UNTERFRANKEN – „Die geforderte Änderung des Arbeitszeitgesetzes lehnen wir ab. Bereits jetzt gibt es für Arbeitgeber viele Möglichkeiten die Arbeitszeiten der Beschäftigten über mitbestimmte Tarifverträge zu flexibilisieren“, sagt Unterfrankens DGB-Geschäftsführer am Rande des DGB-Empfangs zum Welttag für menschenwürdige Arbeit.
Und weiter: „Eine generelle Abschaffung des Achtstundentages, wie es die Regierung vorhat, löst keine wirtschaftlichen Probleme, gefährdet dafür die Gesundheit der Arbeitnehmer und sorgt so für Mehrkosten im Gesundheitswesen. Ein klassisches Eigentor.“
Der Hauptredner des Abends, der bekannte Podcaster Wolfgang M. Schmitt räumte in seinem Vortrag mit gängigen Mythen, die Deutschen würden immer weniger arbeiten auf: „Seit 2005 steigt die Summe der jährlich gearbeiteten Stunden in Deutschland an. Im wiedervereinigten Deutschland wurde noch nie so viel gearbeitet, wie im letzten Jahr 2024, als die Beschäftigten 61,4 Milliarden Stunden gearbeitet haben, davon 1,3 Mrd. Überstunden. In der EU liege die durchschnittliche Arbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten bei 40,3 Stunden, in Deutschland arbeitet ein Vollzeitbeschäftigter im Schnitt 40,2 Stunden. Wir sind der Durchschnitt vom Durchschnitt“, so Schmitt.
Die viel zitierte OECD-Studie, nach der die durchschnittliche Arbeitszeit in Deutschland je Beschäftigter niedrig sei, sei manipulativ. Sie berücksichtige nicht den hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigten in Deutschland. Gerade Frauen arbeiteten nicht aus Faulheit in Teilzeit, sondern um Kindererziehung oder die Pflege Angehöriger zu leisten.
Schmitt zeigte den achtzig geladenen Gästen im Würzburger Felix-Fechenbach-Haus, wie sehr Lebenserwartung an Einkommen geknüpft ist. Je höher die Einkommen, desto älter werden die Menschen. So lägen sieben Jahre zwischen den oberen 10 Prozent der Einkommensskala und den unteren 10 Prozent.
Gewerkschaften haben ermöglicht, dass heute durchschnittlich 40 Stunden in der Woche gearbeitet wird, dass der Samstag frei ist und der Acht-Stunden-Tag die Regel ist. Er appellierte an die Gewerkschafter*innen sich den aktuellen Forderungen aus der Politik entgegenzustellen und zu widersprechen. Schuld an der Krise der deutschen Wirtschaft sei nicht Faulheit, sondern strukturelle Probleme. Die Exporte gingen aufgrund der Blockkonfrontation und der US-Zollpolitik zurück, die fehlenden Absätze seien ursächlich für die Krise und nicht die Beschäftigten.
Frank Firsching im Schlusswort: „Wir wollen nicht zurück ins 19.Jahrhundert der Industrialisierung, als die kapitalistische Ausbeutung Arbeitstage von 13 bis 17 Stunden täglich hervorbrachte. Wir wollen nicht, dass die Arbeitsbelastungen die Menschen krank machen. Deswegen sind wir mit Macht für die Acht!
Fotos: Wilfried Weis

