SCHWEINFURT – Im Hotel Ross am Georg Wichtermann-Platz, benannt nach dem vorletzten SPD-Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, passierte am frühen Freitagmorgen etwas, was wegweisend sein dürfte für die anstehenden Kommunalwahlen 2026. Nach 32 Jahren an der Macht scheint sich die Stadt gerade wieder von Schwarz nach Rot zu entwickeln.
Klar, der Wähler entscheidet erst im März nächsten Jahres. Und angesichts einer starken Unterstützung zuletzt für die AfD könnte auch da ein Kandidat durchaus Chancen haben. Aber aktuell bekommt man in Schweinfurt gerade zunehmend das Gefühl, das der nächste Oberbürgermeister den Namen Ralf Hofmann tragen könnte.
Der SPD-Mann hatte am Freitag seine Stadtratskollegen/-kolleginnen Marianne Prowald und Peter Hofmann an seiner Seite bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Als dann auch noch die zweite Bürgermeisterin Sorya Lippert sich an seine Seite setzte, konnte man schon etwas erahnen. Das Statement der CSU-Stadträtin war dann gleichermaßen deutlich wie beeindruckend.
„Politik war nie Selbstzweck für mich“, sagte die heute 71-Jährige, die aus der Großstadt Karatschi in Pakistan stammt und die vor rund 30 Jahren in die CSU eingetreten ist. Die sechsfache Mutter „wollte Verantwortung übernehmen und dachte, eine Heimat gefunden zu haben“. Als „grundsätzlich sehr konservativ“ bezeichnet sie sich.
Heute weiß sie: „Ich war nie laut genug in der CSU und habe vieles mitgetragen. Loyalität aber wurde zur Selbstverleumdung. Diesen Punkt habe ich erreicht. Ich kann nicht mehr einfach mitlaufen und trete deshalb heute aus der CSU aus.“ Lippert spricht von einer Entscheidung nach einem schleichenden Prozess, von „größer werdenden Gräben“, von „Rückzug statt Gestaltung“ – und dass sie dorthin gehe, „wo ich den Mut sehe für Gestaltung“.
Im anstehenden Wahlkampf will sie sich „engagieren, wo ich Haltung sehe“. Parteilos wird sie aber die aktuelle Legislaturperiode zuende bringen, dann für die SPD antreten. Für Ralf Hofmann ist das „ein Zeichen nach außen“. Nämlich dafür, dass es nur Gemeinsam geht, Brücken zwischen allen Menschen zu bauen. Dass die Bereitschaft zu Diskussionen da sein muss und dass der soziale Zusammenhalt in Schweinfurt eines der wichtigsten Themen der Zukunft ist. „Die Vielfalt unserer Stadt ist ein Schatz und eine Chance. Ich kenne Syrer und Türken, die die sich als echte Schweinfurter fühlen“. so Hofmann.
Nicht nur beim Thema Vielfalt fühlte sich Sorya Lippert bei der CSU nicht mehr aufgehoben. Sie nennt auch die fehlende Transparenz beispielsweise bei der nicht vorhandenen Bereitschaft von Teilen des Stadtrats, die Sitzungen streamen zu lassen oder der abgelehnten Aufzeichnung zur dauerhaften Verfügung. Und natürlich liegt ihr der Klimawandel am Herzen oder besser Maßnahmen dagegen, wie sie seitens der Stadt einfach nicht zur Genüge angegangen werden.
„Demokratie und Wohlstand sind keine Geschwister. Das Machtprinzip geht für mich nicht mehr. Unsere Gesellschaft befindet sich in der Transformation. Bei Ralf Hofmann und der SPD sehe ich den Mut zuzuhören und den offenen Blick auf Dinge“, sind weitere Sätze aus Lipperts Statement. „Vor einem größeren Publikum hätte das nun tosenden Applaus gegeben“, vermutet Ralf Hofmann.
„Ralf ist der bessere Kandidat“, sagte Lippert dann auch noch beim anschließenden Fototermin. Und sprach sinngemäß davon, dass ein Wandel im Rathaus her müsse und vor allem Schluss mit einem ständigen Herumeiern sein muss.
Der Wahlkampf in Schweinfurt ist spätestens jetzt eröffnet und dürfte nun noch spannender werden.
Das Bild zeigt von links: Marianne Prowald, Ralf Hofmann, Sorya Lippert, Peter Hofmann