SCHWEINFURT – Wenn man dem Wetterbericht Glauben schenkt, dann dürfte eigentlich niemand freiwillig am Samstag das Haus verlassen und 90 Minuten – noch dazu ohne Dach – im Freien stehen wollen. Rechtzeitig vor dem an sich tollen Jahresfinale der Schnüdel ist der Winter da – oder zumindest der Gruselherbst.
Nichtsdestotrotz will der FC 05 spielen. Noch zwei Mal. Jeweils zuhause. Und dann sollten die Leute auch kommen. Das gegen Bayreuth am Freitag danach ist ein echter Schlager, die Partie diesen Samstag gegen Eintracht Bamberg nicht minder interessant. Der Tabellenführer der Fußball-Regionalliga lädt ein. Bis zu 2000 Zuschauer erhofft sich der FC 05. „Auch wenn die Leute auf den Dörfern samstags die Straße kehren müssen. Dafür ist der unterklassige Fußball in der Winterpause. Die Leute haben also Zeit“, denkt Trainer Victor Kleinhenz.
Zehn Niederlagen in den letzten 13 Spielen, nur der eine Sieg in Burghausen, Abstiegsplatz 17. Und dann hat auch noch die Fanszene das Aktivsein eingestellt und die Auflösung beschlossen: Aus der Basketball- und Bierstadt Bamberg kommen die Gäste um Ex-Schnüdel-Coach Jan Gernlein mit langen Gesichtern. Mutmaßlich ohne viele Anhänger. Dennoch sieht der Verband in dem Derby ein Risiko-Rot-Spiel, weshalb die Tickets zwei Euro mehr kosten. Schlicht weil der FC 05 Sicherheitskräfte beschäftigen muss, die – wie jeder weiß – aber gar nicht gebraucht werden. Zurück zum Sportlichen…
Die Domreiter haben die Schweinfurter eiskalt zwei Mal zuhause geschlagen diese Saison. Erst in der Liga, dann im Pokal beim Rauswurf des Favoriten. Jeweils sogar verdient, aber aus Sicht des beide Male führenden FC 05 komplett unnnötig. Nun gut, der Weg in DFB-Pokalrunde eins (in Bayern stehen neben Bamberg noch Illertissen und die Drittligisten Unterhaching und Ingolstadt im Halbfinale) führt auch über die Meisterschaft in der Regionalliga. Drei Punkte bei der Eintracht hätten nun jedoch ein kleines Polster bedeuten können.
Die Revanche muss so oder so glücken. „Wir sollten unser Spiel so gestalten wie die letzten daheim. Dann müssen wir Kontersituationen der Bamberger unterbinden, unsere Chancen besser nutzen und nach einem ersten Tor ein weiteres nachlegen“, hat Kleinhenz das Erfolgsrezept schon parat. Gut dass die Schnüdel bei Standards des Gegners viel besser stehen als im Sommer und Frühherbst… Zuhause stark sind sie eh: Acht Siege, ein Unentschieden, 25:8 Tore.
Personell fehlen Devin Angleberger nach Rot in Buchbach und Nils Piwernetz wegen der fünften Gelben Karte. Patrick Hofmann konnte wegen Krankheit am Mittwoch nicht trainieren, hingegen war der zuletzt krank fehlende Martin Thomann wieder völlig fit. „Er ist gut in Schuss und ein Kandidat für die Startelf“, sagt sein Trainer.
Zum Wetter passt das Spieltagsgesicht: Kühlinger, mit Vornamen Marcel, einst Jugend- und U23-Spieler der Schnüdel, dann erfolgreicher Stürmer der DJK Schwebenried, 2022/23 mit überragenden 29 Toren in der Landesliga. Mit jetzt erst 26 Jahren konzentriert er sich auf seine Posten beim FC 05 in der sportlichen Leitung und in erster Linie natürlich als Trainer der U19, die jüngst erst den Sprung in die höchste Spielklasse des Landes schaffte. Noch gehört die A-Jugend der Bayernliga an, ein letztes Mal spielt man diesen Sonntag zuhause um 13 Uhr gegen Illertissen.
Weil Marcel Kühlinger aus Grafenrheinfeld stammt, haben alle Bürger aus der einstigen Kernkraftwerk-Gemeinde am Samstag bereits freien Eintritt, sofern sie sich Tickets im Vorfeld in der Pizzeria Ai Due Galli holen. So lange der Vorrat reicht.
Kühlingers Glanztat als Spieler der Schweinfurter: Am 6. Mai 2017 wurde er bei einem Rückstand zehn Minuten vor dem Ende als blutjunger Spieler eingewechselt, als die Reserve im Landesligaspiel bei Viktoria Kahl zurück lagen. Und in Unterzahl war. Nur ein Sieg sollte aber helfen, um den Aufstieg in die Bayernliga zu schaffen.
Und siehe da: Kühlinger kam, das 1:1 fiel – und in der 90. Minute traf er persönlich zum 2:1. Oben ohne jubelte er, mit zahlreichen mitgereisten Fans wurde danach in fast Hessen gefeiert. Der heutige mainfranken.news-Reporter war dabei und schoss schöne Fotos. Weitere aus der Karriere von Marcel Kühlinger, die beweisen, dass er ein kleiner Fallrückzieher-Gott war, sind hier ebenso zu sehen. Und das Plakat mit seinem Spieltagsgesicht findet man als Bannerwerbung auf dieser Seite.