So war der Vortrag „Revolution 1525! Der Bauernkrieg kommt zu uns“ von Dr. Thomas Horling

So war der Vortrag „Revolution 1525! Der Bauernkrieg kommt zu uns“ von Dr. Thomas Horling

SCHONUNGEN – Kurz vor dem Ende des Jubiläumsjahrs 500 Jahre Bauernkrieg lud der Förderverein Schloss Mainberg zu einem weiteren Höhepunkt:

Der Vortrag „Revolution 1525! Der Bauernkrieg kommt zu uns“ versprach eine ausgesprochen regionalgeschichtliche Perspektive.

Referent Dr. Thomas Horling, der auch 2. Vorsitzender des Fördervereins ist, stellte neue Forschungsergebnisse zu Vorgeschichte und Ablauf des Aufstands im mainfränkischen Herrschaftsbereich der Grafen von Henneberg vor und fesselte eine Stunde lang die Anwesenden.

Die Henneberger in der Fürsten-Bundesliga

Die im thüringischen Schleusingen residierenden gefürsteten Grafen von Henneberg, die Horling im Kreis der Herrschenden des Reichs anschaulich als Bundesligist auf den hinteren Tabellenplätzen bezeichnete, ließen die 16 Amtsdörfer durch ihren Mainberger Amtmann verwalten. Um 1500 häuften sich die Beschwerden gegen diesen Spitzenbeamten: Von Unterschlagung, Amtsmissbrauch und Korruption war die Rede.

Auch das Fehdewesen zwischen Adeligen wurde auf dem Rücken der Untertanen ausgetragen: Im Mai 1513 warteten die Bauern aus Hambach vergeblich auf Unterstützung aus Mainberg, als in ihrem Dorf 4 Häuser und 14 Scheunen von einem Gegner des Hennebergers angezündet wurden.

Horling gewährte anhand einer Steuerliste von 1514 einen spannenden Einblick in die Wirtschafts- und Sozialstruktur des Dorfes Forst. Die Forster drückte nicht nur die Abgabenlast an die Herrschaft, sondern auch die Zinsen eines Kredits beim Bamberger Klarissenkloster. Im Dezember 1524 bat Amtmann Johann Scheffer deshalb Graf Wilhelm von Henneberg um Unterstützung. Kurz vor Kriegsausbruch waren die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der bäuerlichen Unter- und Mittelschicht offensichtlich.

„murmell, aufrur und widerwille“

Mit Amtmann Scheffer präsentierte Horling einen von drei Lokalmatadoren, deren Schicksal sich durch ihr Handeln im Bauernkrieg entscheidend wenden sollte. Johann Scheffer, der die Reformation unterstützte, warnte den Grafen vor zunehmendem „murmell, aufruhr und widerwille“, denn Kirchen- und Gesellschaftskritik schufen zusammen mit der wachsenden Unzufriedenheit der Bauern „ein Klima, das Aufstände und Revolten begünstigte“, so Horling.

Scheffer machte Ernst: Er wechselte im April ins Lager der Aufständischen und trat als Verhandler des Bildhäuser Bauernhaufens und Vertrauter des Hauptmanns Hans Schnabel auf. Seine Truppe forderte eine deutliche Reduzierung bzw. Befreiung von Abgaben und Lasten und sprach den Adeligen das Reiten und die Burgen ab.

Graf Wilhelm wartete ab, solange sich die Angriffe der Bauernhaufen gegen den Bischof von Würzburg richteten. Ungehindert konnte der Bildhäuser Haufen bei den Schultheisen im Schweinfurter Umland um Unterstützung werben: Hambach und Dittelbrunn sollten weitere Dörfer gewinnen und Bauern mobilisieren, treffen wolle man sich dann in Schonungen.

Burg Marktsteinach wird zerstört

Am 28. April schloss sich Schweinfurt dem Bildhäuser Haufen an. Weitere Bauernhaufen sammelten sich um die Stadt. Die Stimmung war aufgeheizt. Ein Teil der Bauern wandte sich Richtung Würzburg, um sich an der Belagerung der Festung Marienberg zu beteiligen, aus der Fürstbischof Konrad II. von Thüngen schon nach Heidelberg geflüchtet war.

