Was war das doch für ein Sommer in Unterfranken, und das bedeutete: irgendwo stapelten sich wieder Handtücher, Kühlboxen und Klappstühle. Am Erlabrunner Badesee zum Beispiel, wo die Menschen eigentlich Ruhe und Erfrischung suchen – und dann feststellen, dass sie mit Gänsen um die Wiese konkurrieren.
Nilgänse, Graugänse, Kanadagänse – die Vögel haben sich hier häuslich eingerichtet. Und wenn man ehrlich ist: Sie wirken wie die eigentlichen Dauercamper des Geländes. Wer als Besucher kommt, ist nur Gast. Die Wiesen sind nicht für Handtücher reserviert, sondern für Kot. Authentisches Naturfeeling eben – genau das, was man in Hochglanzprospekten immer verspricht.
Besonders bitter für die Zugereisten aus Würzburg: Sie wollten eigentlich Sonne tanken, Aperol am Wasser, ein bisschen Instagram-Urlaubsflair. Stattdessen stolpern sie über grüne Haufen und entdecken, dass „Natur“ nicht nur Blätter und Vögelgezwitscher bedeutet, sondern auch… Hinterlassenschaften. Für die Erlabrunner selbst ist das nur bedingt ein Problem. Die runzeln die Stirn und sagen: „Ja mei, dann gehst halt ins Freibad nach Zellingen.“ Aber die Städter wollen Freibadfeeling im Grünen – nur bitte ohne die grüne Realität.
Doch die Politik ist wachsam: Laser sollen die Gänse vertreiben. Für 22.000 Euro kauft man Geräte, die nachts über die Wiesen streifen. „Ungemütlich machen“ nennt man das. Die Gänse sollen lernen: Wer sich hier niederlässt, muss mit Science-Fiction rechnen.
Man stelle sich das mal bildlich vor: Während irgendwo Kinder Seifenblasen pusten, läuft am See ein Laser wie in einem schlechten „Star Wars“-Ableger über die Wiese. Wenn das nicht der Stoff für ein fränkisches Sommerkino ist, was dann?
Und am Ende bleibt diese eine Wahrheit: Wer in Erlabrunn baden will, bekommt eben das volle Paket. Wasser, Sonne, Grillgeruch – und Gänsekot. Wer das nicht verträgt, darf gerne im Biergarten sitzen bleiben. Oder wie es die Ironie des Ganzen will: Sollen sie doch Kuchen essen, wenn das Baden zu schwer wird.
Denn vielleicht liegt der eigentliche Charme des Badesees genau darin: dass er eben nicht perfekt ist, sondern ehrlich. Keine gestutzte Postkartenidylle, sondern ein See, an dem Mensch und Tier gleichberechtigt nebeneinander leben – manchmal auch übereinander.
Und wer das nicht erträgt, der hat Natur nur im Bildband gesehen, aber noch nie unter dem Handtuch gespürt.
Fabian Riedner für
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Foto: ChatGPT / künstliche Intelligenz