„Unersetzlich oder unbezahlbar?“: Der Landkreis Würzburg macht Baudenkmäler und ihre Hüter sichtbar

„Unersetzlich oder unbezahlbar?“: Der Landkreis Würzburg macht Baudenkmäler und ihre Hüter sichtbar

LANDKREIS WÜRZBURG – Der Landkreis Würzburg hat den diesjährigen Tag des offenen Denkmals mit einer Besonderheit begangen: Gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seiner Denkmalschutzbehörde am Landratsamt machte sich Landrat Thomas Eberth auf eine große Tour durch den Landkreis Würzburg und kam so gleich an mehreren Stationen mit Eigentümern, Fachleuten, Gemeindevertretern und Interessierten ins Gespräch.

Gemäß dem bundesweiten Motto diskutierten von Aub ganz im Süden des Landkreises bis Erlabrunn im Norden viele Besucherinnen und Besucher mit: Sind die historischen Stätten und Baudenkmäler „unersetzlich oder unbezahlbar?“

„Es gibt eine Vielzahl von Menschen, die Baudenkmäler im Landkreis Würzburg dokumentieren, erhalten und weiterentwickeln wollen. Mit dem Aktionstag wollen wir genau diese Denkmalhelden und die Geschichte unserer Gemeinden sichtbar machen und so anderen Bauwilligen Mut machen, dem Beispiel zu folgen“, resümierte Landrat Thomas Eberth. „Der Denkmaltag zeigt es jedes Jahr: Unsere Denkmäler prägen die Gesichter unserer Städte, Märkte und Gemeinden. Sie erzählen die Geschichten unserer Vorfahren und stiften Identität. Wer sie erlebt, versteht, warum ihr Erhalt uns alle angeht. Bewahren heißt aber nicht stehen bleiben. Es heißt, unser baukulturelles Erbe verantwortungsvoll in die Zukunft zu führen“, betonte Eberth.

Mit Landrat Thomas Eberth auf Reise durch die Jahrhunderte

Den Auftakt seiner Rundreise machte Landrat Thomas Eberth in Rottendorf am Gut Wöllried. Dort erlebten die Gäste eindrucksvoll, wie Eigentümer Wolfgang Roth und Architekt Stephan Haas die historische Bausubstanz nachhaltig saniert und als moderne, reizvolle Kulisse für Gastronomie und Veranstaltungen nutzbar gemacht haben. In Ochsenfurt führten Restaurator Siegfried Scheder und Bürgermeister Peter Juks entlang der Stadtpromenade und ehemaligen Stadtmauer zu markanten Punkten der Altstadt. Mit Blick auf das Restaurant Flockenwerk, die historische Wehranlage „Bollwerk“, das erst kürzlich sanierte Schlössle und die Spitalanlage gab der ortsansässige Restaurator Siegfried Scheder einen Überblick über rund 800 Jahre Stadtentwicklung. Führungen hinter die Rathausuhr gewährten zudem seltene Einblicke.

Besondere Aufmerksamkeit zog das mittelalterliche Bürgerhaus in der Brückenstraße 23 auf sich: Denn das lange vernachlässigte Gebäude wird nicht etwa abgerissen, sondern von seiner Eigentümerin saniert und für eine neue Nutzung als Geschäftsräume vorbereitet. Architekt Friedrich Staib gab Einblicke in die Historie sowie die verwendeten Bautechniken und erläuterte den Wert von modernem Wohnen und Arbeiten in alten Gemäuern. Abgerundet wurde das Ochsenfurter Programm durch das Trachtenmuseum mit einer Sonderausstellung zum Bauernkrieg sowie einer Öffnung des Spitals, während Musik im Innenhof für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgte. Bürgermeister Peter Juks gab dabei einen Ausblick auf die Nutzung des Spitals als Museum. Ziel sei eine Eröffnung der neuen Kulturstätte im Jahr 2027.