Dessen Amtssitz in der Region lag in Marktsteinach. Die dortige Burg war am 5. Mai von Aufständischen besetzt und das Inventar von den Bauern aus Löffelsterz, Abersfeld, Waldsachsen und Greßhausen ausgeräumt und für den Unterhalt der Bauernhaufen verkauft worden. Erst dann wurde die Burg zerstört. Heute existiert davon nur noch ein Turmstumpf.

Schloss Mainberg wird 3x bestürmt

Graf Wilhelm musste am 3. Mai dem Werrahaufen auf die 12 Artikel mit den Forderungen der Aufständischen schwören. Dennoch wird am 8. Mai sein Schloss Mainberg erstmals bestürmt und von 100 Mann gewaltlos eingenommen.

Am 15. Mai ziehen dann 700 Mann nach Mainberg, können das Schloss aber nicht einnehmen: Bauern aus den Amtsdörfern sind überraschenderweise zur Verteidigung angetreten. Horling vermutet, dass nicht der Schutz fürstlichen Eigentums, sondern der der eigenen Getreidevorräte, die in den großen Dachstühlen des Schlosses lagerten, der Grund dafür war.

Am 17. Mai wird Mainberg schließlich erneut besetzt und in Brand gesteckt, Wagenweise wird Inventar durch den Main bei Niedrigwasser abtransportiert.

In den Berichten, die nach dem Scheitern des Aufstands vor allem von den Siegern angefertigt wurden, ist der Sennfelder Jörg Weiß als Brandmeister von Mainberg angeklagt.

Doch Mainberg wurde nicht komplett geplündert und zerstört, auch wenn bis heute Brandspuren am Bergfried sichtbar sind. Opfer der Bauern wurde allerdings das Mainberger Archiv, das in Urkunden und Besitzverzeichnissen die Verpflichtungen der Untertanen dokumentierte und deshalb bevorzugtes Ziel der Aufständischen war. Der 70-jährige Hans Eisen gab später zu Protokoll, er habe die Urkunden mit dem Beil zerstört, sei von einem Hauptmann aber dazu gezwungen worden.

Scheitern und Strafgericht

Alle drei Personen, Amtmann Johann Scheffer aus Schweinfurt, Brandstifter Jörg Weiß aus Sennfeld und der betagte Archiv-Plünderer Hans Eisen aus Schonungen mussten nach dem Scheitern des Aufstands untertauchen. Anfang Juni hatte ein Bund aus Fürsten die Bauernhaufen bei Königshofen an der Tauber und Ingolstadt nahe Ochsenfurt vernichtend geschlagen hatten. 13.500 Bauern wurden getötet.

Horling endete mit der Beschreibung der Strafzüge des Schwäbische Bunds im Schweinfurter Umland. Die Fürsprache von Graf Wilhelm rettete zwar seine Amtsdörfer und die beiden Reichsdörfer Sennfeld und Gochsheim vor Plünderungen, sein eigenes Strafgericht folgte allerdings prompt: Rädelsführer wurden hingerichtet, die Schweinfurter mussten umgehend den Wiederaufbau von Schloss Mainberg zusagen und die Amtsdörfer mit saftigen Strafzahlungen für die entstandenen Schäden aufkommen.

Nachdem der dankbare Applaus für den Referenten verklungen war, lud der Förderverein noch zu einem Glas Sekt ein.

Der Vortrag ist im Buch „Der Bauernkrieg im Henneberger Land“ abgedruckt. Der Band zur Schweinfurter Tagung ist für 27 € im Buchhandel erhältlich.

Auf den Bildern:

  • Dr. Thomas Horling hält seinem Vortrag zum Bauernkrieg in der Alten Kirche Schonungen.
    Foto: Helmut Balser/FVSM

Dr. Thomas Horling hält seinem Vortrag zum Bauernkrieg in der Alten Kirche Schonungen.
Foto: Helmut Balser/FVSM

Schloss Mainberg im Herbst. Der alles überragende Bergfried trägt heute noch Spuren von der Brandstiftung aus dem Bauernkrieg.
Foto: Rita Schonunger / @rita_schonunger

Ausschnitt aus einem Wandgemälde auf Schloss Mainberg von M. Schiestl von 1917, das die historische Szene vom Sturm der Bauern auf das Schloss zeigt.
Foto: Stadtarchiv Schweinfurt

Portrait des Bauernführers Hans Schnabel vom Bildhäuser Haufen, gemalt von M. Schiestl auf Schloss Mainberg 1917.
Foto: D. Harbeck-Barthel

Comments

No comments yet. Why don’t you start the discussion?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert