„Sie tragen den Namen Würzburgs in die Welt“: Kulturpreis und Kulturförderpreise 2025 vergeben

„Sie tragen den Namen Würzburgs in die Welt“: Kulturpreis und Kulturförderpreise 2025 vergeben

WÜRZBURG – Wenn Begabung gefördert wird, sich mit Fleiß paart, Inspiration auf kreative Energie trifft und dazu möglicherweise noch ein Quäntchen Glück kommt, kann sich aus Talent Virtuosität entwickeln.

Die höchste kulturelle Auszeichnung der Stadt, der Würzburger Kulturpreis, wie auch die Kulturförderpreise, werden einmal im Jahr an Persönlichkeiten für deren eben hervorragendes künstlerisches Schaffen verliehen, das sich bereits virtuos etabliert hat oder auf dem besten Weg dorthin ist. Oberbürgermeister Martin Heilig überreichte den diesjährigen Kulturpreis und die Kulturförderpreise im Mozartareal, dem städtischen Haus der Kultur. „Dass Kultur in und aus Würzburg lebendig und überaus vielfältig ist, das zeigt sich bei unseren heutigen Preisträgerinnen und Preisträgern. Wir ehren einen Fotografen, eine Sprachkünstlerin, einen Cellisten und einen Illustrator. Sie prägen mit ihrer Kunst nicht nur das kulturelle Leben hier vor Ort, sondern weit über die Stadtgrenzen hinaus und tragen den Stadtnamen in die Welt“, stellte der Oberbürgermeister die Preisträgerin und die vier Preisträger vor.

Erkennen und erkannt werden

Frank Zauritz bereichert jetzt die Runde der Würzburger Künstlerpersönlichkeiten, die Trägerinnen und Träger des Kulturpreises sind. In dieser Runde finden sich Namen wie Emy Roeder, Wolfgang Lenz, Bertold Hummel, Yehuda Amichai, Curd Lessig, Dieter Stein, Norbert Glanzberg, Waltraud Meier oder Diana Damrau. Zauritz ist einer der gefragtesten Fotografen Deutschlands. Dass der Würzburger einen kleinen Lottogewinn machte und sich von den 1.550 D-Mark eine Nikon 3.0 kaufte, legte den Grundstein für seinen Erfolg. Irgendwann im Lauf seines Pressefotografen-Daseins bei Main-Post, Berliner Zeitung, Bildzeitung, da kam ihm der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker vor die Linse, in Badehosen und Schlappen in einem kaputten ostdeutschen Schwimmbad. Zauritz‘ erstes Promi-Porträt wird nicht veröffentlicht, doch plötzlich läuft’s. Und dann hatte er sie alle vor der Kamera, Politikerinnen und Politiker, Prominente aus Film, Musik und Sport: Obama, Gorbatschow, Merkel, Kohl, Schröder, Lindner, Jeff Goldblum, Sharon Stone, Rihanna, Wolfgang Joop, Nadia Auermann, Brigitte Nielson, Jack Nicholson, Ben Stiller, Matthias Schweighöfer oder auch den jungen Dirk Nowitzki.

Wie Laudator Walter Mayer sagte, ist Zauritz‘ Kamera eine Art „Lügendetektor“. Iris Berben lachend mit sich selbst fast eine Polonaise bildend, Sharon Stone in reduzierter Eleganz in sich ruhend, ein verletzlicher Oliver Masucci, Anna Ermakowa im Ozean treibend, ein distanzierter Helmut Kohl. Und Florian Silbereisen mit Tape an einen Sessel gefesselt? „Wenn man nur wenige Sekunden für eine Aufnahme hat, ist keine Zeit für leere Luft, Schwafeln, Lügen, Inszenieren. Dann begegnen sich nicht Star und Reporter, sondern Mensch und Mensch“, analysiert Mayer das Porträt von Barack Obama. Es ist der Mensch hinter dem Prominenten, den Zauritz mit seinen Fotografien für die Ewigkeit festhält. Er scheint ihr Innerstes zutage zu fördern und bleibt dabei freundlich, er entblößt nicht, sondern zeigt Facetten von Persönlichkeiten, sehr leise, sehr subtil, aber er erkennt sie. Und auch er selbst fühlte sich bei der Ehrung zum Würzburger Kulturpreisträger 2025 erkannt, wie er an diesem Abend im Mozart-Areal bescheiden zugab.

Wut auf Hermann Hesse

Frank Zauritz legt etwas frei, was auch für Rahel Behnisch gelten mag. Die Widmung für den Kulturförderpreis bezeichnet sie als „Sprachkünstlerin“. Wahrlich treffend setzt sie Worte und Sprache ein, berührt, verblüfft, macht Spaß und betroffen, irgendwie alles zugleich. Sie „verschlingt und produziert Worte und Welten, zieht das Publikum mit ihren zarten Bildern und gewaltigen Themen in den Bann. Die Menschen wagen es kaum zu atmen, wenn die Rabenpoesie den Raum einnimmt“, sagt Laudatorin Dr. Kathi Mock, ebenso treffend, und man versteht, wieso Rahel Behnisch später Kathi Mock und Pauline Füg dankt. Rahel Behnisch schreibt, moderiert, spielt Theater, ist Buchbloggerin, Literaturinfluencerin und liebt die Sprache.

