SCHWEINFURT – Unter dem Leitthema „Wir gestalten Zukunft – Innovation erleben, Technik proaktiv nutzen“ haben die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) und der Unterfränkische Bezirksverein des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) eine zweitägige Konferenz in Schweinfurt veranstaltet.
Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis präsentierten lokale Ideen und Innovationen, um globalen Herausforderungen zu begegnen. Außerdem feierte der Bezirksverein sein 100-jähriges Bestehen.
Die Aufgabenstellung der Konferenz war nichts Geringeres, als Ideen für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu diskutieren, um dessen Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und gleichzeitig globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und all seinen Folgen zu begegnen. Entsprechend vielfältig waren die Themen auf der zweitägigen Agenda mit mehr als 40 Fachvorträgen und Workshops: Von den Energiesystemen der Zukunft über Herausforderungen beim Recycling von Kunststoffen, von Praxisbeispielen für Wasserstoffwirtschaft bis zum Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Schule und bei der Gebäudesanierung – die Konferenz präsentierte einen Querschnitt, was Wissenschaft und Industrie in Unterfranken vorzeigen können. Gleichzeitig bot sie rund 20 Promovierenden der THWS eine Bühne, um ihre aktuellen Forschungsprojekte bei einem Poster-Speed-Dating zu präsentieren.
Welche Herausforderungen für die Region Unterfranken bestehen, war auch Thema der beiden Grußworte zum Start der Konferenz. Prof. Dr.-Ing. Jan Schmitt, Vizepräsident für Forschung und Gründung an der THWS, forderte die rund 250 Teilnehmenden aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft auf, die Konferenz dafür zu nutzen, ihren Blick zu weiten. Denn an der THWS sei gerade die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschenden einer der Erfolgsgaranten.
Caroline Trips, Präsidentin der IHK Würzburg-Schweinfurt, betonte, dass Deutschland nach wie vor die besten Ingenieurinnen und Ingenieure habe: „Wir müssen etwas dafür tun, dass es so bleibt!“ Die aktuelle Transformation, die gerade die Region Schweinfurt schmerzhaft zu spüren bekomme, sei auch eine Chance: „Druck ist positiv, er erzeugt Reibung – da passiert was!“ Sie hob das Potenzial der künstlichen Intelligenz hervor, dass in Deutschland bislang noch zu wenig genutzt werde und nannte die zukunftsträchtigen Studiengänge der THWS als Standortvorteil.
Am zweiten Tag der Veranstaltung hatte Dorothee Bär, Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt, via Videobotschaft eine ähnliche Botschaft: Sie hob die unverzichtbare Rolle von Ingenieurinnen und Ingenieuren für Innovationen hervor und betonte, Digitalisierung müsse vorangetrieben und künstliche Intelligenz verantwortungsvoll eingesetzt werden. Bildung, so Bär, sei der Grundpfeiler für diese Entwicklung.
Wie dies ganz konkret aussehen kann, erläuterten Referentinnen und Referenten in sechs parallel stattfindenden Vortragsserien. So stellte Dr.-Ing. Rainer Stetter den „Makeathon Smart Green Islands 2025“ vor: An diesem Bildungsworkshop zum Kernthema Plastikmüll nahmen 73 Hochschulen sowie 24 Firmen aus 36 Ländern teil. „Plastikmüll ist überall. In Deutschland wird viel davon recycelt, aber das Problem ist, dass er unsortiert entsorgt wird“, erklärte Dr.-Ing. Stetter. So entwarfen Teilnehmende eine auf KI basierende Programmierung für eine Drohne, die ein Gebiet kartographieren kann, um Müll aufzufinden. „Im zweiten Schritt könnten dann mobile Roboter an die betreffenden Stellen geschickt werden, um den Plastikmüll für das Recycling zu entfernen.“
Gründungsorientierung bieten
Prof. Dr.-Ing. Volker Bräutigam, Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen, präsentierte Überlegungen, um Innovationen von morgen zu beschleunigen. „Im vergangenen Jahr gab es rund 570.000 Gründungen in Deutschland. Für eine weltoffene, internationale Ausrichtung braucht es Orte für junge Gründerinnen und Gründer, sich auszutauschen, zu vernetzen und Ideen voranzutreiben.“ Das Startup-Lab Werk:Raum der THWS in der Schweinfurter Innenstadt biete eine solche Plattform. Hier können Gründungsbegeisterte von der ersten Ideengenerierung über Start-up-Beratung bis hin zum Beginn einer finanziellen Förderung unterstützt werden.
