Grandioser Auftritt mit wort(irr)witzigem Feuerwe(h)rk: Kabarettist Wolfgang Krebs in Schwarzach am Main und nicht am „Golf of Bovorio“

Grandioser Auftritt mit wort(irr)witzigem Feuerwe(h)rk: Kabarettist Wolfgang Krebs in Schwarzach am Main und nicht am „Golf of Bovorio“

SCHWARZACH – Der aus Rundfunk und Fernsehen bekannte bayerische Kabarettist Wolfgang Krebs begeisterte das Publikum beim Abschluss des Kreisfeuerwehrfests in Schwarzach am Main am 26. Mai 2025.

Drei bayerische Ministerpräsidenten, dazu Hubert Aiwanger, Robert Habeck und ein gewisser Schorsch Scheberl auf einer Bühne – Kenner wissen, das kann nur einer sein. Wolfgang Krebs ist nicht nur ein Verwandlungskünstler und virtuoser Stimmenimitator, sondern ein urkomischer Wortkreator und -verdreher par excellence.

Es war eine geniale Idee der Schwarzacher Feuerwehr, den beliebten Bühnenkünstler für ihren Abschlussabend zu verpflichten, denn so mussten sich die Kommandanten, „Feuermelder, Feuerlöscher, Schlauchträger:innen, Brüderinnen und Brüder“ nicht selbst bedanken und mit Lob überhäufen, denn das war mit drin im Programm „Habe die Ehre – eine Bierzeltgaudi“.

Bayerns ältester noch lebender Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber oder besser, die sympathischste Version seiner selbst, machte in seiner ihm eigenen Ausdrucksform von Versprecherkaskaden Werbung für die Festschrift zu ihrem 150-jährigen Jubiläum und gleich mit für die Sponsoren.

Als Edmund im Ornat schwadronierte Krebs über die politischen Verhältnisse, über Friedrich Merz im „Kanzlerinnenamt“, die AfD („die blauen Flecken der DDR“), das BSW („eine Links-rechts-Kombination“), das, nein den „Kroko-Deal“ und die 37 % der CSU bei der letzten Bundestagswahl („ein Sch…ergebnis“). Mit der Märchenerzählung vom unabhängigen Bayernland übergab er die Bühne an seinen locker-flockig fränkischen Nachnachnachfolger Markus Söder.

Auch der amtierende weißblaue Regent hielt eine Lobrede auf die Feuerwehr, lästerte über seinen Vorgänger Horst Seehofer (erklärte dabei die vier Phasen eines Mannes), über Trump, Putin, den Länderfinanzausgleich und die Diskussion zur Abschaffung von Feiertagen („Wir in Bayern müssten für unsere Leistungen 5 Feiertage mehr haben!“).

Er träumte von einem Königreich Bayern unter Markus I. mit Feuerwehrlern aus Schwarzach als Pendant zur Schweizer Garde des Papstes, stellte eine königliche „Do-Do-Liste“ auf und kündigte eine Kündigung des bayerischen Staatsgebiets wegen Eigenbedarf an. Nebenbei fragte er sich, ob die Kitzinger Landrätin seiner Partei angehört („Bischof – das muss ja eine CSU-lerin sein!“)

Söders Stellvertreter in der Staatsregierung, Hubert Aiwanger, betrat die Bühne in Schützenuniform. Er lobte sich als Schutzpatron „gegen die da oben“ („Der bayerischen Regierung ist alles zuzutrauen. Ich muss es wissen, ich sitze selber drin.“) und eigentlichen Wahlsieger der Bundestagswahl. Er wolle die Donau in „Golf of Bovorio“ umbenennen und meldete selbst Ansprüche auf den bayerischen Thron an. Er sei ja schließlich auf einem Hof großgeworden und kenne sich mit „Odel“ aus.

Auch Horst Seehofer kam zu Wort(en) („Ich habe immer auch eine zweite Meinung.“) Ganz ernsthaft beklagte Wolfgang Krebs in dieser Rolle den Egoismus auf Social Media, warnte vor Ausgrenzung und Spaltung und schimpfte über die Behinderungen von Rettungskräften für Videos und Bilder. Auch hier folgte Lob für die Feuerwehr („Speerspitzen unserer Gemeinschaft, Miteinander statt Gegeneinander“).

Völlig unerwartet erhielt auch Robert Habeck einen Kurzauftritt („Die Grünen sind ihre eigene Opposition“), bevor er für die Energiewende an der Nordsee Watt fördern wolle.

Spitzfindigkeiten und skurrile Wahrheiten, gespickt mit Gags im Sekundentakt, könnte Wolfgang Krebs auch als Wolfgang Krebs präsentieren, doch aus dem Mund namhafter Politiker erzielen diese noch mehr Wirkung. Themen, die näher am Volk angesiedelt sind, lassen sich besser aus der Froschperspektive erzählen, doch auch hierfür hat der 58-Jährige eine Figur erschaffen.

Schorsch Scheberl ist Bürgermeister und Vorsitzender von allen 30 Vereinen in einem südbayerischen Dorf mit dem unaussprechlichen Namen Untergamszeißgrubenhaferlverdimmering. In bierseliger Erzähllaune gibt er die Feinheiten des dörflich-bayerischen Zusammenlebens zum Besten, von der Zusammensetzung von Baustilen in Neubaugebieten samt Ausgrenzung deren Bewohner bis zum alkohollastigen Wettbewerb der beiden Konfessionen um Kirchgänger.

Nach mehr als zwei Stunden und noch vielen weiteren Themen und begeisterten Lach- und Applaussalven war der Abend – leider – zu Ende. So ziemlich jedem der etwa 350 Besucher dürfte etwas anderes im Gedächtnis geblieben sein. Auswahl gab es ja reichlich. Schön, wenn auch eine ernsthafte Botschaft darunter ist, etwa: „Das Leben ist zu kurz, um es mit Hass und Neid zu vergiften.“ oder „Heute ist der richtige Tag für Nächstenliebe.“

Man sollte Wolfgang Krebs wieder einladen, vielleicht nicht morgen, aber spätestens in 150 Jahren.

Die nächste Gelegenheit, den Künstler in Mainfranken auf der Bühne zu erleben, bietet sich am Sonntag, dem 22. Juni 2025 um 11 Uhr beim Volksfest in Schweinfurt. Das Programm dort heißt „BAVARIA FIRST!“

Auf dem Gruppenbild: Als Söder holte Krebs das anwesende Orga- und Helferteam der Feuerwehr auf die Bühne.
Bilder: Manfred Spörl

Comments

No comments yet. Why don’t you start the discussion?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert