Räume der Kultur: Kulturmedaillen 2025 für Tommi Neubauer, Dr. Suse Schmuck und Jojo Schulz

Räume der Kultur: Kulturmedaillen 2025 für Tommi Neubauer, Dr. Suse Schmuck und Jojo Schulz
Foto: Petra Steinbach

WÜRZBURG – Seit 1995 verleiht die Stadt Würzburg jährlich bis zu drei Kulturmedaillen an Persönlichkeiten und Initiativen, die sich „in besonderem Maße ehrenamtlich, gemeinwohlorientiert oder fördernd um das kulturelle Leben der Stadt“ verdient gemacht haben, zitierte Oberbürgermeister Martin Heilig aus der entsprechenden Satzung.

Den diesjährigen Geehrten bescheinigte der OB in seinem Grußwort all diese Kriterien und dankte Ihnen herzlich für ihr jeweiliges Engagement. Sie seien als kreative Köpfe, Organisator:innen, Netzwerker:innen, Strippenzieher:innen oder Taktgeber:innen hervorgetreten und haben mit viel Esprit, Leidenschaft und Engagement zu einer lebendigen Kulturstadt Würzburg beigetragen. Alle drei Ausgezeichneten haben sich für Räume der Kultur und für Kultur in Würzburg stark gemacht. „Sie bewahren Orte mit Geschichte oder für Geschichten, sie bilden Erinnerungen, erschaffen Plattformen für Austausch und Begegnung“, so Heilig.

„Wie überaus passend, dass wir heute mit Dr. Suse Schmuck eine Denkmalpflegerin ehren, die sich maßgeblich für den Erhalt und die Restaurierung gerade dieses Gebäudes eingesetzt hat“, freute sich Oberbürgermeister Heilig darüber, dass die Verleihung der Kulturmedaillen dieses Jahr erstmalig im Festsaal des Mozartareals stattfinden konnte. „Mit diesem Areal hat Würzburg – mit dem Einzug des Mozartfestbüros, der Sing- und Musikschule sowie der Hochschule für Musik – nicht nur ein neues Zuhause für die Musik und Bildung gefunden, sondern auch ein Zentrum gewonnen, in dem ausgestellt, aufgeführt und sich getroffen werden darf – und das im Herzen der Stadt.“

Die Laudatio auf den ersten Preisträger dieses Abends, Tommi Neubauer, hielt sein Freund und Wegbegleiter Benjamin Haupt. Er lernte Neubauer 2010 in dessen damals noch in der Würzburger Neubaustraße ansässigen musik-butik kennen. „Durch Tommis Wirken war die musik-butik ein zentraler Vernetzungspunkt der Würzburger Szene. Bei Tommi Neubauer kommen Musiker aus der ganzen Region zusammen“, so Haupt. Er stellte besonders Neubauers Enthusiasmus heraus, mit dem er einen Gitarrenladen eröffnet, Konzerte veranstaltet, den Verein MainJazz mitgegründet und das erste Würzburger Gitarrenfestival ins Leben gerufen hat. „Und genau dieser Enthusiasmus trägt die Projekte, die Tommi beginnt und in denen er mitmischt.“ Seit 2017 veranstaltet er am neuen Standort der musik-butik die Darstädter Gitarrenkonzerte, seit 2023 ist er Kulturmanager im Keller Z87 und kuratiert dessen Konzertprogramm. Jazz in Würzburg sichtbarer, zugänglicher und lebendiger zu machen, ist das Ziel des 2018 von Tommi Neubauer mitgegründeten Vereins MainJazz. „Dass Würzburg heute auf internationalen Plattformen wie jazz-concerts.com als aktive Jazzstadt wahrgenommen wird, ist maßgeblich Tommis kontinuierlicher Hintergrundarbeit zu verdanken“, hob Benjamin Haupt hervor.

„Wer sie kennt, schätzt sie als durchsetzungsfähige und mutige Kämpferin für Städtebau und Denkmalpflege. Fundierte Kenntnisse und vor allem ein hohes Qualitätsbewusstsein für Architektur zeichnen sie aus“, mit diesen Worten beschreibt Laudatorin Petra Maidt die Preisträgerin Dr. Suse Schmuck.

Als Lehrbeauftragte für Architekturgeschichte an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt schulte sie von 1984 bis 2009 Generationen von angehenden Architekten in der Kenntnis historischer Baukunst von den Griechen bis in die Moderne. Die Anschauung vor Ort war ihr dabei wichtig, die Aura, die Details, die Wertschätzung und letztlich das Verstehen von Architektur. Denn, wie Schmuck in ihrer Dankesrede später selbst sagte. „Nur was wir wissen, sehen wir.“

Die Begeisterung für Architektur und ihr Engagement für das bauhistorische Erbe führten Suse Schmuck zu dem von Heiner Reitberger und Willi Dürrnagel gegründeten „Initiativkreis zur Erhaltung historischer Denkmäler.

