Eigentlich dachten wir ja, mit der Sprengung der Kühltürme sei der große Auftritt von Grafenrheinfeld vorbei. Kein Dampf mehr, keine Silhouette, kein futuristisches Rauschen am Himmel. Das Atomzeitalter war Geschichte, und das Dorf schien optisch ein bisschen geschrumpft – zurück auf unterfränkisches Normalmaß.
Aber wie sich herausstellt, war das ein Irrtum. Der Lack mag weg sein, doch drunter ist blankes Leben. Grafenrheinfeld feiert Kirchweih, als gäbe es kein Morgen, lockt Tausende zum größten Erntedankfest der Region und hat mit fünf Wirtshäusern, Kulturhalle, Reitanlage, Badesee, Eisdiele und ordentlich Laufkundschaft mehr Leben im Ortskern als so mancher Stadtteil von Schweinfurt.
Wo andere Gemeinden schon froh sind, wenn der Bäcker noch nicht schließt, schäumt Grafenrheinfeld über vor Aktivität. Man möchte fast sagen: Der Ort hat die Energie einfach umgewandelt – von Atomkraft in Feierkraft.
Und ja, Solarpanele hat jetzt jeder. Aber fünf Wirtshäuser, die laufen, ein See, der glitzert, und eine Gemeinde, die lauter ist als jeder Kühlturm – das ist wahre Strahlkraft.
Fabian Riedner
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