BAD KÖNIGSHOFEN – Anders als vor einem Jahr schaut es heuer für ein klares und schnelles aus in den Play-Offs aus für den TSV Bad Königshofen. Die Grabfelder sorgten zwar für ein nicht so schönes Auswärts-Karriereende für Timo Boll bei einem direkten Gegner, müssen nach dem 1:3 nun aber zwei Mal bei Borussia Düsseldorf gewinnen. Man sieht sich wieder am 27. April.
Mit dem deutlichen 3:0 (11:5, 11:9, 11:7) gegen Timo Boll machte es Filip Zeljko im Einzel der an Position drei gesetzten Spieler zwar nochmals spannend in der mit fast 1000 Zuschauern restlos ausverkauften Shakehandsarena. Doch im Duell der Einser hatte Deutschlands neuer Vorzeigespieler dann keine Mühe mit Bad Königshofens Star.
Dang Qiu setzte sich ebenso mit 3:0 (11:6, 11:6, 11:9) gegen Jin Ueda durch und beendete somit den Abend ohne Doppel, in dem sich Martin Allegro von seinem Publikum an der Seite von Bastian Steger hätte verabschieden dürfen gegen Boll und Anton Källberg.
Der Top-Schwede hatte vorher schon den „Ueda Jin“ 3:1 geschlagen. Der Japaner gewan zwar Einstiegs-Satz eins, verlor dann aber mal deutlich (3:11), mal knapp (13:15) und letztlich entscheidend mit 7:11. Ehe Bastian Steger gegen Dang Qiu nicht den Hauch einer Chance hatte: 4:11, 6:11, 9:11. Den vielen heimischen Fans, offiziell 871, war da schon klar, dass sich die Sensation des Sieges von 2024 nun nur noch durch ein Wunder würde realisieren lassen. Und das blieb aus.
Unser Bild zeigt Dang Qiu (links) und Timo Boll.
Im zweiten Halbfinale der Tischtennis-Bundesliga gewann Ochsenhausen noch deutlicher mit 3:0 gegen Saarbrücken.
Und hier noch der offizielle, große Bericht von Tischtennis-Fachmann Rudi Dümpert, der auch zwei tolle Fotos liefert: Den Jubel über den Sieg gegen Timo Boll und eine Spielstudie von Bastian Steger.
Keine Wiederholung der Play-Off-Sensation zum Auftakt
Der TSV Bad Königshofen unterlag Borussia Düsseldorf mit 1:3 – Anton Källberg und Dang Qiu überragend, Timo Boll geschlagen
Der TSV Bad Königshofen hatte gegen Borussia Düsseldorf vorher 20 Mal gespielt, fünf Mal gewonnen, daheim und auswärts. Mit dem sechsten Mal wurde es im ersten Play-Off-Halbfinalspiel aber nichts. Die Gäste, mit fünf Nationalspielern angereist, waren schlichtweg zu stark.
Zwei von ihnen, Kai Stumper und der Norweger Borgar Haug, kamen nicht zum Einsatz. Auch fürs Doppel, wenn es dazu gekommen wäre, waren Källberg/Boll nominiert. Angetreten waren beide Teams in der selben Besetzung wie beim ersten Play-Off-Vergleich vor elf Monaten, den die Königshöfer 3:1 gewonnen hatten.
Diesmal drehten die Borussen den Spieß um, siegten 3:1. Die einfachste und dennoch treffendste Antwort auf das Warum: Die Königshöfer waren nicht schlechter als im Vorjahr. Aber die Düsseldorfer waren besser, hatten mit dem Schweden Anton Källberg, Nr. 16 der Weltrangliste, und dem Einzel-Europameister und Team-Vizeweltmeister von 2022 Dang Qiu, Nr. 11, zwei überragende, an diesem Tag unschlagbare Weltklasse-Spieler dabei. In dieser maximalen Fünfer-Aufstellung hatte Trainer Danny Heister die Borussia die ganze TTBL-Hauptrunde nicht präsentiert, was für den Respekt des 34-fachen Deutschen Meisters vor dem TSV spricht.