Ein erster Spaziergang auf dem neuen Denkmalweg in Sommerhausen

In Frickenhausen standen die Sanierungsarbeiten an einem Privatanwesen aus dem 17. Jahrhundert im Mittelpunkt, die von den Bauherren selbst vorgestellt wurden. Zudem öffnete das Weingut Meintzinger die erst in den letzten Jahren sanierten Räume im sogenannten Fürstenbau ihres Hotels. Die Hotelanlage mit dem Wohnsitz der Winzerfamilie im Zentrum der Ortschaft hatte in früheren Zeiten den Würzburger Fürstbischöfen als Sommerresidenz gedient. Nun finden die Hotel- und Tagungsgäste dort kulinarische Genüsse, Inspiration und Erholung. Inhaber Jochen Meintzinger führt die Gäste persönlich durch das imposante Anwesen.

Wie schon in Ochsenfurt bot Architekt Friedrich Staib an mehreren anderen Stationen spannende Einblicke in den Umgang mit historischer Bausubstanz. In Winterhausen etwa gab er Details über die seit einigen Jahren laufenden Umbauarbeiten an der Mauritiuskirche preis. Das erste Gotteshaus der Marktgemeinde hatte in den vergangenen Jahrzehnten als Wohnhaus gedient. Nun wird der historische Bau Stück für Stück rekonstruiert.

Ein Höhepunkt der Tour war die Eröffnung des neuen Denkmalweges in Sommerhausen durch Friedrich Staib zusammen mit Bürgermeister Wilfried Saak und Landrat Thomas Eberth. Der Rundgang durch den Altort machte die Baugeschichte an ausgewählten Denkmälern erlebbar und lud zu einem Spaziergang durch die Geschichte ein. Faltblätter liegen ab sofort in Sommerhausens Touristinformation aus und machen das Erlebnis dauerhaft zugänglich.

Über abgedruckte QR-Codes können Gäste der Gemeinde während ihrer Erkundungstouren Informationen zur baugeschichtlichen Einordnung markanter Gebäude und der Historie der Gemeinde abrufen. Den Abschluss des Denkmalweges stellte ein Besuch in der ehemaligen Synagoge dar. Das Gebäude wurde bis Ende 2023 als katholisches Gotteshaus genutzt und soll nun auf Initiative der Eigentümerin zu einer Stätte des interreligiösen Austauschs umgebaut werden.

In Röttingen lernten die Besucherinnen und Besucher mit dem Fränkischen Hof ein weiteres traditionsreiches Anwesen kennen, das sich mitten in den Sanierungsarbeiten befindet. Den Abschluss bildete Erlabrunn, wo Kreisheimatpfleger Volker Kleinfeld mit Witz und Fachwissen durch den Altort führte. Beim anschließenden Beisammensein im Biergarten des Gasthofs Meisnerhof, in dem der Überlieferung nach vor 500 Jahren bereits Albrecht Dürer übernachtete, empfing die Erlabrunner Kabarettistin Ines Procter in ihrer Paraderolle als „Putzfraa“ die Gäste und übernahm den sprichwörtlichen Kehraus.
Weitere Bilder vom Tag des offenen Denkmals 2025 im Landkreis Würzburg sind unter www.landkreis-wuerzburg.de zu finden.
Auf den Bildern:

1: Gemeinsam auf Tour durch den Landkreis: Landrat Thomas Eberth (Zweiter von links) begab sich am Tag des Denkmals auf eine Rundreise. Mit Erlabrunns Bürgermeister Thomas Benkert (links) und vielen weiteren Interessierten besichtigte er auch den Altort der Gemeinde.
Foto: Theresa Melchior

2: Die Stadt Ochsenfurt beteiligte sich am Tag des offenen Denkmals mit einer Vielzahl von Programmpunkten. Ein Spaziergang durch die Altstadt führte zum Innenhof des Spitals.
Foto: Christian Schuster

3: Ein Höhepunkt der Tour war die Eröffnung des neuen Denkmalweges in Sommerhausen. Architekt Friedrich Staib (rechts) machte während eines Rundgangs durch den Altort die Geschichte der Gemeinde erlebbar. Ein Faltblatt zum eigenständigen Erkunden des Denkmalweges ist ab sofort in der Touristinfo der Gemeinde erhältlich.
Foto: Christian Schuster

4: Einblicke, die es sonst nicht gibt: Am Tag des offenen Denkmals war die Mauritiuskirche in Winterhausen für Besucher geöffnet. Das Gotteshaus hatte in den vergangenen Jahrzehnten als Wohnhaus gedient. Nun wird der historische Bau Stück für Stück rekonstruiert.
Foto: Christian Schuster

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