SCHWEINFURT – Ob die neuen Buslinien und Fahrpläne zum Imagegewinn der Stadtwerke Schweinfurt beitragen, das scheint höchst fraglich zu sein. Veränderungen seit diesem Jahr und dem 01.01. haben zu einer gewaltigen Lawine an Protesten geführt.
Der Autor dieses Textes hat an sich keine Berechtigung zur Kritik. Als maximal einmal im Jahr Busfahrer, vielleicht zum Volksfest, um dort keinen Parkplatz suchen zu müssen und eine Maß Bier (mehr) trinken zu können, belastet ihn das Thema nur am Rande.
Wobei freilich der Anreiz für den Kauf des Häuschens in Schonungen 2008 auch darin bestand, dass der Bus hoch auf den Berg fuhr und sich eine Haltestelle quasi direkt vor der Türe befand. Man wird ja auch mal alt. Diese Haltestelle ist nun weg, der Bus fährt seit Januar 2025 nur noch zur Schule nach oben, meidet jetzt aber Mainblick, Kreuzbergring und Schrotberg.
Wer sich in der Gegend auskennt: Von der Hauptstraße vor allem nach oben zu laufen, ist für ältere Menschen belastend. Wenn diese noch mit dem Auto fahren können, dann ist es ja gut. Oben am Berg wohnen aber eher die älteren Semester. Viele sind 80 Jahre alt aufwärts. Und die müssen nun anderweitig schauen, wie sie nach Schweinfurt oder nach unten ins Dorf kommen – oder eben eher wieder nach oben.
Da hilft es auch nicht, dass der Linienbus nun in den Tiefen Graben fährt, wo sich Aldi, Edeka und Netto-Getränkemarkt befinden. Ein Schweinfurter wird sich dahin kaum zum Einkaufen chauffieren lassen wollen, jemand vom Schonunger Berg wird seine Einkäufe nicht nach oben tragen können.
Bei den Kommentaren auf Facebook sticht dazu die Meinung von Marianne Mattausch, alleinstehend und älter, heraus, die auch am Berg oben wohnt. „Wie soll ich einkaufen, ich kann schlecht laufen? Bis jetzt konnte ich alles selber erledigen, aber jetzt muss ich immer jemandem um etwas bitten“, schreibt sie.
„Stadtbusnetz 2.0“ nennen die Verkehrbetriebe ihr neues Konzept und sprechen von einer „verbesserten, verständlicheren Linienführung und einheitlicherer Taktung. Stadtbusnetz 2.0. Einfach & Verlässlich“ soll es sein. Dafür mag es einige Gründe geben, auch für das neue Bezahlsystem. Bargeld für den Busfahrer, als Gegenleistung ein Schein und die Mitnahme – das war einmal.
Mit Apps, Bankkarte oder vorab erworbenem Ticket zu reisen, das hat seine Tücken, gerade auch wieder für die älteren Menschen. Zumal es die Prepaidkarte zum Jahresbeginn nicht (mehr) gab. Über die Kritik daran schreiben wir an dieser Stelle mal nicht, hier müssen noch Verbeserungen her und kann man sich ja an alles gewöhnen und sich anpassen. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Stadtwerke beschreiben die Vorteile wiefolgt: „Die kurzen, bisher getrennten Linien werden verknüpft, so dass sich eine Vielzahl neuer Direktverbindungen ergibt. Da alle Linien zur Hauptverkehrszeit einheitlich im 30-Minuten-Takt verkehren (Linie Bergl-Deutschhof im 15-Minuten-Takt), kann immer zur halben und vollen Stunde am Roßmarkt eine ideale Umstiegsverbindung in alle Richtungen gewährleistet werden. Bei vielen Linien wurde ebenfalls die Linienführung angepasst, dass Hin- und Rückfahrt auf der gleichen Fahrstrecke erfolgen. Alle Linien fahren unter einer neuen Liniennummer, diese sind fortan dreistellig.“
Hört sich gut an. Haltestellen wurden zudem so verlagert, dass die Entfernungen für die Bürger optimiert sein sollen. „200 Meter waren es bei uns vor der Unstellung. Nun sind es 600 Meter und mehr…“, schreibt Melanie Rumpel jedoch auf Facebook. „Die Zeittaktung eine Katastrophe. Am Hochfeld werden etliche Haltestellen nicht mehr angefahren. Ich werde auf jeden Fall mit dem Auto in die Stadt fahren. Die Parkgebühr ist billiger als der Buspreis. Halleluja…“, so Evelyn Morgenthaler.
