LANDKREIS WÜRZBURG – Die Bergtheimer Mulde im Würzburger Norden gilt als eine der niederschlagsärmsten und trockensten Gegenden in Bayern, aber auch als fruchtbare Region für den Ackerbau.
Mit einer Gesamtfläche von rund 150 Quadratkilometern umfasst sie die Gemeinden Bergtheim, Oberpleichfeld, Unterpleichfeld, Prosselsheim, Kürnach und Hausen. Auf etwa 1.000 Hektar Fläche bauen Landwirte neben Getreide, Mais und Zuckerrüben vor allem Biogemüse für den regionalen Handel an. Zudem kultivieren sie Spezialitäten wie beispielsweise Pfingstrosen. In niederschlagsarmen Zeiten greifen die Landwirte zur Bewässerung der Felder auf Grundwasser zurück.
Landrat Thomas Eberth lud Vertreter verschiedener Behörden ins Landratsamt Würzburg ein, um über die Situation in der Bergtheimer Mulde zu informieren und um gemeinsam über mögliche Lösungsansätze und Alternativen zu sprechen. Anwesend waren Vertreter der Regierung von Unterfranken, des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg, des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg sowie der stellvertretende Landrat und Bürgermeister Alois Fischer aus Unterpleichfeld und Bürgermeister Konrad Schlier aus Bergtheim. Auch die beiden Vorsitzenden des Bewässerungsvereins Bergtheimer Mulde nahmen an der Runde teil, ebenso die untere Wasserrechtsbehörde am Landratsamt Würzburg und das Ingenieurbüro Röschert aus Würzburg.
Landrat Thomas Eberth betonte die Dringlichkeit, Klimaanpassungsstrategien zu erarbeiten, um einerseits das Wasserdargebot zu schützen und andererseits die regionale Lebensmittelversorgung sicherzustellen: „Es ist jetzt wichtig, die Nahrungsmittelproduktion durch die Unterstützung der Landwirtschaft zu sichern. Gleichzeitig müssen wir die Klimaanpassung vorantreiben, insbesondere durch den Schutz des Grundwassers sowie Maßnahmen gegen Starkregenereignisse und zu geringe Niederschläge. Darüber hinaus gilt es, den Artenschutz zu fördern und unsere Kulturlandschaft zu erhalten.“ Er erhoffe sich wertvolle Erkenntnisse durch die Ergebnisse der laufenden Machbarkeitsstudie, so der Landrat.
Zwischenergebnis der Machbarkeitsstudie zu nachhaltiger Bewässerung
Die durch das Ingenieurbüro Röschert erstellte Studie beschäftigt sich seit zwei Jahren mit den technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine künftige Bewässerung in der Bergtheimer Mulde, unabhängig von der aktuellen Grundwassernutzung. Laut der Studie ist die Region so bewirtschaftet, dass zusätzlich zum natürlichen Regen Wasser benötigt werde, um weiterhin Gemüse wie Kohl, Karotten und Einlegegurken anzubauen. Schätzungen zufolge seien dafür in Zukunft etwa eine Million Kubikmeter Wasser pro Jahr erforderlich – ein Wert, der bereits die zunehmende Trockenheit berücksichtigt.
Die Studie geht auf zwei mögliche Szenarien ein: Zum einen könnte Wasser im regenreichen Winter aus dem Main entnommen und in großen Speicherbecken zwischengelagert werden. Alternativ ließe sich Regenwasser in niederschlagsreichen Zeiten sammeln und in Trockenperioden zur Bewässerung nutzen. Die technischen Details wie Pumpen und Wasserspeicher sowie die Kosten sind noch zu klären. Die abschließenden Ergebnisse der Studie werden Anfang bis Mitte September erwartet.
Pilotprojekt zur Grundwassermessung: Funkzähler für mehr Transparenz
Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der Datenlage der Wasserentnahme sowie die Grundwasserüberwachung durch ein Pilotprojekt, das bei der Regierung von Unterfranken angesiedelt ist. Dabei werden vorhandene analoge Wasserzähler durch digitale Funkzähler ersetzt. So können die entnommenen Wassermengen zentral, digital und manipulationssicher dokumentiert werden. Die Daten der Pegelsonden zur Erfassung der Grundwasserstände und der Zählerstände werden automatisch erfasst und an eine Projektdatenbank übermittelt. Diese Datenbank wird mit entsprechenden Auswertefunktionen versehen und ermöglicht den örtlichen Behörden wie Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt einen umfassenden und belastbaren Einblick auch in die saisonale Entnahmesituation. Auch ein Abgleich mit den genehmigten Wassermengen lässt sich auf diese Weise schnell durchführen. Landrat Thomas Eberth erhofft sich auf der Grundlage dieser Daten Objektivität für den künftigen Diskussionsprozess.
Das digitale Verfahren bringt auch den Landwirten Vorteile, da es die vorgeschriebene Dokumentation erheblich erleichtert und emotionalen Druck von ihnen nimmt. Landrat Thomas Eberth führt aus: „Die Umstellung erfolgt auf freiwilliger Basis, das Projekt wird also gemeinsam mit den Landwirten umgesetzt. Es ist sehr erfreulich, dass sie der Digitalisierung der Wasserzähler offen gegenüberstehen und konstruktiv mit der Bevölkerung und den Behörden zusammenarbeiten.“
Für die Umrüstung kommen ausschließlich Brunnen infrage, die jährlich mehr als 5.000 Kubikmeter Wasser entnehmen. Das betrifft aktuell rund 80 Brunnen in der Bergtheimer Mulde. Zehn davon sind im Rahmen einer Testphase bereits mit digitalen Funkzählern ausgerüstet. Die Erfassung und Übertragung der Daten stellen eine Herausforderung dar, die es umsichtig und angepasst an die örtlichen Verhältnisse zu bearbeiten gilt, erklärt Projektleiter Gilbert Rüdiger. Verschiedene Zähler- und Übertragungsvarianten werden seit Frühjahr getestet, um die effizienteste und zuverlässigste Technik zu ermitteln. Die Regierung von Unterfranken plant, bis Ende 2026 den Großteil der relevanten Brunnen auf die neue Technik umzustellen.
Landrat Thomas Eberth ist sich bewusst, dass der Weg zur Umsetzung der Klimaanpassungsstrategie anspruchsvoll und mit Herausforderungen verbunden sein wird. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Maßnahmen erfolgreich realisiert werden können – insbesondere im Hinblick auf den Schutz der Wasserressourcen und die Sicherstellung der regionalen Lebensmittelversorgung.
Auf dem Bild: Mögliche Maßnahmen zur nachhaltigen Bewässerung und Grundwassermessung in der Bergtheimer Mulde wie hier in Unterpleichfeld (Symbolbild) werden derzeit von verschiedenen Behörden ermittelt. Aktuelle Informationen dazu gab es bei einer Pressekonferenz im Landratsamt Würzburg.
Foto: Ronald Grunert-Held