MAINFRANKEN – Die Exportwirtschaft in Mainfranken verliert an Schwung: Die Industrie hat im Jahr 2024 spürbar weniger exportiert. Der Auslandsumsatz sank um knapp zehn Prozent auf 8,7 Milliarden Euro, rund 0,9 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr.
Auch insgesamt meldet das Verarbeitende Gewerbe laut Zahlen des Statistischen Landesamtes einen kräftigen Rückgang: Der Gesamtumsatz fiel um 8,1 Prozent auf 21,3 Milliarden Euro.
Besonders stark betroffen sind die Landkreise Rhön-Grabfeld und Haßberge. In ersterem brach der Export um 23 Prozent ein, in letzterem um 15 Prozent. Auch Kitzingen verzeichnet ein zweistelliges Minus von zwölf Prozent. In der Stadt Schweinfurt lag der Rückgang bei neun Prozent. Im Landkreis Main-Spessart gingen die Auslandsumsätze um acht Prozent zurück. Etwas bessere Ergebnisse wurden in der Stadt Würzburg erzielt: Hier stieg der Auslandsumsatz leicht um knapp ein Prozent. Im Landkreis Bad Kissingen sind es rund zwei Prozent Plus.
Exportquote sinkt – Standortwettbewerb wird härter
Mainfrankenweit sank die Exportquote von 41,3 auf 40,6 Prozent. „Die sinkenden Exportzahlen sind ein ernstzunehmendes Signal. Wir dürfen unsere Exportstärke nicht als Selbstverständlichkeit betrachten“, warnt IHK-Außenhandelsexperte Kurt Treumann. Die Zahlen würden eine deutliche Sprache sprechen. „Die mainfränkische Industrie kämpft mit enormem Gegenwind. Weite Teile der Industrie befinden sich zudem in einem Transformationsprozess, der viele Ressourcen bindet.“ Dazu kommt laut Treumann: Die Welt sei im Aufruhr mit so vielen Konflikten wie seit 1949 nicht mehr. Auch nehme der Protektionismus stetig zu. „Darüber hinaus bremsen hohe Energiepreise, ein schwacher Welthandel und wachsende bürokratische Vorgaben unsere Betriebe aus.“
Die Politik müsse dringend handeln, um den Industriestandort zu sichern. Dabei sei ein ganzes Bündel an Maßnahmen entscheidend: „Beispielsweise müssen Zollverfahren effizienter sein, Berichtspflichten weiter maßgeblich erleichtert werden und Förderanträge weniger komplex sein.“ Die Außenwirtschaft müsse aktiv unterstützt werden, indem neue Freihandelsabkommen zu strategisch wichtigen Märkten schneller umgesetzt werden, zudem müssten bestehende Handelsabkommen gestärkt und die staatliche Exportförderung ausgebaut werden, fordert Treumann.
Doch auch auf die Unternehmen kämen neue Anforderungen zu: Die Diversifikation der Absatzmärkte müsse weiter und schneller vorangetrieben werden. Dies betreffe insbesondere auch Märkte in Afrika oder Südostasien. Es gelte, die Bereiche Produktion und Logistik weiter zu digitalisieren. „Das Ziel muss sein, dass die Unternehmen resilienter werden, etwa indem sie regionale oder europäische Lieferketten weiter ausbauen oder gezielt Kooperationen mit Hochschulen und Start-ups eingehen.“
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