„So sehr“, weiß Mock, „dass sie als Nebenjob in einer Buchhandlung arbeitet.“ Sie scheint nicht nur Literatur aufzusaugen, sondern sie dient ihr auch als Inspiration, als Steilvorlage. Für „Würzburg liest 2025“ war es ihr ein Bedürfnis, Hermann Hesses Narziss und Goldmund eine eigene Interpretation, der nicht im Roman erscheinenden und doch alles bestimmenden Figur, der Mutter Goldmunds zu widmen. „Es hat mich wütend gemacht, dass sie im Roman nicht auftaucht“, sagt sie und verblüfft dann das Publikum mit einer Kostprobe von tiefem Wissen um das Leben.

Große Karriere vorhergesagt

Robert Schlotter spricht Musik. Mit seinen 19 Jahren hat er bereits mehrere erste Preise mit dem Cello erspielt, unter anderem bei Jugend musiziert. Er spielt im VBW Festivalorchester, im Bayerischen Landesjugendorchester, im Bundesjugendorchester und tritt sowohl als Solist als auch mit dem selbstgegründeten Streichquartett auf in Sälen wie der Weimarer Halle, der Landesvertretung Thüringen, der Berliner Philharmonie, dem Erfurter Landtag, dem Schloss Schwarzenberg, dem Französischen Dom Berlin, dem Kloster Bronnbach. Das Talent hat er in die Wiege gelegt bekommen, früh erkannt und früh gefördert von seinen Musikereltern Michaela Schlotter und Rudi Ramming. Wie Laudatorin Regine Toyka-Blum ausführte, nahm Robert bereits mit fünf Jahren seinen ersten Cellounterricht bei Deanna Talens und ist seit 2022 Schüler des renommierten Musikgymnasiums Schloss Belvedere in Weimar.

Er absolviert regelmäßig Meisterkurse und erhielt kürzlich eine besondere Auszeichnung: Die Deutsche Stiftung Musikleben, deren Stipendiat er ist, stellte ihm ein Cello des armenischen Geigenbauers Leonidas Rafaelian zur Verfügung. Dessen preisgekrönte Instrumente werden von internationalen Stars gespielt. „Roberts künstlerische Reise“, prophezeite die Laudatorin, „wird ihn schon alsbald sicher auf ein internationales Podium führen.“ Robert Schumanns Kammermusikstück Adagio und Allegro, op. 70 mit Mutter Michaela Schlotter am Piano, als Intro der gesamten Veranstaltung gespielt, gibt dem Recht.

Illustration lädt zu Perspektivwechsel

Ein internationales Podium hat auch Janik Söllner. Dass ein Illustrator mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet wird, freute dessen Laudator Prof. André Rösler, Studiendekan der Fakultät Gestaltung der THWS, besonders. „Die Illustration wird im Kanon der klassischen künstlerischen Gattungen nicht immer auf Augenhöhe positioniert. Dabei ist sie eine visuelle Sprache, mit der wir kommunizieren und mit der wir unsere Position in der Gesellschaft verhandeln.“ Janik Söllner erhielt für seine Masterarbeit den Hans_Meid Förderpreis für Illustration, wurde mit dem Bergkristall geehrt, lehrt an der THWS Illustration und ist freiberuflich für nationale Magazine wie Die Zeit, Leo, das Hohe Luft Magazin, das Magazin der Süddeutschen Zeitung oder die Bloomberg Businessweek und vox tätig. Seit 2022 zeichnet er die wöchentlich erscheinende Kolumne der New York Times.

Diese Footnotes sind inhaltlich breit aufgestellt und thematisieren das gesellschaftliche und politische Leben in Amerika. Er kommentiert, bewertet, bezieht Position. Dabei sind seine Bilder „immer eine leichte und sympathische Stimme. Seine Zeichnungen begegnen uns mit einer stets konzentrierten, aber unaufgeregten Ästhetik. Zugleich sind sie überraschend, unerwartet und intelligent“, so Rösler. „Janiks Zeichnungen funktionieren als Einladungen zu einem Perspektivwechsel und schaffen die Möglichkeit, Brücken zu schlagen.“

Leicht, sympathisch, feinsinnig, unerwartet und intelligent: Diese Adjektive mögen für die Kunst aller in diesem Jahr mit den Kulturförderpreisen und dem Kulturpreis Geehrten gelten. Und sie brennen alle für ihre Sache und bestätigen wieder einmal Albert Einsteins Satz: Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat.

Auf den Fotos:

Applaus von OB Martin Heilig für: v.li. Kulturpreisträger Frank Zauritz, Kulturpreisträgerin Rahel Behnisch, die beiden Kulturpreisträger Robert Schlotter und Janik Söllner.

Und zum Schluss ein Selfie mit v.re. OB Martin Heilig, Janik Söllner, Rahel Behnisch, Robert Schlotter und Fotograf Frank Zauritz.

Fotos: Claudia Lother

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