MAINFRANKEN – Licht an, Heizung an – nicht in allen Haushalten in Mainfranken klappt das problemlos. Viele können sich den Strom und das Heizen nicht leisten. Das gilt für Singles, Pärchen, Familien, alleinerziehende Mütter und Väter mit ihren Kindern oder Seniorenhaushalte.
In Schweinfurt leben nach Schätzungen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mehr als 2.700 Menschen in Haushalten, die ihre Rechnungen beim Energieversorger nicht oder nicht pünktlich bezahlen können. Im Landkreis sind es 5.600 Menschen, im Landkreis Haßberge 4.100, im Landkreis Rhön-Grabfeld 3.900.
Die NGG Unterfranken beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Demnach haben bundesweit im Schnitt 5 Prozent der Bevölkerung Probleme beim Bezahlen von Strom- und Gasrechnungen. Mieter seien dabei deutlich häufiger im Zahlungsrückstand als Menschen mit Wohneigentum.
Gut geht es anscheinend den Menschen in Stadt und Landkreis Würzburg oder in den Landkreisen Bad Kissingen, Kitzingen, Main-Spessart oder Miltenberg. Jedenfalls nennt die NGG hier keine Zahlen von Menschen, die für ihren Strom nicht mehr aufkommen können.
„Steigende Strompreise setzen viele Menschen in Mainfranken unter Druck. Und wer für einen Niedriglohn arbeitet oder sogar nur den Mindestlohn bekommt, muss ohnehin jeden Cent zweimal umdrehen. Wenn Strom jetzt mehr und mehr zum Luxusgut wird, dann muss dringend etwas passieren“, sagt Ibo Ocak.
Der Geschäftsführer der NGG Unterfranken fordert die Bundesregierung auf, die Stromsteuer für private Haushalte – wie im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbart – zu senken. „Der Effekt wäre sofort da: Mit geringeren Stromkosten hätten die Menschen mehr Geld zur Verfügung, was auch der Wirtschaft auf die Sprünge helfen würde“, so Ocak.
Der Gewerkschafter appelliert an die Bundestagsabgeordneten aus Schweinfurt und der Region, sich in Berlin „für einen kräftigen und dauerhaften Stromsteuer-Rabatt stark zu machen“. Außerdem gehörten Stromnetze in die öffentliche Hand: „‚Strom-Autobahnen‘ dürfen nicht zur Rendite-Infrastruktur für Investoren werden“, fordert Ocak.
Für private Haushalte sei es wichtig, möglichst langfristig stabile Energiekosten zu haben. Davon würden aber auch Schwimmbäder, Schulen und Krankenhäuser profitieren, so die NGG Unterfranken. Die vom Bund geplante Senkung der Stromnetzentgelte könnte genauso wie die Befreiung der Gaskunden von der Gasspeicherumlage nur ein erster Schritt sein, um die Energiekosten für private Haushalte spürbar zu senken.
Die NGG Unterfranken begrüßt zwar den vom Bund für das kommende Jahr bis 2028 geplanten vergünstigten Industriestrompreis von rund 5 Cent pro Kilowattstunde, kritisiert jedoch die Ungleichbehandlung von gewerblichem und privatem Strom. Zudem sei jetzt entscheidend, welche energieintensiven Unternehmen nach dem Willen der Bundesregierung davon profitieren sollen. „Gerade auch die Lebensmittelindustrie hat einen hohen Energiebedarf. Das müssen die heimischen Bundestagsabgeordneten jetzt gegenüber der Bundesregierung in Berlin deutlich machen. Auf jeden Fall ist es für die Ernährungswirtschaft in Mainfranken wichtig, dass der Bund die Stromsteuer auch über das Jahresende hinaus senkt. Denn hohe Energiekosten dürfen keine Arbeitsplätze gefährden“, so Ibo Ocak.
Insgesamt arbeiten in der Stadt Schweinfurt allein in der Ernährungswirtschaft rund 270 Beschäftigte in 15 Betrieben, so die NGG Unterfranken. Im Landkreis Schweinfurt sind es 1.370 Beschäftigte in 43 Betrieben, im Landkreis Haßberge 1.690 Beschäftigte in 40 Betrieben, im Landkreis Rhön-Grabfeld 790 Beschäftigte in 42 Betrieben. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur.
Auf dem Bild: Ausgeknipst: Viele Haushalte haben auch in Mainfranken Probleme, ihre Stromrechnung zu bezahlen. Die Gewerkschaft NGG Unterfranken fordert, dass der Bund die Menschen bei den Energiekosten nicht im Regen stehen lässt. Die NGG ruft die Bundesregierung deshalb dazu auf, die Stromsteuer für Privathaushalte – wie für Unternehmen auch – zu senken.
Foto: NGG |Florian Göricke

