KARLSRUHE – Das fünfte Saisonspiel der Tischtennis-Bundesliga beim ASC Grünwettersbach entfachte den Hoffnungsschimmer, dass es im neunten TTBL-Jahr des TSV Bad Königshofen auf dem Weg zum Ziel Klassenerhalt eine wichtige Weichenstellung gewesen sein könnte. Wobei dieser Gegner, den man in den vergangenen Jahren immer hinter sich lassen konnte, ein gewichtiges Wörtchen ganz vorne wird mitreden können.
Wenn er immer in Bestbesetzung antreten kann, was diesmal nicht der Fall war. Diesmal musste er auf seinen Japaner, Chinesen und Taiwanesen wegen Teilnahme an den Asien-Meisterschaften verzichten. Wozu ASC-Leithammel Ricardo Walther bekannte, dass „das keine Ausrede sein kann, weil es den anderen Teams nicht anders ergeht.“
Eine pikante Note war am Sonntag mit im Spiel, für viele daheim vor dem Bildschirm und die zwölf TSV-Fans vor Ort ein seltsam-nostalgisches Gefühl. Der leibhaftige Grund, dass der TSV Bad Königshofen überhaupt Teil dieser Tischtennis-Bundesliga ist, Kilian Ort, saß diesmal nämlich auf der anderen Seite als ASC-Chefcoach an der Box. Und hatte anderes im Sinn als die letzten mehr als 20 Jahre mit dem TSV-Emblem auf dem Anzug. Überhaupt nicht mit an Bord war TSV-Geschäftsführer Andy Albert, Kollege Matthias Braun auf einem Zuschauerplatz. Und die zwölf Edelfans verhielten sich viel zurückhaltender als üblich. Ein einziges Mal drangen zaghafte „Basti, Basti“-Rufe gegen die Übermacht der Hausherren durch, als Steger bei 11:10 den zweiten Gesamtmatchball hatte und mit 12:10 den Sack zumachte.
Drin war nach diesem emotional bepackten Treffen der erste Saisonsieg (3:0) gegen Grünwettersbach, das immerhin noch mit Apolonia für Portugal und Walther zwei Teilnehmer der demnächst stattfindenden Team-Europameisterschaft im Aufgebot hatte. Die Gastgeber haben durch Neuverpflichtungen und die Teilnahme an der Champions League (bereits 2. Runde) eine Riesen-Euphorie entfacht – und Kilian Ort mit Kusshand empfangen.
Dass Daniel Habesohn den Grundstein für den Königshöfer Sieg im ersten Einzel legen konnte, tat ihm persönlich genau so gut wie der Mannschaft, dem Verein und der Region insgesamt. Noch zudem gegen den gleichaltrigen, favorisierten Tiago Apolonia (39). Jeweils 9:9 stand es in den ersten drei Sätzen, von denen „Dany“ zwei gewann. Im Vierten setzte er sich von 5:5 zum 11:5 und damit zur 1:0-Führung für den TSV durch.
Zwei neue Bundesliga-Gesichter gab´s für die Zuschauer mit dem Königshöfer Andre Bertelsmeier (19) und dem „ASC-Wunderkind“ Emanuel Otalvaro (15) zu sehen: Ein Spektakel von jugendlichem Power-Tischtennis, bei dem der Königshöfer nur im zweiten Satz größere Probleme hatte, mit 8:10 zurück lag. Der junge Kolumbianer verließ aus ärmlichen Verhältnissen mit neun Jahren (!) ohne die Familie sein Heimatland Richtung Portugal und trainiert seither in Mirandela bei seinem Förderer Camillo. Wenn der ASC komplett ist, spielt er in der 3. Bundesliga Herren: gewiss eine ganz spezielle Art von Nachwuchsförderung.
Bertelsmeiers Sieg und damit die 2:0-Führung gaben der TSV-Führungskraft Bastian Steger den Steilpass, aber auch einen unabdingbaren Auftrag mit in die Box gegen den vergleichbaren ASC-Funktionsträger Ricardo Walther. Beide kennen sich aus dem Effeff und feierten als Nationalspieler viele gemeinsame Erfolge. Allerdings klang auch „Wenn nicht jetzt, wann dann“ irgendwie in den Köpfen der TSV-Sympathisanten mit. Wenn ihr „Basti“ nicht gewänne, könnte alles noch mal auf null gestellt werden. Es kamen fünf hart umkämpfte Sätze heraus und bei 12:10 im fünften die Becker-Faust bei Steger.
Tischtennis-Bundesliga: Grünwettersbach – Bad Königshofen: 0:3
Apolonia – Habesohn 1:3
9:11/11:9/9:11/5:11
Otalvaro – Bertelsmeier 0:3
7:11/11:13/5:11
Walther – Steger 2:3
8:11/11:5/11:13/11:7/10:12
Das nächste Duell für den TSV Bad Königshofen: Sonntag, den 26. Oktober, 15.30 Uhr, in der Shakehands-Arena gegen den aktuellen Tabellenführer Werder Bremen, der mit 8:2 Punkten startete.
Unser Bild zeigt Daniel Habesohn (links) zusammen mit Bastian Steger
Text und Foto: Rudi Dümpert