In Sachen Tarif geht´s um Waben. Wer beispielsweise von Schonungen nach Oberwerrn will, springt über fünf davon und zahlt für eine Einzelfahrt 6,90 Euro. Die normale Einzelkarte von Schweinfurt nach beispielsweise Mainberg, Sennfeld, Dittelbrunn, Niederwerrn oder Bergrheinfeld kostet 3,20 Euro. Das dürfte okay sein. Auch wenn es genügend Stimmen gibt, die gerne einen Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) zum Nulltarif hätten. Um die Menschen in Massen in die Busse und weg vom eigenen Auto zu bringen. Doch würden dann die Kapazitäten reichen?
Das ist aktuell eher weniger das Thema. Anders als der Ärger über die Umstellungen. „Ich bin 43 Jahre fast täglich mit diesem Stadtbus gefahren, aber bei diesen ganzen Bullshit, mit Haltestellen streichen und diesen hirnverbrannten Bezahlsytem, habe ich echt kein Interesse mehr, in die Stadt zu gehen. Es tut mir für die Stadt Schweinfurt leid, aber diesen Stress brauche ich nicht mehr!“, schreibt Monika Pfrommer auf Facebook.
Im Sozialen Netzwerk werden die Veränderungen kritisiert. Im Stadtteil Bergl am Berliner Platz fielen Parkmöglichkeiten aufgrund der neuen Haltestelle weg. Am Friedhof wurden sechs Parkplätze geopfert, wenn der Bus dort nun hält, ist die Straße teilblockiert.
Für Frank Nägele ist das alles „der größte Mist, den die Stadt gemacht hat. Vor allem die Haltestelle am Kennedy Ring beim Edeka. Kurz vor der Ampel. Das bei dem ein oder anderen Busfahrer, der erst losfährt, dann blinkt…“ Ähnlich am Kaufland Richtung Hauptbahnhof, wo sich die von der Friedrichstraße verlegte Haltestelle nun „Am Kreisel“ (so der Name) befindet. „Richtig gefährlich“ sei die, meint Nina La auf Facebook.
Für Yvonne Binder-Derleth ist es eine „sinnlose Idee, die Haltestelle ´Heinrich-Winkler-Straße´ direkt vor einen Spielplatz zu versetzen, sodass auch absolut kein Auto mehr durchkommt, obwohl 100 Meter weiter vorne ein erst relativ neues Bushäuschen gebaut wurde mit Haltebucht für den Bus. Nun steht man am Spielplatz im Regen und darf hoffen, dass keinem Kind mal was passiert!“
Lisa Krines ist das alles eine „totale Verschlechterung auf ganzer Linie“. Heike Olschewski auf Facebook: „Ich persönlich habe für mich entschieden, dass der ÖPNV für mich in Schweinfurt keine Option mehr ist.“ „Wie mögt ihr eure Bürger?“, fragt Harald Laug in Richtung der Verantwortlichen und gibt gleich die Antwort: „Überhaupt nicht! Merkt man!!!“
Harte Worte hat Dominic Dürr parat: „Die einzige logische Erklärung für diese ganzen Pläne ist die, dass die Ersteller seit dem 1.4.24 dauerbekifft sind. Sorry, aber diese Pläne sind getreu dem Motto: Planlos geht der Plan los.“ Auf den Punkt bringt es Karin Pfister: „Ich finde den neuen Plan einfach nur schlimm!“
Gerne darf an dieser Stelle diskutiert werden. Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!
Michael Horling
redaktion@mainfranken.news
Eine Antwort
Genauso ist es! Einfach nur schlimm!
Mich persönlich betrifft die ehemalige Linie 71 von/nach Schonungen.
Vorher konnte man 5:06 Uhr zuverlässig von Schonungen, Bahnhof zum Roßmarkt fahren und war pünktlich zum umsteigen 5:25 Uhr Richtung Maintal oder 5:32 Uhr Richtung Hafen Ost.
Jetzt ist das wie russisch Roulette! Vielleicht schafft man den Anschluss oder auch nicht.
Der Bus fährt jetzt von Schonungen, Bahnhof erstmal zum SCHULZENTRUM in Schonungen anstatt direkt nach Mainberg.
Warum? Wegen der vielen Schüler um diese Uhrzeit?
Wer diese Strecke kennt, weiß das da Verspätungen schon vorprogrammiert sind.
Mal etwas später von der Arbeit zu kommen, ist nicht schön, trotzdem das kleinere Übel.
Jeden 2/3 Tag zu spät am Arbeitsplatz zu erscheinen nicht vertretbar.