PROSSELSHEIM – Die Beteiligung an der Reaktivierung der Mainschleifenbahn und eine mögliche Ortsumgehung in Prosselsheim sind Mammutprojekte, die ihre Verwaltung vor enorme Herausforderungen stelle, wie Bürgermeisterin Birgit Börger beim Besuch von Landrat Thomas Eberth und einer Delegation aus dem Landratsamt betonte. Beide Vorhaben gleichzeitig zu stemmen, bedeute einen erheblichen Kraftakt.
Die Arbeitstreffen des Landrats in den Städten und Gemeinden sind seit vielen Jahren Tradition im Landkreis Würzburg. In offener Aussprache werden mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie der Verwaltung aktuelle Themen besprochen und Herausforderungen gemeinsam angegangen.
Planfeststellungsverfahren Ortsumgehung weiterhin in der Schwebe
Bei dem Arbeitstreffen im Prosselsheimer Rathaus hatte sich Bürgermeisterin Börger Neuigkeiten von Landrat Thomas Eberth und seinem Büroleiter Thomas Götz in dessen Funktion als Geschäftsführer der Mainschleifenbahn-Infrastrukturgesellschaft erhofft. Mit Blick auf die beiden Großprojekte befindet sich Landrat Thomas Eberth regelmäßig im Austausch mit dem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr. Eine Entscheidung im schwebenden Planfeststellungsverfahren für die Ortsumgehung ist aber auch nach der Förderzusage aus München für die Reaktivierung der Mainschleifenbahn noch nicht gefallen. Die Planfeststellung für die Ortsumgehung wäre eine gute Nachricht, auf die die Gemeinde seit Jahren wartet.
Birgit Börger kritisierte die zähen Fortschritte in den beiden Verfahren. Eines der Hauptprobleme sei aus ihrer Sicht, dass die beteiligten Behörden nicht oder nur mangelhaft untereinander kommunizieren würden. Bürgermeisterin und Verwaltung müssten immer wieder bereits zur Verfügung gestellte Unterlagen erneut zugänglich machen oder bekämen wiederkehrend Informationen nur in kaum verständlicher Juristensprache. Das überlaste inzwischen selbst erfahrene Verwaltungsmitarbeiter.
Sport-, Kameradschafts- und Feuerwehrverein derzeit mit Vakanzen im Vorstand
Gemeindeintern bereitet der Bürgermeisterin derzeit die Vereinslandschaft einige Sorgen. Bei mehreren Vereinen ließen sich derzeit keine Nachfolger für die vakanten Stellen in den Vorständen finden. Drei der vier Vorstandsmitglieder des TSV seien bei den Neuwahlen im März nicht mehr angetreten, Nachfolger hatte es keine gegeben. Auch der Soldaten- und Kameradschaftsverein Püssensheim sowie der Feuerwehrverein Püssensheim seien derzeit ohne Vorstand. Laut Bürgermeisterin Birgit Börger sei es zunehmend schwieriger, Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, die Verantwortung in den Vereinen übernehmen wollten.
Landrat Thomas Eberth bestätigte, dass Prosselsheim nicht die einzige Gemeinde im Landkreis sei, die vor solchen Schwierigkeiten stehe. Die Servicestelle Ehrenamt am Landratsamt ist für die Vereine auch in solchen Fällen ein geeigneter Ansprechpartner. Die Mitarbeiterinnen sind auf Nachwuchsgewinnung, aber auch die Fortbildung und Beratung von Vereinen spezialisiert und können nützliche Perspektiven aufzeigen.
Insgesamt erfreulich sei für die Gemeinde die Ansiedlung einer Niederlassung des Start-ups für zukunftsfähige Energiesysteme „1Komma5°“. Bürgermeisterin Birgit Börger nutzte den Besuch des Landrats, um mit dem Geschäftsführer Christian Pfeuffer den Spatenstich auf dem Betriebsgelände am Ortsausgang des Gemeindeteils Püssensheim in Richtung Dipbach nachzuholen.
Landrat Thomas Eberth zeigte angesichts der großen Herausforderungen Verständnis für die Gemeinde. „Wir müssen aufpassen, dass wir mit dem zunehmenden Verwaltungsaufwand und unserer deutschen Nachweis-Wut die Kommunen nicht lähmen“, so Eberth. „Kleinere, nicht selbstverwaltete Gemeinden können die Vielzahl an Aufgaben zum Teil nicht mehr leisten.“ Bei Problemen stünden der Landrat und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts den Gemeinden jedoch immer zur Verfügung.
Auf den Bildern:
1: Arbeitstreffen zwischen Vertretern des Landkreises und der Gemeinden sind im Landkreis Würzburg seit Jahren Tradition. Zum Besuch am Rathaus in Prosselsheim fanden sich ein (von links): Gemeinderätin Anke Spiegel-Vogelsang, Landrat Thomas Eberth, der Leiter Regionalmanagement, Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung Rico Neubert, 2. Bürgermeister Rainer Landauer, Bürgermeisterin Birgit Börger, der Leiter des Landratsbüros Thomas Götz und Gemeinderat Reiner Eberth.
Foto: Christian Schuster
2: Die Ansiedlung des Unternehmens „1Komma5°“ ist eine erfreuliche Nachricht für die Gemeinde Prosselsheim. Zum nachgeholten Spatenstich auf dem Gelände am Ortsende des Gemeindeteils Püssensheim waren anwesend (von links): Rico Neubert, Wirtschaftsförderer am Landratsamt Würzburg, Landrat Thomas Eberth, Bürgermeisterin Birgit Börger, Thomas Götz, Leiter des Büros des Landrats, Geschäftsführer von „1Komma5°“ Christian Pfeuffer, Vertriebsleiter Linus Pfeuffer und Architekt Otto Kurt Laumer.
Foto: Christian Schuster

