SCHWEINFURT / MAIN-RHÖN – Sie sitzen Seite an Seite mit den Berufsrichtern auf der Richterbank und ringen um gerechte Urteile: Schöffinnen und Schöffen, die sich für die Mitwirkung an der Strafrechtspflege zur Verfügung gestellt haben.
Als Zeichen der Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement im Dienst des Rechts lud Landgerichtspräsident Franz Truppei am 26.11.2025 die Schöffinnen und Schöffen des Landgerichtsbezirks Schweinfurt, der neben dem Landgericht die Amtsgerichte Schweinfurt, Bad Neustadt a.d. Saale und Bad Kissingen umfasst, im Rahmen eines „Schöffentages“ zu einem Informationsbesuch des Bundespolizeiaus- und – fortbildungszentrum Oerlenbach ein.
Rund hundert Schöffinnen und Schöffen folgten dieser Einladung und konnten sich unter dem Titel „Die Bundespolizei im Gefüge der inneren Sicherheit“ ein Bild über die Aufgaben der Bundespolizei und die Ausbildung der jungen Polizeianwärter machen.
In seiner Begrüßung dankte Truppei den Schöffinnen und Schöffen für ihren Einsatz und hob hervor, wie schwierig und mühselig es sein kann, sich in einem Gerichtsverfahren an die Wahrheit heranzuarbeiten, um am Ende die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen: Schuld- oder Freispruch, Freiheits- oder Geldstrafe, Gefängnis oder Bewährung. Und dennoch dürften populistische Stammtischparolen wie „kurzen Prozess machen“ oder das sogenannte „gesunde Rechtsempfinden“ kein Maßstab für ein rechtsstaatliches Verfahren sein.
Die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse vor achtzig Jahren hätten vorbildhaft gezeigt, dass kein noch so furchtbares Verbrechen, keine noch so schwierige gesellschaftliche oder politische Lage dazu verleiten dürfen, die Wege der Rechtsstaatlichkeit zu verlassen.
Die vielfältigen Einsatzbereiche der aus dem Bundesgrenzschutz hervorgegangenen Bundespolizei erläuterte anschließend der Pressesprecher der Ausbildungseinrichtung Thorsten Krug: Neben dem Grenzschutz zu Wasser und zu Land gehören Bahn- und Luftsicherheit ebenso zum Einsatzspektrum wie Objektschutz, Kriminalitätsbekämpfung und internationale Aufgaben zur Eindämmung illegaler Migration.
Besonders spannend für die Besucher war dann der Blick in einzelne Schulungsbereiche der Ausbildungseinrichtung, in denen sich die Ausbilder bereitwillig den zahlreichen Fragen der Laienrichter stellten. So werden in der Abteilung Einsatztraining spezielle „Kulissen“ wie ein Original-Zugabteil oder eine Flugkabine vorgehalten, um Aktionen so realitätsnah wie möglich üben zu können.
Die praktische Vorführung eines Szenarios zur begleiteten Rückführung einer ausreisepflichtigen Person per Flugzeug vermittelte ein besonders anschauliches Bild von der Bewältigung einer konfliktträchtigen Einsatzlage. Eine Präsentation der speziellen bundespolizeilichen Bewaffnung stieß auf ebenso großes Interesse wie die Besichtigung der Schießanlage, in der die Polizeianwärter durch optische und akustische Simulation unterschiedlicher Einsatzsituationen an den Schusswaffengebrauch herangeführt werden.
Einhellige Meinung der Besucher: Ein informativer Nachmittag, der dank des überaus engagierten Einsatzes der Gastgeber einen nicht alltäglichen Blick über den justiziellen Tellerrand geboten hat.