KI für alle Altersklassen
Marco Korn, Schulleiter des Würzburger Friedrich-Koenig-Gymnasiums, und Johannes Roßteuscher, Projektleiter bei der Stiftung Bildungspakt Bayern, stellten „KI@School“ vor: In diesem fünfjährigen Projekt werden an Modellschulen aller Altersstufen die Einsatzmöglichkeiten von KI untersucht, um individuelle Lernerfolge und damit mehr Bildungsgerechtigkeit zu ermöglichen. „Selbstständig im Alter leben im Jahr 2050“ – wie das aussehen könnte, diskutierten Workshopteilnehmende mit Prof. Dr. Ulrich Gartzke von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften. Oliver Mayer und Bert Miecznik von der Innovationsberatung Qreativraum skizzierten verschiedene Zukunftsszenarien, wie sich die Technologie- und Arbeitsmarktsituation in Unterfranken entwickeln könnte – und welche Schlüsselrolle die einheimische Wissenslandschaft dabei spielt. „Zukunft beginnt im Kopf – und in der Region!“, lautete der Appell von Bert Miecznik. „Lassen Sie uns gemeinsam die Modellregion Unterfranken entwickeln.“ Lucas Cayé von den VDI Young Engineers schlug den Bogen zur Ingenieursausbildung mit der Frage „Innovation@Risk?“. Er präsentierte Umfrageergebnisse, die Praxisnähe sowie Soft Skills als Grundzutaten einer erfolgreichen Ingenieursausbildung auswiesen.
„Als Hochschule freuen wir uns darüber, Gastgeber einer solch hochkarätigen Konferenz zu sein. Es besteht ein enger Austausch zwischen dem VDI Bezirksverein Unterfranken und der THWS“, so Hochschulpräsident Prof. Dr. Jean Meyer. „Mehrere unserer Professorinnen und Professoren engagieren sich in dem Verein.“ Dazu zählt auch der Vereinsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Winfried Wilke von der Fakultät Maschinenbau – er hatte gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. (emeritus) Christoph Bunsen die Konferenz organisiert.
Über die Organisatoren
Prof. Dr. Winfried Wilke ist seit September 2004 Professor an der THWS, damals noch Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Seit Oktober 2009 engagiert er sich im Senat und im Hochschulrat. Ab Oktober 2013 fungierte er als Vorsitzender des Senats sowie als stellvertretender Vorsitzender des Hochschulrats. „Ende September 2025 wird Prof. Dr. Wilke in den wohlverdienten Ruhestand treten. Die THWS dankt ihm für seinen langjährigen Einsatz und sein Engagement in der Entwicklung der Hochschule“, betont THWS-Präsident Prof. Dr. Jean Meyer.
Mitorganisator Prof. Dr. Christoph Bunsen ist bereits emeritiert, bleibt der Hochschule jedoch im Rahmen von besonderen Veranstaltungen weiterhin verbunden.
Über die THWS
Die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) zählt zu den größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern und steht seit ihrer Gründung im Jahr 1971 für hervorragende Lehre und angewandte Forschung. Mit rund 9.000 Studierenden, einem breit gefächerten Angebot von mehr als 60 Studiengängen sowie zwei Promotionszentren deckt die THWS ein weites Spektrum ab, das von Technik über Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Sprache bis hin zu Gestaltung reicht. Die THWS ist nicht nur regional in Franken und Bayern verwurzelt, sondern auch stark international ausgerichtet, was sich in zahlreichen Kooperationen und Austauschprogrammen weltweit und nicht zuletzt in einem vielseitigen englischsprachigen Studienangebot widerspiegelt.
Grußworte am Campus Ledward der THWS in Schweinfurt: IHK-Präsidentin Caroline Trips schwor die Teilnehmenden der zweitägigen Konferenz auf die Bedeutung von Innovation für den Wirtschaftsstandort Deutschland ein (Foto: THWS/Eva Kaupp)
Promovierende sowie Technologietransferzentren und Forschungsinstitute der THWS präsentierten ihre Arbeit neben Ausstellungsständen der regionalen Industrie (Foto: THWS/Eva Kaupp)
Von links: Prof. Dr.-Ing. Christoph Bunsen, IHK-Präsidentin Caroline Trips, Prof. Dr.-Ing. Winfried Wilke und THWS-Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Jan Schmitt (Foto: THWS/Eva Kaupp)
Speed-Dating für die Wissenschaft: Alle drei Minuten läutet ein Glöckchen und es geht weiter an den nächsten Ausstellungsstand (Foto: THWS/Eva Kaupp)
Praxisnahe Forschung – das bieten die Technologietransferzentren der THWS (Foto: THWS/Eva Kaupp)





