Als damals das Unternehmen ECE aus Hamburg einen Einkaufstempel für Schweinfurt bauen wollte, gab es neben Begeisterung auch kritische Stimmen, die diese Stadtgalerie unbedingt verhindern wollten. Aus gutem Grund, wie man heute weiß.
Nach über 16 Jahren ist aus der anfänglichen Euphorie wohl auch bei den Befürwortern längst Ernüchterung geworden. Was 2009 mit rund 100 Geschäften und Vollauslastung begann, wurde inzwischen zum unübersehbaren Trauerspiel. Nahezu die Hälfte der Ladenflächen steht leer. Inzwischen müsste es der Letzte gemerkt haben, dass das Konzept komplett gescheitert ist.
Damalige Begeisterte begründen das mit Corona oder dem Internet-Shopping, mit also dem veränderten Konsumverhalten spätestens seit der Pandemie. Diejenigen vergessen freilich, dass Shopping-Malls in anderen Städten, sogar in kleineren als in Schweinfurt, durchaus gut funktionieren.
Hier ist es die fehlende Nähe zur Kernstadt, weshalb die Leute halt entweder dorthin gehen oder dahin zum Einkaufen. Beides verbinden? Macht wenig Sinn, vor allem seit es auf halber Strecke die Galeria Kaufhof nicht mehr gibt.
Die Entfernung der Stadtgalerie zum Marktplatz war DAS Argument der damaligen Gegner. Die Anfangsidee mit einer dauerhaften Bummelbahn darf durchaus als witziger Einfall gewertet werden, sie war aber genauso schnell weg wie die Eisbahn vor dem Rathaus. Diejenigen, die sich das ausdachten, hatten wohl vergessen, dass Schweinfurt bereits ein Eisstadion hat.
Und eine damals noch recht gut funktionierende Kernstadt, aus der die Galerie freilich viele Geschäfte zu sich zog. Einige sind schon wieder Vergangenheit. Längst blutet die Fußgängerzone aus. Und auch da wieder: Das Internet ist ja schuld!
Aber Rettung naht: Zumindest für die Stadtgalerie. Dort will man nun die Ärzte in neu geschaffenen Praxen aus der Kernstadt auf eine Ebene holen und Synergieeffekte schaffen. Wartezeiten lassen sich im anderen Stockwerk überbrücken beim Einkaufen. Eine gute Diagnose wird beim Pizza Hut gefeiert. Tolle Ideen! Schlemmen funktiert ja noch einigermaßen. Also eine Umbenennung in Sattgalerie.
Ohne Geschäfte und Ärzte freilich gibt´s dann gar keinen Grund mehr, um in die Innenstadt zu gehen. Vielleicht baut der Grüne Markt dann auch gleich seine Stände vor der Stadtgalerie auf. Und der Roßmarkt zieht um an den Schillerplatz. Schweinfurt befindet sich im Wandel. In Sachen Industrie wohl notgedrungen. Was das beschriebene Problem betrifft, so ist es ein konstruiertes.
Michael Horling
redaktion@mainfranken.news