Spitze Zungen: Doppelt hält schlechter

Spitze Zungen: Doppelt hält schlechter
Foto: ChatGPT / künstliche Intelligenz

Es soll ja Leute geben, die mit ihrem eigentlichen Job so unzufrieden sind, dass sie unbedingt noch einen zweiten brauchen, um sich selbst zu verwirklichen. Den ersten behalten sie freilich trotzdem gern – finanzielle Sicherheit lässt grüßen.

Gerade im Journalismus gibt es dafür zahlreiche Beispiele, auch von Pensionären, die sich noch ein nettes Zubrot verdienen. Scherz beiseite – warum haben die Rentner jetzt nicht gelacht?

Ein aktuelles Beispiel liefert der öffentliche Dienst. Beim Landkreis Würzburg sitzt ein Pressesprecher, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Zuständiger für Interne Kommunikation. Ihm stehen stolze sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Seite. Sie liefern nahezu täglich Berichte und Fotos, mal ordentlich, mal gut. Ob es für diese Arbeit wirklich sieben Leute braucht, muss der Landkreis selbst wissen. Offenbar ist das Geld da.

Der Leiter selbst ist selten auf Terminen zu sehen. Texte und Bilder kommen fast ausschließlich von seinen Angestellten. Vielleicht liegt das daran, dass er sich lieber seinem Zweitjob widmet – als Schreiber für die Main-Post, den Liveticker des 1. FC Schweinfurt 05 und inzwischen sogar als Berichterstatter für den Kicker.

Zuletzt war er mittwochs in Ulm unterwegs. Selbstverständlich nur in seiner Freizeit, versteht sich: Urlaub, Überstunden – oder schlicht die Flucht aus dem trögen Amt hin zu dem, was ihm offenbar weit mehr Freude bereitet als das, wofür ihn die Steuerzahler im Landkreis Würzburg entlohnen.

Vielleicht ist das ja die wahre Innovation des Landratsamtes Würzburg: Man beschäftigt einen Pressesprecher, der lieber für andere schreibt, während seine sechs Mitarbeiter die eigentliche Arbeit erledigen. Ein Traumjob, wenn man es genau nimmt. Bezahlt von den Bürgern, bespielt von den Angestellten, genossen vom Chef. Und wenn ihm dann noch Zeit bleibt, darf er in ganz Deutschland über Fußball berichten – authentische Doppelmoral made in Unterfranken.

Sebastian Schmitt
redaktion@mainfranken.news
Foto: ChatGPT / künstliche Intelligenz

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