Ausstellung in Würzburg: Der Blick auf den Bauernkrieg im Wandel der Zeit

Ausstellung in Würzburg: Der Blick auf den Bauernkrieg im Wandel der Zeit

WÜRZBURG – Auch 500 Jahre nach Ende des Bauernkrieges ist die Auseinandersetzung zwischen „Bauern“ und Adel präsent – und das nicht nur in Würzburg. Mit einem ganzen Veranstaltungszyklus rund um den Bauernkrieg würdigt die Stadt Würzburg das Geschehen.

Die Ausstellung „Bilder des Bauernkriegs“ ist der gemeinsame Beitrag von Stadtarchiv und Staatsarchiv Würzburg zu diesem großen Jubiläum. „Der Titel mag überraschen,“ meinte Würzburgs Kulturreferent Benedikt Stegmayer lächelnd: Denn auf den ersten Blick würden viele Menschen Archive vor allem mit alten, verstaubten Schriftquellen in Regalreihen in Verbindung bringen. Doch dieses Zerrbild habe mit der Arbeit moderner Archive nichts mehr zu tun, weshalb für die Ausstellung im Spitäle viele visuelle Quellen zusammengetragen worden seien, die in an-deren Ausstellungen nicht zu sehen sind.

Gleichzeitig geht es in der Ausstellung aber um die Bilder im Kopf, die Vorstellung, die man sich in den vergangenen Jahrhunderten von dem Streben nach Freiheit der Bauern gemacht hat. Weniger als Rekonstruktion der Ereignisse, sondern eher als Projektionsfläche der eigenen Wünsche, so Stegmayer. Denn Florian Geyer, einer der Anführer der Bauern, wurde abwechselnd von linken oder rechten politischen Kräften in Beschlag genommen, so wie der ganze Bauernkrieg von den Nationalsozialisten ebenso in Anspruch genommen worden ist wie auch von den Kommunisten.

Aber natürlich präsentieren die beiden Archive nicht nur Bilder, sondern Quellen. Dabei wird etwa die bedeutende Handschrift von Lorenz Fries über die Ereignisse des Bauernkriegs im Original gezeigt. Auch die Forschungstradition zum Bauernkrieg in Mainfranken wird thematisiert, wobei sich die konkurrierenden Sichtweisen der beiden wichtigsten Würzburger Chronisten des Bauernkriegs, Lorenz Fries und Martin Cronthal, geradezu in einer Rivalität der Verleger der beiden Chroniken im 19. Jahrhundert fortzupflanzen schienen. Für die Zeit der Weimarer Republik sehen die Besucherinnen und Besucher Zeugnisse von Nikolaus Fey und Rudolf Schiestl und erfahren, wie NS-Gauleiter Otto Hellmuth Unterfranken zum „Bauerntraditionsgau“ stilisieren wollte.

Die abschließende Station der Ausstellung dokumentiert eindrücklich, wie präsent der Bauernkrieg auch heute im Stadtbild Würzburgs noch ist, sei es als Straßennamen oder Friese an Häuserwänden.

Die Ausstellung ist noch bis zum 9. Juni im Spitäle zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, jeweils 11-18 Uhr. Montags geschlossen.

Am 27. Mai findet ein Thementag zum Bauernkrieg statt. Beginn ist um 16 Uhr mit einer Führung durch die Ausstellung; im Anschluss (ab etwa 17.15 Uhr) werden zwei Vorträge im Wappensaal des Rathauses zu erleben sein. Anmeldung unter: poststelle@stawu.bayern.de .

Auf den Fotos:

  • Kulturreferent Benedikt Stegmayer eröffnet die Ausstellung zum 500. Jubiläum des Bauernkrieges. Foto: Christian Weiß
  • Dr. Alexander Wolz, Leiter des Staatsarchivs Würzburg führt in die Ausstellung ein. Foto: Heike Dellert

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