Dabei war von Seiten der Königshöfer alles angerichtet für einen weiteren herausragenden Tag in der Geschichte der Abteilung Tischtennis. Die Arena war ausverkauft bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz. Großes TV-, Socialmedia- und Printmedien-Interesse wie nie zuvor. Der Shakehands-Partner Akihiko Kotani und eine Sportjournalistin aus Japan waren extra angereist, um den nun wirklich allerletzten Auftritt von Jin Ueda in dieser Arena mitzuerleben. Bei dem einen oder vielleicht doch zwei Spielen in Düsseldorf wird er noch einmal alles für den TSV geben. Zu sehr ist man sich gegenseitig ans Herz gewachsen.
Die Eltern und Verwandten von Bastian Steger aus der Oberpfalz als Stammgäste waren selbstverständlich auch hier. Filip Zeljko war mehrfach topmotiviert durch den Besuch seiner Eltern, zwei Cousins und seiner Freundin aus Kroatien. Und selbst der Belgier Martin Allegro, der wieder einmal nur im Doppel zum Einsatz gekommen wäre und nach Grenzau wechselt, hatte Besuch von seiner Freundin Chantal Manz, einer deutschen Nationalspielerin. Viele Fans jeden Alters und Geschlechts hatten ihre Play-Off-T-Shirts vom Vorjahr mit der Aufschrift „Yes we KÖN“ in Neongelb aus dem Schrank geholt. Schöne Farbtupfer zusammen mit dem Orange der Ping-Pong-Ultras. So viel zum Drumherum und Szenario durch das unübertreffliche Publikum, das die Düsseldorfer ihrerseits zwar nicht gewohnt sind, damit aber extrem gut umzugehen wussten. Sie waren ja nicht zum ersten Mal hier.
Wie sich herausstellte, war bereits das erste Einzel zwischen Jin Ueda und Anton Källberg das Schlüsselspiel. Denn der Schwede revanchierte sich für seine Niederlage gegen den Japaner in dieser Box vor elf Monaten. Uedas Punkt wäre für den Start zu einer Sensation eingeplant gewesen. Er gewann ja auch den ersten Satz, verlor den zweiten und hatte zwei Satzbälle im dritten Satz, in dem bei 13:15 dieses Einzel kippte und das ganze Spiel sich vorentschied. Dennoch war´s ein sportlicher Augenschmaus, mit taktischen und technischen Finessen auf absolutem Weltklasseniveau, wozu immer zwei gehören – aber 0:1 für Düsseldorf.
Vielleicht noch einen Tick stärker präsentierte sich anschließend Dang Qiu gegen Bastian Steger. Der Basti musste die Sätze eins und zwei klar abgeben, steigerte sich aber im dritten (9:11) zu einer ebenbürtigen Leistung. Zur Erklärung und Hoffnung für die nächste Saison: Nicht alle Gegner sind so stark wie dieser Weltranglisten-Elfte Dang Qiu – 0:2 zur Pause.
Nun bekam Filip Zeljko sein Schlüsselspiel. Wenn denn noch was gehen sollte, musste er „die Lichtgestalt des deutschen Tischtennissports Timo Boll“ schlagen. So die ehrerbietende Wortwahl des Hallensprechers diesmal, nachdem Boll ja im Februar bereits an selber Stelle verabschiedet worden war. Dann schoss Filip vor lauter Motivation, Mentalität und Emotion bei jedem Ballgewinn, erst recht Satz- und dann dem Spielgewinn (3:0) schier durch die Decke. Und ließ sich anschließend spontan bei seinem Marsch durch die Reihen der Mainpost-Tribüne von den Fans einzeln abklatschen. So was gab´s noch nie in dieser Halle.
Im folgenden Einser-Duell zwischen dem Japaner Ueda und Dang Qiu mit chinesischen Wurzeln konnte Jin erst im dritten Satz Hoffnungen auf die Wende wecken, schnupperte auch bei 9:8-Führung am Anschluss. Nach zweieinhalb Stunden war das Halbfinal-Playoff Teil 1 aber zugunsten des amtierenden Deutschen Meisters entschieden. Filip Zeljko kam von Wolke sieben auch hinterher nicht runter. „Wir haben zwei Spiele in Düsseldorf“, sprudelte er, „Ball ist rund, alles möglich.“
Jin Ueda – Anton Källberg 1:3
(11:8/3:11/13:15/7:11)
Bastian Steger – Dang Qiu 0:3
(4:11/6:11/9:11)
Filip Zeljko – Timo Boll 3:0
(11:5/11:9/11:7)
Ueda – Qiu 0:3
(6:11/6:11/9:11)

