SCHWEINFURT – Ein Wunsch vom Sohn des Geheimrats Dr. Georg Schäfer war damals, das Werk Schweinfurt als Modell zu bauen und bei der Weihnachtsfeier 1972 im Namen der Auszubildenden „Papa Schäfer“ als Überraschung zu übergeben.
Erwin Winter – Mitglied im AKI Förderkreis Industrie-, Handwerks- und Gewerbekultur Schweinfurt e.V. – war Lehrling im 2. Lehrjahr bei Herrn Heinz Ludwig (Versetzungsstelle Modellbau) beschäftigt. Die Lehrlinge, erinnert sich Winter, mussten sich in unregelmäßigen Abständen in dessen Abteilung einfinden und dabei die bisher erworbenen Kenntnisse der Ausbildung – Weichlöten, Drehen, Feilen, Fräsen anwenden.
So kam es dazu, dass Herr Winter bei der Umsetzungsplanung für das Anliegen von Herrn Georg Schäfer III einbezogen wurde. Nach vielen Überlegungen wurde entschieden, das Werk im Maßstab der Modelleisenbahn Spur N (1:160) aus Messing zu bauen. Die Gebäude sollten gefräst, gefeilt, gedreht und weichgelötet werden. Für das erste Gebäude wurde das Kesselhaus im südlichen Teil des Werkes ausgewählt.
Die Herstellung dieses ersten Gebäudes war die Aufgabe von Herrn Winter. Nach der Umrechnung der Zeichnungsmaße aus den Architektenplänen mit dem Taschenrechner begann man mit der Realisierung. Nach der Fertigstellung des Kesselhauses wurde dieses Herrn Schäfer gezeigt, er akzeptierte den Vorschlag. Herr Winter durfte an der Weihnachtsfeier 1972 das erste Gebäude im Namen der Auszubildenden an „Papa Schäfer“ übergeben. Dieser war begeistert.
Über 20 Jahre, bis ins Jahr 1993, dauerten die Arbeiten, an denen sich hunderte von Auszubildenden dieser Aufgabe stellten. Das Werksmodell zeigt den Zustand um etwa 1990. Die Farbe der Gebäude wurde mittels Originalsteinen ermittelt und in der werkseigenen Malerei gemischt. Das handwerkliche Meisterwerk bietet einen detaillierten Einblick in die Produktionsanlagen von FAG und ist eine wichtige kulturelle Erinnerung an die Industriegeschichte der Stadt Schweinfurt.
Das FAG Werksmodell hat eine Größe von ca. 35 qm. Standort vom Werksmodell war am Treppenaufgang zum Saal der Jugend – heute ist dort die Kantine.
Das Werksmodell wurde 1990 zerlegt und eingelagert. Im Jahr 2000 übernahm es der AKI Förderkreis und baute es in den Vereinsräumen auf und rettete so das Werksmodell vor der Verschrottung.
Aus Platzgründen wird das Werksmodell momentan dokumentiert, zerlegt und in extra dafür angefertigte Holzkisten eingelagert. Ziel ist es, das Werksmodell an anderer Stelle wieder aufzubauen.
Wer kann sich an seine Lehrzeit erinnern? Wer kann sagen, an welchen Gebäuden er als Lehrling gearbeitet hat? Senden Sie gerne die Informationen an dieter.bauer@industriemuseum-schweinfurt.de
Auf den Fotos:
Bild 1: Erwin Winter und Ewald Hartmann bei der Planung des Abbaus
Bild 2: Erwin Winter mit dem ersten Gebäude
Bilder: Dieter Bauer


