Manchmal fragt man sich, in welcher Parallelwelt die Stadt Würzburg lebt. Während Bürgerinnen und Bürger im Alltag für jedes kleine Versäumnis oder jede verspätete Abgabe sofort Konsequenzen zu spüren bekommen, nimmt die Stadtverwaltung für den Einbau einer schlichten Eingangstür ganze 30 Tage Verzögerung in Kauf – und erklärt dies lapidar mit „unvorhersehbaren Verzögerungen“.
Betroffen ist die Stadtteilbücherei Hubland, die nun bis mindestens 5. Oktober 2025 nur eingeschränkt geöffnet bleiben kann. Der Grund: umfangreiche Nacharbeiten beim Einbau der neuen Tür. An sich eine simple Aufgabe, die in jedem privaten Haushalt oder Bürogebäude innerhalb weniger Tage erledigt sein müsste, sorgt in Würzburg gleich für einen monatelangen Notbetrieb. Der Zugang erfolgt derzeit sogar über den Notausgang – ein absurdes Bild für eine Stadt, die sich gerne als moderne und zukunftsorientierte Kulturmetropole darstellt.
Die Konsequenzen tragen die Bürgerinnen und Bürger: kein „Open Library“-Service, eingeschränkte Öffnungszeiten und ein Betrieb, der alles andere als barrierefrei wirkt. Würde ein Unternehmen seinen Kunden erklären, dass der Eingang wegen einer Tür über Wochen gesperrt bleibt, wäre der Aufschrei groß. Im öffentlichen Dienst aber scheint man sich derartige Verzögerungen leisten zu können – ohne Rechenschaft, ohne Konsequenzen.
Gerade Bibliotheken sollen Orte der Begegnung, des freien Zugangs und der Bildung sein. Stattdessen liefert Würzburg ein Paradebeispiel dafür, wie kleinteilige Bürokratie, fehlende Planungssicherheit und mangelnde Priorisierung den Alltag der Bürger behindern. Für eine Stadt, die dringend um Akzeptanz und Nutzung ihrer kulturellen Einrichtungen werben müsste, ist eine solche „Türposse“ ein Armutszeugnis.
Fabian Riedner für www.mainfranken.news
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