OERLENBACH – Nach rund einem Jahrzehnt Planung beginnt TransnetBW nun offiziell mit dem Bau der ersten bayerischen Streckenabschnitte der Gleichstromtrasse SuedLink.
Am Freitag wurde im Beisein von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sowie den Bundesministerinnen Dorothee Bär (Forschung) und Katherina Reiche (Wirtschaft) die Großbaustelle symbolisch mit einem Festakt in Oerlenbach eröffnet. Auf rund 130 Kilometern Länge wird im Freistaat in den kommenden Jahren ein Erdkabelsystem realisiert, das fünf Landkreise und 27 Kommunen durchquert – darunter auch mehrere Orte im Landkreis Bad Kissingen.
„Mit dem offiziellen Baustart wird deutlich, dass die Realisierung dieses Mammutprojekts in eine neue Phase eintritt – eine Phase, die für viele Menschen in unserer Region mit großen Herausforderungen verbunden ist“, sagte Landrat Thomas Bold am Rande des Festakts. Was bislang überwiegend auf Plänen existierte, werde jetzt sichtbar. „Der SuedLink ist zweifellos ein bedeutendes Projekt für die Energiewende – doch die Auswirkungen vor Ort sind massiv. Für viele Bürgerinnen und Bürger im Landkreis bedeutet der Bau eine tiefgreifende Belastung in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld, auch der Eingriff in die Natur ist an einigen Stellen enorm.“
Bold ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Bündnis Hamelner Erklärung“. Ein Zusammenschluss von Landkreisen, der die Planung von Stromtrassen fachlich und kritisch begleitet und die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertritt. Der Landkreis Bad Kissingen gehört dem Bündnis ebenso an wie die Gemeinde Oerlenbach.
Deren Bürgermeister Nico Rogge machte in seinem Grußwort deutlich, dass seine Gemeinde durch die überregionale Infrastruktur – Umspannwerke, Hochspannungsleitungen, Ferngasleitung, Autobahn, Bundesstraßen und Bahnlinien – ohnehin schon stark belastet sei. Deshalb habe die Gemeinde die SuedLink-Planungen „von Anfang an kritisch, aber auch fair begleitet“, so Rogge. „Wir können die Entscheidungen der Bundesnetzagentur und von TransnetBW bezüglich der Korridore und Leitungsverläufen nachvollziehen. Sie wurden fachlich sehr gut ausgearbeitet und begründet – auch wenn wir uns in der Sache manches teilweise anders gewünscht hätten.“ Bei der Planung seien wesentliche Belange der Gemeinde berücksichtigt worden.
Oerlenbach kommt im SuedLink eine besondere Rolle zu: Es ist die einzige Kommune, auf deren Fläche eine sogenannte Vorhabentrennung stattfindet (siehe „Hintergrund“ am Ende des Textes). Deshalb fordert Rogge: „Da unsere Gemeinde und unsere Region durch den SuedLink noch mehr belastet wird, sollte der Fokus auf eine faire und gerechte weitere Verteilung der zukünftigen Belastungen gelegt werden.“
Der Landrat erwartet zudem, dass die Projektträger ihren Verpflichtungen gegenüber den betroffenen Eigentümern, den Kommunen und auch der Natur konsequent nachkommen – „mit echter Dialogbereitschaft und konkreten Ausgleichsmaßnahmen im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung unserer Region.“ Bold macht deutlich, dass es nicht allein um technische Umsetzung gehe: „Es braucht jetzt vor allem Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Menschen, die von den Bauarbeiten direkt betroffen sind. Dazu gehört, dass Informationen offen kommuniziert und Entscheidungen nachvollziehbar getroffen werden.“
Er versprach, dass die Kreisverwaltung den Bauprozess weiterhin aufmerksam begleiten werde und dabei in engem Austausch mit TransnetBW sowie den betroffenen Gemeinden stehe. „Ziel bleibt es, die Umsetzung der Energiewende sozialverträglich und verantwortungsvoll für Mensch und Natur zu gestalten“, so Bold. Hierfür hat sich der Landkreis auch schon in der über zehnjährigen Planungsphase eingesetzt.
Hintergrund: SuedLink im Landkreis Bad Kissingen
Die Erdkabel des SuedLink gelangen von Norddeutschland mit ihrer Länge von rund 700 km in den Süden nach Bayern und Baden-Württemberg. Den Landkreis Bad Kissingen passieren zunächst beide Stränge des SuedLink von Münnerstadt kommend entlang der A 71 bis in das Gemeindegebiet Oerlenbach. Von dort verläuft ein Strang (sogenanntes Vorhaben 4) weiter nach Bergrheinfeld, während ein zweiter Strang (sogenanntes Vorhaben 3) nach Westen Richtung Großgartach (Baden-Württemberg) schwenkt.
Auf den Fotos:
- Symbolischer Baustart: TransnetBW beginnt mit dem Bau der ersten Streckenabschnitte von SuedLink in Bayern. Zu dem Festakt waren neben Ministerpräsident Markus Söder auch Landrat Thomas Bold (rechts) und Oerlenbachs Bürgermeister Nico Rogge (3. von rechts) geladen.
- Wollen sich weiter eng abstimmen: Landrat Thomas Bold im Gespräch mit Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (links) und Bundesforschungsministerin Dorothee Bär.
Fotos: Nathalie Bachmann

