PETA fordert Hundeführerschein: Würzburger Beißvorfall nur einer von fünf Attacken innerhalb weniger Tage in Bayern

PETA fordert Hundeführerschein: Würzburger Beißvorfall nur einer von fünf Attacken innerhalb weniger Tage in Bayern

WÜRZBURG – Einem Medienbericht zufolge wurde am Sonntagmorgen ein Hase von einem freilaufenden Hund getötet. Der Vorfall ereignete sich gegen 10:10 Uhr auf einem Spielplatz in der Elisabeth-Scheuring-Straße in Würzburg. Die Halterin war mit zwei unangeleinten Vierbeinern unterwegs, als eines der Tiere den Hasen attackierte und biss.

Ein Rückruf der Frau blieb erfolglos. Ohne sich um das getötete Tier zu kümmern, verließ sie anschließend den Spielplatz. Augenzeugen informierten daraufhin die Polizei, die nun Ermittlungen aufgenommen hat und nach der bislang unbekannten Frau sucht. Dieser Vorfall ist kein Einzelfall: Innerhalb weniger Tage kam es in Bayern zu insgesamt fünf Beißvorfällen, bei denen andere Lebewesen verletzt oder gar getötet wurden. Die Tierrechtsorganisation PETA fordert daher die Landesregierung in Bayern auf, den Hundeführerschein umgehend einzuführen.

„Meist liegt das Problem nicht bei den Hunden selbst, sondern bei ihren Halterinnen und Haltern. Viele Menschen haben Schwierigkeiten, das Verhalten, die Signale und die Körpersprache der Vierbeiner richtig zu interpretieren und zu verstehen. Die eigentliche Ursache von Beißvorfällen ist somit in der Unwissenheit der Menschen zu suchen, nicht beim Tier“, so Björn Thun, Fachreferent bei PETA. „Unabhängig davon, ob ein Hund einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mix‘ ist – jeder Hund, der falsch gehalten, missverstanden oder schlecht behandelt wird, kann potenziell für Mensch und Tier gefährlich werden.“

Deutliche Mehrheit für Hundeführerschein
Nach einer von PETA in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage von August 2023 sprechen sich 68 Prozent der in Deutschland lebenden Erwachsenen für einen verpflichtenden Hundeführerschein aus. Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter und Halterinnen bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames, obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern.

Niedersachsen geht mit gutem Beispiel voran
Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – seit Juli 2013 ist der allgemeine Hundeführerschein verpflichtend. [1] Dort ereigneten sich nach drei Jahren nachweislich weniger Vorfälle. [2] Im November entschied sich auch das Land Bremen für einen verpflichtenden Hundeführerschein. [3] In Berlin sind Halterinnen und Halter seit dem 1. Januar 2017 aufgefordert, sich bei der Aufnahme eines Hundes die notwendige Sachkunde anzueignen. Einige Städte belohnen verantwortungsbewusste Halter: Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben.

Ein verpflichtender Hundeführerschein hat einen weiteren Vorteil: Er kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So empfinden viele Menschen Hunde und Katzen als Familienmitglieder und lehnen es ab, sie zu halten, auszubeuten und zu töten wie Schweine, Rinder oder Hühner. Trotzdem betrifft Speziesismus auch sogenannte Haustiere: Sie werden zur menschlichen Unterhaltung benutzt, oftmals unter tierschutzwidrigen Bedingungen (qual-)gezüchtet und wie Ware verkauft. Auch für Tierversuche werden sie missbraucht.

[1] Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG) (2011): https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/tiere/tierschutz/tierhaltung/das-niedersaechsische-hundegesetz-nhundg-110827.html (11.08.2025).
[2] Hannoversche Allgemeine (2016): Sachkunde-Nachweis. Hundeführerschein weiterhin umstritten. Online abrufbar unter: http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Hundefuehrerschein-in-Niedersachsen-auch-nach-drei-Jahren-noch-umstritten. (11.08.2025).
[3] Denise von der Ahé (16.07.2025) Bürgerschaft beschließt Hundeführerschein in Bremerhaven und Bremen. Nordsee-Zeitung. Online abrufbar unter: https://www.nordsee-zeitung.de/Bremerhaven/Buergerschaft-beschliesst-Hundefuehrerschein-in-Bremerhaven-und-Bremen-174435.html. (11.08.2025).

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