„Neben ihrer Lehrtätigkeit begann sie mit eigenen Forschungen. Auf das Werk des vom Bauhaus inspirierten Architekten Peter Feile stieß sie durch Hinweise Reitbergers. Feile begeisterte sie so sehr, dass sie mit Recherchen zu dessen Leben und Wirken in Würzburg begann. Die Architektur der frühen Moderne wurde zu ihrem Forschungsschwerpunkt und ihrer Leidenschaft. Ihr Büchlein zu Würzburgs ehemaligen Gaswerk, erbaut im Stil der Neuen Sachlichkeit, erschien 1992 und führte zum Erhalt dieses Baudenkmals“, zeichnet Maidt den Weg Schmucks.

In der aus dessen Nachlass gegründeten Heiner-Reitberger-Stiftung zur Erhaltung historischer Denkmäler in Würzburg war Suse Schmuck von Anbeginn ehrenamtliche Mitarbeiterin im Vorstand und gab der Stiftung mit der durch sie initiierten Publikationsreihe „Hefte für Würzburg“ das bis dahin wichtigste Erscheinungsbild, so Maidt, die Gründerin der Stiftung.

Das erste „Heft für Würzburg“ erschien im Jahr 2001 über die Architektur des ehemaligen Mozartgymnasiums, kurz nachdem dieses seine Pforten als Schule schließen musste.

„Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass ohne das Wirken Heiner Reitbergers und ohne die Initiativkraft Suse Schmucks wir uns heute nicht in diesem wunderschönen Saal befänden“, zog auch Maidt eine enge Verbindung Schmucks zum heutigen Veranstaltungsort.

Genau 30 Jahre nach Heiner Reitberger erhält Dr. Suse Schmuck die Kulturmedaille der Stadt Würzburg – für ihr jahrzehntelanges Engagement für den Erhalt und die Wertschätzung der Baukultur in Würzburg.

Mit seiner Arbeit prägt Jojo Schulz die Würzburger Kulturlandschaft maßgeblich und steht beispielhaft für unternehmerischen Mut, kulturelles Engagement und gesellschaftliche Verantwortung, so ein Satz aus der Urkunde zur Kulturmedaille für Jojo Schulz.

Landtagsabgeordneter Patrick Friedl füllte seine noch etwas ungewohnte Rolle als Laudator mit Freude und zeichnete mehrere Parallelen der Lebensläufe von Laudator und Geehrtem.

Mit großem persönlichem Engagement setzt sich Jojo Schulz für die kulturelle Vielfalt in Würzburg ein. Als Betreiber der Posthalle schuf er einen Ort, an dem Konzerte, Partys und ein vielfältiges Kulturprogramm zusammenfinden. „Die Posthalle steht dank Dir für echte kulturelle Vielfalt: ein kuratiertes Programm, das von Konzerten über Partys und Poetry Slams bis hin zu Lesungen und Flohmärkten reicht“, so Friedl. Schulz habe mit seiner Arbeit Maßstäbe gesetzt für eine lebendige, inklusive und teilhabeorientierte Stadtkultur. „Kultur ist für dich ein Grundbedürfnis. Ein Raum, in dem Menschen sein dürfen, wie sie sind“, beschreibt Friedl den Geehrten, dessen Weg ihn in den letzten 30 Jahren vom Jugendkulturhaus Cairo über das Autonome Kulturzentrum AKW zur Posthalle führte. Jojo Schulz stehe für ein Verständnis von Kultur, das weit über den Begriff „Veranstaltung“ hinausgehe. Und er habe gezeigt, dass Veränderung möglich ist, wenn man sie mit Herz, Ausdauer und Mitgefühl angehe.

Alle drei Preisträger fanden in ihren Dankesreden warme Worte für ihre Mitstreiter, ohne die ihr jeweiliges Schaffen so nicht möglich gewesen wäre.

Kulturreferent Benedikt Stegmayer führte durch den Abend, verband Laudationen, Urkunden- und Medaillenübergaben und Dankesreden der Geehrten in lockerer Form. Musikalisch untermalt wurde der Abend vom Violinen-und-Gitarren-Duo Buffy & Degner.

Auf dem Bild: Geehrte und ihre Laudatoren – Oberbürgermeister Martin Heilig, Laudatorin Petra Maidt, Dr. Suse Schmuck, Tommi Neubauer, Laudator Benjamin Haupt, Jojo Schulz, Laudator Patrick Friedl (v.l.)
Foto: Petra Steinbach

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