DÜSSELDORF / BAD KÖNIGSHOFEN – Die Bühne war bereitet. Playoff 2.0, wieder gegen Borussia Düsseldorf. Wieder ein volles Haus Shakehands-Arena mit knapp 1000 Zuschauern. Der TSV Bad Königshofen und die Borussia traten beide mit den selben Spielern wie in den letztjährigen Playoffs an.
Das einheimische Team ging wieder ans absolute Maximum, so wie beim 3:1-Sieg vor elf Monaten. Doch die Borussen drehten noch mehr auf und das Ergebnis um. Es war aber nur das erste von maximal drei Spielen nach dem Halbfinal-Modus Best of Three: Ins Endspiel kommt, wer zwei von drei Spielen gewonnen hat. Matchwinner war ein überragender Dang Qiu, der seine brutale Qualität als Elfter der Weltrangliste eindrucksvoll unter Beweis stellte. Düsseldorfs Manager Andreas Preuß brachte es auf den Punkt: „Dang hat den Unterschied gemacht.“
Diesen Sonntag um 13 Uhr kommt es zum Rückspiel in der Düsseldorfer ARAG-Arena. Wie hoch das Ergebnis ausfällt, ist ohne Bedeutung. Bad Königshofen muss gewinnen. Wenn die Borussia gewinnt, zieht sie ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am 15. Juni in der Frankfurter Schüwag-Arena ein. Gelingt dem TSV wieder einmal die Sensation, kommt es am 1. Mai zum dritten Spiel, wieder in Düsseldorf. Diesen Heimvorteil hat sich der TTBL-Erste gegen den -Vierten erworben. So wie die TTF Liebherr Ochsenhausen, die das erste Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken TT mit 3:0 gewonnen haben und ebenfalls am Sonntag, ab 16 Uhr, den anderen Finalteilnehmer ermitteln.
Natürlich gibt es ein Buch voller Argumente für die klare Favoritenrolle der Borussia. Die Historie spricht für den Gastgeber. Titel hat Bad Königshofen außer denen von der 2. Bundesliga abwärts noch keine gewonnen. Borussia Düsseldorf ist Deutschlands erfolgreichster Tischtennisverein und mit 74 Titeln, national und international, nach den Wasserfreunden Spandau 04 der erfolgreichste deutsche Sportverein: 6 x Europapokalsieger der Landesmeister, 7 x Champions League Sieger, 4 x ETTU-Cup-Sieger, 34 x Deutscher Meister. Von Eberhard Schöler über Jörg Roßkopf, Bastian Steger (sechs Jahre) und Timo Boll (18 Jahre) bis Dang Qiu: Stets hatte man, auch aufgrund der finanziellen Mittel, Zugriff auf Deutschlands und Europas beste Spieler. In der nächsten Saison stößt der US-Amerikaner Kanak Jha dazu.
Auch die Auswahl der aktuellen Spieler spricht für die Borussia. Dang Qiu, Anton Källberg, Timo Boll, Kai Stumper und Borgar Haug: Man könnte den Zufallsgenerator aufstellen lassen und wäre dennoch der Favorit. Was spräche für einen Gäste-Sieg? Kommt auch auf die Aufstellungen an. So unterlegen war der TSV im Hinspiel gar nicht. Wenn Filip Zeljko in der Topverfassung wie daheim gegen Timo Boll (3:0) antritt, kann er jeden schlagen. Wenn Jin Ueda bei beiden Niederlagen einen Tick weniger Pech gehabt hätte, wären Siege gegen Qiu und Källberg möglich gewesen. Und wenn Bastian Steger so stark wie im dritten Satz gegen Qiu spielt, wird er vermutlich gegen ihn dennoch nicht gewinnen können, aber gegen jeden anderen. Die Königshöfer haben fünf von 21 Spielen gegen Düsseldorf gewonnen, warum kein sechstes Mal? Und von 21 Auswärtsspielen in den letzten zwei Jahren haben sie 15 gewonnen, auch in Düsseldorf: 3:2 am 17. März 2024.
Einen Riesen-Respekt nehmen alle besonders vor Dang Qiu mit in die Halle. „Vor dem kannst du zurzeit nur den Hut ziehen“ verneigte sich nach dem Hinspiel Bastian Steger. „Es geht aber wieder bei null los und ist ein ganz anderes Spiel. Wir hatten zwei Wochen Zeit, um uns für eine weitere Überraschung zu rüsten.“ Und Filip Zeljko verspricht: „In den zwei Spielen in Düsseldorf ist alles möglich. Wir werden unser Bestes geben.“ Ein Bus voller TSV-Fans startet früh um halb sieben gen NRW-Landeshauptstadt. Zumindest sie werden, wie schon öfter, in der ARAG-Arena den Ton angeben.
Rudi Dümpert für www.mainfranken.news