Die vergessene Realität: Vernachlässigte Tropenkrankheiten auf dem Stundenplan der Pflegeschule am Krankenhaus St. Josef

Die vergessene Realität: Vernachlässigte Tropenkrankheiten auf dem Stundenplan der Pflegeschule am Krankenhaus St. Josef

SCHWEINFURT – One World – One Health: Internationalität wird an der Pflegeschule am Krankenhaus St. Josef gelebt – sei es in Form von Auslandspraktika oder dem Austausch mit internationalen Experten.

Diese Woche zu Gast: Saanika Amembal, seit Herbst 2022 Bildungsreferentin der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V..

Auf Einladung von Schulleiter Elmar Pfister berichtete die gebürtige Inderin über die Arbeit in der Zentrale in Würzburg wie auch weltweit im Kampf gegen armutsbedingte und vernachlässigte Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs), an denen über eine Milliarde Menschen derzeit erkrankt sind. Mit ca. 50 Mitarbeitenden in Deutschland und etwa 200 Menschen weltweit setzt sich die Nichtregierungsorantisation (NGO = Non-governmental organisation) in 20 Ländern des Globalen Südens mit humanitärer Hilfe gegen die Bekämpfung von Lepra, Tuberkulose und anderen vordringlich behandlungsbedürftigen Krankheiten ein.

Indien ist weltweiter Lepra-Hotspot

Schwerpunkt der gemeinnützigen Arbeit ist die bakterielle Infektionskrankheit Lepra, eine der ältesten Krankheiten der Menschheitsgeschichte. Obwohl sie in den Ländern des Globalen Nordens längst ausgestorben ist, werden heute noch immer jährlich 200.000 Menschen neue Fälle gemeldet – über die Hälfte davon in Indien. Mit 58 Prozent aller Erkrankten gilt das Land als Lepra-Hotspot weltweit. Aufgrund der Inkubationszeit von sechs Monaten bis 40 Jahren bleibt die Krankheit oft lange unentdeckt und führt unbehandelt zu Verstümmelungen der Gliedmaßen.

Videokonferenz mit indischem CEO

Dass Lepra jedoch relativ gut behandelbar ist, wusste auch Shibu George, Geschäftsführer der DAHW-Partnerorganisation GLRA India, zu berichten. Er beantwortete in einem Videotelefonat die Fragen der interessierten Schülerinnen und Schüler und berichtete, wie er gemeinsam mit Ortsinitiativen sogenannte Gesundheitscamps organisiert, um die Menschen in den weit abgelegenen Dörfern medizinisch zu untersuchen oder wenn nötig zu behandeln.

Aktiv gegen die Vernachlässigung

Die entwicklungspolitische Aufklärungs- und Bildungsarbeit in Schulen und Universitäten ist für Saanika Amembal eine ganz persönliche Herzensangelegenheit – und ein wichtiger Baustein beim Aufbau eines One-Health-Bewusstseins, bei dem die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt miteinander im Zusammenhang betrachtet wird. Denn Gesundheit ist eine globale Aufgabe. Schon heute dringen einige der Erkrankungen des Globalen Südens in die in nördlicheren Breitengrade vor – allen voran das von Mücken übertragene Dengue-Fieber.

Aus Würzburg in die Welt

Gegründet von einer Gruppe von Würzburgerinnen und Würzburgern, setzt sich die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. seit 1957 dafür ein, dass kein Mensch, mehr an Lepra, Tuberkulose und anderen Krankheiten der Armut und ihren Folgen wie Behinderung, Stigmatisierung und Ausgrenzung leiden muss. Ursprung für den Zusammenschluss war eine veröffentlichte Zeitungsreportage eines Würzburger Journalisten über eine Lepra-Station in Äthiopien. Neben der humanitären medizinischen Hilfe stehen Inklusionskonzepte für von Behinderung und Ausgrenzung betroffene Menschen sind im Fokus – ebenso wie die Kampagne „Lepra beenden“ und Forschungsprojekte, darunter die Entwicklung des weltweit ersten Lepra-Impfstoffs, der diesen Herbst in die nächste Testphase geht.

Auf dem Bild: DAHW-Bildungsreferentin Saanika Amembal (l.) berichtete auf Einladung von Schulleiter Elmar Pfister (2.v.l.) von der internationalen Arbeit der Organisation DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. Ein Highlight des Vortrags war die Live-Schaltung nach Indien, bei der Pflegeschüler Ihre persönlichen Fragen stellen durften.
Text und Fotos: Melanie Heider

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