FULDA / BAD KÖNIGSHOFEN – Keine zwei Bonuspunkte für Bad Königshofen im Kampf um den Klassenerhalt im Tischtennis-Derby in Fulda-Maberzell. Die den Grabfeldern so gut getan hätten nach zwei Auftakt-Niederlagen. Stattdessen zwei weitere Maluspunkte, welche die Aufgabe nicht leichter machen.
Am Ende sah es wie eine ganz klare Sache aus, 3:0, 9:4 Sätze, 134:119 Bälle, die es mitnichten war. Ins Auftakt-Einzel ging ja der nach Fulda zurückgekehrte Jonathan Groth als Favorit gegen Bastian Steger. Der Däne hatte zuletzt einen großen Sprung in der Weltrangliste auf Platz 22 gemacht und in Dortmund beide Einzel gewonnen. Während Steger jene epische 5-Satz-Niederlage in Grenzau nach sieben eigenen Matchbällen erst noch aus dem Kopf schaffen muss.
Es sah zunächst ja sehr gut aus. Er gewann Satz eins mit 11:8, vergab aber im zweiten bei 10:8 zwei Satzbälle, was ihm im dritten und vierten noch in den Klamotten hing. Bemerkenswert, welche Marotten und psychologischen Mätzchen vor dem Ballwurf beim Aufschlag dem einen Spieler erlaubt sind, während dem anderen ein Punkt abgezogen wird, wenn er den Ball nicht 16, sondern nur 15 cm hoch wirft. Was das Spiel vermutlich aber nicht entschied.
Dann wurde dem TSV-Youngster Andre Bertelsmeier (19) nach dem Olympiasieger Fan Zhendong die ehemalige Welt-Nr.1 Dimitrij Ovtcharov (37) vorgesetzt. Der auf Wiedergutmachung brannte nach seiner 0:3-Niederlage in Dortmund gegen den Dänen Anders Lind. Solange Andre auf der Welt ist, hat Dimitrij auf absolutem Top-Weltniveau gespielt. Auch diesmal war es eine gute Vorstellung des Jungen aus Hamm/Westfalen. Er war insgesamt aber weiter weg von einem Sieg als gegen Fan.
Dennoch spiegeln die nackten Zahlen nicht wider, wie nahe sein Niveau schon an dem des in Kiew geborenen „Dima“ schon ist. Besonders im dritten Satz, in dem er, auch ein Zeichen von Reife und Qualität, die ersten zwei klar verlorenen Sätze ausblendete, auf 9:2 davonzog und 11:7 gewann. In diesem Durchgang stimmten, frei nach Lothar Matthäus, „die Qualität und die Mentalität“ bei Bertelsmeier. Ein Satz, mit dem zwar nicht die Wende in seiner Partie und im Spiel insgesamt beeinflusst wurde, sehr wohl aber sein Selbstverständnis und seine Entwicklung. Mit „Steht auf für den TSV“ und weiteren Schlachtgesängen feuerten, nicht nur hier, unermütlich und lautstark die zahlreichen TSV-Fans an diesem Montagabend ihre Spieler an. Im vierten Satz rückte Ovtcharov die Relationen wieder zurecht, konnte Bertelsmeier nur bis 7:7 mithalten.
Und dennoch wäre die Wende noch herbeizuführen gewesen, wenn das Wäre und Hätte nicht das dritte Einzel von Filip Zeljko gegen den Linkshänder Fan Bo Meng bestimmt hätten. Das Spiel der beiden Dreier war für beide die Chance auf ihren ersten Sieg in der neuen Saison. Zeljko war ja in Grenzau nicht im Einsatz und hatte gegen Saarbrückens Fan Zhendong verloren. Gegen den Fuldaer Trainersohn, der anstelle des nicht verfügbaren Chinesen Kao Cheng Jui zum Einsatz kam, musste man Filip eigentlich einen Sieg zutrauen.
Danach hätte Bertelsmeier nicht gegen Groth spielen müssen, weil der verletzungsbedingt gegen Ruwen Filus ausgewechselt wurde und vermutlich leichter zu schlagen gewesen wäre. Dann wäre es mit dem Konjunktiv weitergegangen, hätte das Doppel der alten Füchse Steger/Habesohn den Sack zumachen können. Zeljko vergab aber im vierten Satz nach 10:8 noch drei Matchbälle und verlor den fünften nach 8:8 mit 8:11. Brutale Rückkehr vom Konjunktiv zur Realität, zur 0:3-Niederlage.
Ergebnisse:
Groth – Steger 3:1 (8:11/12:10/11:6/11:8)
Ovtcharov – Bertelsmeier 3:1 (11:6/11:8/7:11/11:8)
Meng – Zeljko 3:2 (8:11/12:10/8:11/11:13/11:8)
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Text: Rudi Dümpert für www.mainfranken.news