WÜRZBURG – Die Kategorisierung der 2245 kirchlichen Immobilien – von Gotteshäusern über Pfarrheime bis hin zu Pfarrhäusern – im Bistum Würzburg steht nach knapp drei Jahren vor dem Abschluss.
Ziel war der Abgleich des Gebäudebestands im Bistum mit den finanziellen und personellen Ressourcen. „Die gute Botschaft: Die Kirche bleibt im Dorf“, erklärt Dr. Jürgen Emmert, Leiter des Projekts Immobilienkategorisierung. Bis zum Jahresende 2025 werde Bischof Dr. Franz Jung eine Verfahrensordnung erlassen, die dann den Umgang mit den kategorisierten Immobilien regelt.
Der Weg dorthin führte unter anderem über größtenteils online geführte Sondierungsgespräche mit den verantwortlichen Moderatoren und Koordinator(inn)en aus den Pastoralen Räumen und 49 Infoabende, die vor Ort stattfanden. „Parallel dazu haben wir Gespräche geführt, beispielsweise zu Zweitkirchen wie in Holzkirchen, Euerbach oder Karlstadt“, sagt Emmert. Danach habe die Phase der Rückmeldungen begonnen, die dann in insgesamt fünf Sitzungen von Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran, dem damaligen Finanzdirektor Sven Kunkel und Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, entschieden wurden. „13 Gemeinden legten danach beim Bischof Einspruch ein. Diese Einsprüche wurden zwischenzeitlich beantwortet. Zum Teil schloss sich der Bischof den Argumenten der Gemeinden an und stufte die entsprechende Kirche herauf. “ Emmert selbst sieht es als positiv an, wenn bestimmte Entscheidungen vor Ort emotional aufgenommen wurden. „Das zeigt doch, dass den Menschen ihre Kirche wichtig ist.“
Insgesamt 950 Kirchen wurden bewertet. 871, also mehr als 90 Prozent davon, erhielten die Kategorien A bis D. Nur etwa jede zehnte Kirche soll mittel- bis langfristig einer anderen Nutzung zugeführt werden. Beispielsweise als Veranstaltungsraum wie in Euerbach (Landkreis Schweinfurt). „Es ist uns wichtig, dass in der Kleinteiligkeit unseres Bistums eine Kirche pro Ortschaft erhalten werden kann. Das ist mit der Kategorisierung gewährleistet“, betont Generalvikar Vorndran.
641 Kirchen – und damit die große Mehrheit der Gotteshäuser, die klassischen Dorfkirchen – wurden mit C eingestuft. Das bedeutet, dass es von Seiten der Diözese 50 Prozent Zuschuss für die Instandhaltung innen und außen gibt. 104 Kirchen sind mit B kategorisiert. Als günstig gelegene Kirche einer Untergliederung beziehungsweise Pfarreiengemeinschaft erhalten sie bei Baumaßnahmen der Innen- und Außensanierung, energetischen Sanierung oder für die Barrierefreiheit 50 Prozent Zuschuss. 79 Kirchen wurde mit E eingestuft. Diese sollen einer neuen Nutzung zugeführt werden. „Wir haben begleitend dazu in den drei Regionen des Bistums Workshops organisiert, in denen es um Kirchen- und Gebäude(um)nutzung ging“, berichtet Emmert. Zuschüsse erhalten E-Kirchen nur für Maßnahmen, die außen die Verkehrssicherheit gewährleisten. 101 Kirchen befinden sich in Orten mit weniger als 100 Katholiken und bekamen daher die Kategorie D. Wie die E-Kirchen können sie 70 Prozent Zuschuss für Maßnahmen zum Erhalt der Verkehrssicherheit erhalten, allerdings auch für den Innenbereich.
24 Kirchen wurden in die Kategorie A eingestuft. Entweder aufgrund ihrer herausragenden pastoralen Bedeutung wie beispielsweise die Wallfahrtskirche auf dem Kreuzberg in der Rhön oder ihrer historischen oder künstlerischen Bedeutung. Ein Beispiel hierfür ist die Pfarrkirche Sankt Mauritius in Wiesentheid. Nicht kategorisiert wurden laut Emmert 220 Kapellen. Für sie gibt es dennoch einen anteiligen Zuschuss für Notmaßnahmen zur Beseitigung von Gefahr für Leib und Leben, Maßnahmen aufgrund staatlicher und behördlicher Auflagen zur Aufrechterhaltung des Betriebes sowie für Maßnahmen für die Verkehrssicherheit.
Bei den 392 Gemeindezentren wurden 134 als überörtlich eingestuft, 258 wurden dem örtlichen Bedarf zugeordnet. Während bei letzteren die Instandhaltung innen wie außen bezuschusst wird, erhalten erstere auch für Sanierung, energetische Modernisierung und Barrierefreiheit finanzielle Hilfe. „Gerade in kleinen Gemeinden ist es aber sinnvoll, mit Blick auf die Zukunft zu schauen, ob es nicht Möglichkeiten zur gemeinsamen Nutzung anderer Versammlungsräume wie Vereinsheimen und Dorfgemeinschaftshäusern gibt.“ Von den 511 Pfarrhäusern werden aktuell 174 als Dienstwohnungen genutzt. Deren Zahl wird laut Planung bis 2030 auf 142 und im Jahr 2040 auf 107 zurückgehen. Für 43 Verwaltungsbüros und 129 Pfarrbüros vor Ort wird es in Zukunft finanzielle Mittel geben.
„Detaillierte Informationen werden den jeweils zuständigen Haupt- und Ehrenamtlichen über das Intranet der Diözese zugänglich gemacht“, erklärt Emmert. Zudem gebe es Unterstützung bei Projekten zur Umnutzung kirchlicher Immobilien.
mh (POW)
Auf dem Bild © Kerstin Schmeiser-Weiß (POW): Die Pfarrkirche Sankt Mauritius in Wiesentheid