froh, mit dem Aufstieg wieder mehr im Haßfurter Kreis unterwegs zu sein. Hier hat jeder über die Jahre viele Freunde und Bekanntschaften aufgebaut. Jede Woche trifft man auf dem Fußballplatz wieder einen „alten Freund“.
Die Geselligsten waren bei uns auf jeden Fall die Spieler vom Sportclub aus Hesselbach. Wie die, die über 50 Kilometern wieder nach Hause gekommen sind, weiß bis heute noch niemand.
Wird sich den Winter über im Kader etwas verändern?
Julius Neundörfer: Soweit ich es mitbekommen habe, gibt es im Winter keine Veränderung im Kader. Weder Zu- noch Abgänge.
Trainer Robert Bindig wird im Sommer nach drei Jahren den SV Fatschenbrunn angeblich verlassen. Wie entscheidend war er für den Erfolg der letzten Jahre?
Julius Neundörfer: Wichtig zu erwähnen ist, dass nicht nur Robert Bindig, sondern auch Julian Zehnder für unseren Erfolg der letzten drei Jahre verantwortlich waren. Sie hatten es auf jeden Fall nicht immer einfach mit so einem großen Kader. Was sie daraus gemacht haben, spricht für sich. Der Verein steht erstmals in der Kreisliga. Natürlich haben die Trainer einen großen Anteil am Erfolg. Den größten Anteil hat aber der gesamte Sportverein Fatschenbrunn. Über Jahre ist dieser Verein gesund gewachsen. Wie unser Vorstand diesen Verein lebt, ist einmalig.
Grundsätzlich ist die Struktur super. Dem Vorstand steht unser Beirat immer zur Verfügung, und Entscheidungen werden stets im Kollektiv getroffen. Der Sportverein steht immer über allem. Hier soll sich jeder wohlfühlen, und jeder achtet ein wenig auf den anderen. Das zeichnet den Verein aus. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind unsere Grundwerte. Diskriminierung, Rassismus und Hass spielen bei uns keine Rolle, und es wird sich aktiv dagegen eingesetzt, sollte jemandem etwas auffallen. Wir leben Inklusion, Respekt und Zusammenhalt – sowohl auf als auch neben dem Platz. Wenn das Umfeld, die Struktur und die Werte des Vereins stimmen, kommt der sportliche Erfolg von ganz allein.
Unter dem Video geht´s weiter…
Steht ein Nachfolger bereits fest?
Julius Neundörfer: Der Nachfolger steht mit Alexander Derra bereits fest.
(Anm.d.Red.: Derra kommt vom TV Ebern, Bezirksliga Oberfranken. Zuvor spielte und wirkte der heute 35-Jährige in Prappach oder Dampfach und spielte in Augsfeld und Gochsheim sogar in der Landesliga.)
Wirst Du dem Verein die Treue halten?
Julius Neundörfer: Ja! Ich habe das Gefühl, hier entsteht gerade etwas, dassüber die nächsten Jahre nicht schlechter werden kann.
Thema Nationalmannschaft: Sind Nagelsmanns Jungs auf dem Weg, um 2026 Weltmeister zu werden?
Julius Neundörfer: Lustig, über dieses Thema habe ich erst kürzlich mit einem Kumpel gesprochen. Ich muss sagen, dass die Nationalmannschaft nach der WM 2014 von Jahr zu Jahr langweiliger wurde – Stichwort „Graugänse“. Ich habe mir, bis auf die großen Turniere, keine Spiele mehr angeschaut, obwohl ich ansonsten immer Fußball schaue.
Julian Nagelsmann und auch Sandro Wagner haben die Nationalmannschaft jedoch wieder sehenswert gemacht. Wir sind auf jeden Fall auf einem sehr guten Weg. Ich gehe sogar davon aus, dass wir im Sommer bereits Europameister geworden wären, hätte der Schiedsrichter das Handspiel gepfiffen.
Zur Bundesliga: Bayern wird wieder Meister, Bayer nicht nochmal, soviel ist klar. Was fasziniert Dich am Profi-Fußball Deutschlands in dieser Saison? Eher die Ausgeglichenheit in der 2. Bundesliga?
Julius Neundörfer: Fällt mir jetzt nichts groß dazu ein. Würde ich mal auslassen die Frage (lacht)…
Beim FC Ingolstadt trainiert seit dieser Saison mit Sabrina Wittmann eine Frau. Könntest Du Dir sowas auch in Eurer Liga vorstellen – und kannst Du Dir vorstellen, mal ein Frauen-Team zu coachen?
Julius Neundörfer: Ich bin ein großer Befürworter davon, dass Frauen auch im männlichen Profifußball in verschiedenen Positionen vertreten sind. Warum auch nicht? Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass ein Mann grundsätzlich mehr Ahnung von Fußball oder anderen Dingen hat – das ist ein überholtes und veraltetes Weltbild.
Sabrina Wittmann beim FC Ingolstadt setzt diesen positiven Trend fort und ist ein inspirierendes Beispiel für die Integration von Frauen im Männerfußball. Ihre Arbeit zeigt, dass Fachkompetenz und Leidenschaft unabhängig vom Geschlecht gleichermaßen zum Erfolg führen können.
Vielfalt stärkt den Fußball insgesamt, weil unterschiedliche Perspektiven frischen Wind bringen und die Entwicklung fördern. Wenn jemand – unabhängig vom Geschlecht – die Expertise und Leidenschaft mitbringt, ist der Platz an der Seitenlinie oder in der Führungsebene genau der richtige Ort.
Wir danken für das Gespräch und wünschen für 2025 alles Gute!
www.mainfranken.news plant für die Winterpause so viele Halbzeit-Interviews wie möglich. Interessierte Vereine und Trainer, die wir noch nicht mit den Fragen kontaktiert haben, können sich gerne unter michael.horling@t-online.de melden – und werden dann bevorzugt behandelt.














