WÜRZBURG – 16 Absolventinnen und Absolventen des Kurses für Kirchenraumführerinnen und Kirchenraumführer haben am Sonntag, 14. September, ihre Ausbildung mit Probeführungen und Abschlussarbeiten beendet. Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran überreichte bei einer Feierstunde die Zertifikate.
Der Kurs entstand in Kooperation der Abteilungen „Fortbildung und Begleitung“ und „Kunst“. Geleitet wurde er von Dr. Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst, Dr. Agnes Rosenhauer, Fortbildungsreferentin im Fortbildungsinstitut der Diözese Würzburg, und Andrea Felsenstein-Roßberg, Referentin für Spiritualität und Kirchenraum i. R. „Sie helfen Menschen, Transzendenz zu ahnen, eine Sehnsucht nach dem Größeren zu spüren, eine spirituelle Tradition des jeweiligen Raumes zu verstehen“, sagte Ordinariatsrätin Dr. Christine Schrappe, Leiterin der Hauptabteilung „Bildung und Kultur“, im Wortgottesdienst in der Würzburger Schönbornkapelle.
„Wir waren sehr angetan, manchmal auch richtig beeindruckt“, sagte Felsenstein-Roßberg über die Neugier und Hingabe, mit der sich die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer eingebracht hätten. Zum Abschluss des Gottesdienstes verteilte sie Segensbänder mit der Aufschrift „Dich schickt der Himmel“, die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Klang der Domglocken gegenseitig anlegten.
Beim anschließenden Empfang im Burkardushaus dankte Generalvikar Vorndran den Absolventinnen und Absolventen für das Engagement. „Ich bin selbst überzeugter Kirchenführer“, sagte er. In Rom ausgebildet, habe er nach einigen Führungen entschieden, seine Notizen Zuhause liegen zu lassen. „Ich habe angefangen, nur davon zu erzählen, wofür ich brenne und was ich erzählen muss.“ Die Absolventen sollten sich und ihre Gäste nicht mit Jahreszahlen stressen. „Trauen Sie sich, all ihre Zettel zu Hause zu lassen und von dem, was angesichts der Räume in Ihnen ,über-fließt‘, zu erzählen!“
Der neu konzipierte Ausbildungskurs für Kirchenraumerschließung baut auf Erfahrungen auf. Im Bistum Würzburg sind schon seit Jahren engagierte Kirchenführer tätig, zum Beispiel im Dom und in vielen Pfarreien vor Ort. Neu an diesem Kurs waren die bistumsweite Durchführung, die einzelnen Probeführungen mit Rückmeldung und schriftlicher Arbeit sowie die Zertifizierung der Teilnehmer. Der Anspruch war, Kunstgeschichte, Theologie und Kirchenraumpädagogik zusammenzuführen.
Generalvikar Vorndran erinnerte daran, in welch schwieriger Situation sich die Kursteilnehmerinnen und
-teilnehmer für die Entdeckung und Vermittlung des Kirchenraums entschieden haben. „Wir stehen in einer Phase, in der wir uns von Kirchen trennen und einige sogar schließen müssen. Umso schöner ist es, dass Sie gelernt haben, die übrigen zu erschließen.“
Emmert griff ebenfalls die Immobilienkategorisierung der Diözese Würzburg auf. Einem sonst schwierigen Thema stehe nun ein so positives Ereignis entgegen, sagte er. Der Kurs sei auch für ihn eine „Win-win-Situation“. Er sei mit der Gruppe viel durch das Bistum gereist und habe neben Kirchenräumen auch „viele Leute kennengelernt, die für ihre Räume brennen“.
Rosenhauer dankte für die Unterstützung der Bistumsleitung und lobte die ökumenische Zusammenarbeit. Sowohl die Kolleginnen und Kollegen als auch die Kursteilnehmer hätten „einen Boden bereitet, auf dem jeder voneinander lernen konnte“.
Rainer Ziegler, Kurseelsorger i. R., dankte im Namen der Kirchenführerinnen und Kirchenführer den Organisatorinnen und Organisatoren mit persönlichen Worten. Das Einstreuen biblisch-theologischer Fundierungen während des Kurses sowie die zugewandte Gesamtorganisation durch Rosenhauer hätten zu Erkenntnisgewinn und Sicherheit beigetragen. Felsenstein-Roßberg sei „für jede Situation und Zielgruppe vorbereitet“ gewesen. Er beschrieb Emmert als jemanden „mit einem enormen Wissensschatz“.
Unter den entsandten Kirchenführern ist unter anderem Renate König aus Hergolshausen (Landkreis Schweinfurt). Sie ist bereits als Gäste- und Dorfführerin tätig und wollte mit dem Kurs ihr Wissen zu Kirchengeschichte, Symbolik und Spiritualität vertiefen. Alle Erwartungen hätten sich erfüllt, sagte sie. „Es hat mir die Augen geöffnet.“ Jetzt sehe und verstehe sie mehr, wenn sie einen Kreuzweg, Heiligendarstellungen oder einen Altar betrachte.
Marvin Grimm aus dem Würzburger Stadtteil Zellerau ist der Meinung, dass „Kirche als spiritueller Erfahrungsraum erhalten bleiben sollte“. Grimm ist 33 Jahre alt, Yoga-Lehrer und Erlebnispädagoge und erlebt Spiritualität vor allem in der Meditation. „Auch ein Atheist kann etwas in der Kirche fühlen, weil der Raum etwas mit ihm macht.“ Dafür brauche es nur eine persönliche Öffnung für das Erleben. Für Grimm waren vor allem die pädagogischen Elemente der Weiterbildung besonders wertvoll, sprich die hilfreichen Methoden, um mit dem Raum in Resonanz zu treten.
Auch Anja Mantel aus dem Pastoralen Raum Schweinfurt-Stadt war überrascht von den vielen neuen Eindrücken, die sie seit Anfang des Jahres sammeln durfte: „Was für Schatzkisten hier im Bistum Würzburg versteckt sind – an Leuten und an Kirchen!“
Auf dem Foto © Moritz Rosenhauer | Die Absolventinnen und Absolventen des ersten Ausbildungskurses für Kirchenführerinnen und Kirchenführer im Bistum Würzburg mit dem Leitungsteam sowie Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran (rechts) und Dr. Christine Schrappe, Leiterin der Hauptabteilung „Bildung und Kultur“ (2. von links).