Bezirkskonferenz der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken: Sozialpolitisch und strukturell die Weichen für die Zukunft gestellt

Bezirkskonferenz der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken: Sozialpolitisch und strukturell die Weichen für die Zukunft gestellt

KITZINGEN – Bei der Konferenz des Bezirksverbandes Unterfranken e.V. der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in der alten Synagoge in Kitzingen, so Stefan Wolfshörndl (Gerbrunn), AWO Bezirks- und Co-Landesvorsitzender, stelle man sozialpolitisch und strukturell die Weichen für die kommenden Jahre.

Turnusgemäß treffen sich knapp 100 Delegierte aus den AWO Gliederungen alle vier Jahre. Der Verband beschäftigte Ende 2024 rund 3.000 Mitarbeitende und betreibt über 90 Einrichtungen und Dienste.

„Herzensheimat Ehrenamt – Miteinander Zukunft gestalten“, das Motto der Konferenz, betonte in ihrem Grußwort die Kitzinger Bürgermeisterin Astrid Glos, passe gut. Schließlich würden die Stadt und die AWO im Freiwilligenzentrum WirKt eng zusammenarbeiten. „Die AWO“, fuhr sie fort, setze sich dafür ein, „Menschen sozial abzusichern und das Verantwortungsbewusstsein in der Gesellschaft zu stärken.“ Der stellvertretende Bezirks- und Kitzinger Kreisvorsitzende Gerald Möhrlein ergänzte: „Ich bin froh der AWO anzugehören, dem in Kitzingen thematisch am breitesten aufgestellten Sozialverband.“

Ehrengast und Co-Vorsitzende der AWO Deutschland, Kathrin Sonnenholzner, betonte, dass „in herausfordernden Zeiten mit hohem Erregungslevel, der Kampf für gute Sozialpolitik und der Erhalt der Demokratie – Urthemen der AWO – immer wichtiger werden: „Schlechte Sozialpolitik stärkt nur die Rechten.“

Bei vielen sozialen Themen fehle es nicht am Geld, sondern „am Willen denen oben zu nehmen und denen unten zu geben.“ In diesem Zusammenhang verwies sie auf die steigenden Kranken- und Pflegekassenbeiträge, „weil die Regierung weder bereit ist, die Corona-Milliarden zurückzuzahlen noch die Kassen von versicherungsfremden Leistungen zu entlasten.“ „Rüstungs- und Kommunalmilliarde gut. Aber wo bleibt die Sozialmilliarde“, forderte Wolfshörndl.

Corona und die Folgen – auch für die AWO keine leichte Zeit, das machten Wolfshörndl und Bezirksgeschäftsführer Martin Ulses deutlich. Die gute Nachricht für die Delegierten war: „Die Krise der letzten Jahre – mit schmerzhaften Schließungen und Insolvenzen – ist überwunden.“ 2024 habe man wieder positiv abgeschlossen, bei gleich mehreren Millionenprojekten wie dem Neubau des Johanna-Kirchner-Hauses in Marktbreit, die Sanierung des Wilhelm-Hoegner-Hauses in Kitzingen sowie die Erweiterung des Frauenhauses in Würzburg, so Ulses. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen habe man die wirtschaftliche Stabilität gewahrt. Wobei der Personalaufwand 67 Prozent der Gesamtkosten ausmache, Ausdruck tarifgebundener, wertorientierter Personalpolitik. Vier Einrichtungen, darunter die Geriatrische Rehaklinik in Würzburg und das InHotel Marktbreit, mussten schweren Herzens geschlossen bzw. übergeben werden – stets mit sozialverträglichen Lösungen für Mitarbeitende und Klient*innen.

Mit auf modernen Bedürfnissen angepassten Einrichtungen wolle man jetzt „gut in die Zukunft weiterarbeiten.“ Auch im Umgang mit dem Ehrenamt, ergänzte Wolfshörndl. „Wir müssen weg vom 100 Jahre alten Vereinsrecht und uns mehr auf die Bereitschaft der Menschen für projektbezogene Freiwilligenarbeit konzentrieren.“ Die enge Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt bleibe dabei ein Alleinstellungsmerkmal des Verbandes.

Zudem strebe die AWO Unterfranken nachhaltiges Wachstum an. Sie habe als bundesweiter Vorreiter im Sinne ökologischer Verantwortung eine CO₂-Bilanz aller Einrichtungen erstellt. Über ein Modellprojekt für betriebliche Altersvorsorge möchte sie die Attraktivität als Arbeitgeber noch steigern und eine Digitalstrategie entwickeln.

Für mehr Teilhabe junger Menschen in der AWO plädierte der Vorsitzende des Bezirksjugendwerks (BJW) der AWO, Johannes Barz. Seinem Antrag auf Stimme und Sitz für das BJW im Bezirksvorstand stimmten die Delegierten mehrheitlich zu. Ganz im Sinne der Ziele des BJW: Jungen Menschen Mitbestimmung zu ermöglichen, Demokratie zu lehren und so zu verhindern, dass „andere übernehmen – in eine ganz andere Richtung“.

Bei der Wahl wurden der Bezirksvorsitzende und seine Stellvertreter im Amt bestätigt. Neben Möhrlein (Kitzingen) sind das Harald Schneider (Karlstadt) und Stefan Rottmann (Schonungen). Ihnen zur Seite steht künftig die engagierte Gewerkschaftssekretärin und Sozialdemokratin Katharina Räth (Würzburg). Sie löst Irene Görgner ab, „das Herz der AWO schlechthin“, so Wolfshörndl. Die bisherige stellvertretende Vorsitzende trat nicht mehr an. Nach über 25 Jahren im Amt verabschiedeten Vorstand und Delegierte sie mit langanhaltendem Beifall.

Auf den Fotos:

  • Der Vorstand der AWO Unterfranken für die kommenden vier Jahre: Gerald Möhrlein (Kitzingen), Katharina Räth (Würzburg), Stefan Rottmann (Schonungen), Stefan Wolfshörndl (Gerbrunn) und Harald Schneider (Karlstadt).
    Foto: Dirk Baumann
  • Die Alte Synagoge in Kitzingen bot einen schönen Rahmen für die knapp 100 Delegierten bei der Bezirkskonferenz der AWO Unterfranken.
    Foto: Dirk Baumann

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