SCHWEINFURT – Die beeindruckendste Zahl hatte Holger Merz parat, der Schweinfurter Kreisvorsitzende des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). 121.416. So viele Kleiderstücke – und damit fast 333 pro Tag – landeten im Jahr 2024 nicht im Abfall, sondern dank eines Rot-Kreuz-Ladens bei bedürftigen Menschen.
Seit 16. September gibt es eine neue Anlaufstelle, nachdem einst in der Gorch-Fock-Straße in einem Kellerraum „mit einer Glühbirne“ (Merz) Kleidung angeboten wurde. 2010 zog der Rot-Kreuz-Laden in die Obere Straße und damit direkt an den Marktplatz. Nachdem die Nachfrage groß war, kamen erst am Bergl und dann in der Gabelsberger Straße weitere Läden dazu.
Und nun der Umzug in ein Gebäude, „das nach wie vor eine Baustelle ist“, sagt mit Thomas Lindörfer der Kreisgeschäftsführer des BRK. Das werdende Rotkreuz-Zentrum auf dem Gelände der Konversionsliegenschaften im Stadtgebiet von Schweinfurt entsteht auf einem Teilbereich des einstigen Kasernengeländes der U.S-Army. Von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) konnte es das Rote Kreuz erwerben.
Der neue Rot-Kreuz-Laden für Stadt und Landkreis Schweinfurt ist viel größer, mit Parkplätzen direkt vor dem Haus. Er befindet sich nun in der Franz-Schubert-Straße 7, wird ein Teil des Gebäudekomplexes, in dem sich das BRK bald auch um die Themen Blutspende, Hausnotruf, Sozialarbeit, Katastrophenschutz, Pflege oder Essen auf Rädern – momentan werden 260 Portionen am Tag ausgefahren – kümmern will. Noch laufen die Sanierungsarbeiten für das gesamte Rotkreuz-Zentrum.
Als erstes fertig ist der Laden im Erdgeschoss. „Das Angebot ist beachtlich“, lobte Landrat Florian Töpper in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des BRK-Kreises. Angekommen sei damit der „Sozialstaat in der Stadt“, Angebot und Bedarf werden am neuen Ort nun zusammen kommen, wozu in Zeiten leerer öffentlicher Kassen große Eigenarbeit notwendig war. „Ein Wahnsinn, was hier an Arbeitstunden geleistet wurde“, staunte Töpper unter Anwesendheit vieler Ehrengäste, Abgeordneter, Stadträte oder Landkreis-Bürgermeister.
Neben Kleidung, Hausrat und Accessoires bietet das Rote Kreuz auch Kleinmöbel aus zweiter Hand an. Der Laden ermöglicht faire Preise für alle und fördert einen bewussten Umgang mit Ressourcen durch Wiederverwendung und Weitergabe. In Zeiten des aktuellen Zusammenbruch des Altkleidermarktes in Europa beeinflusst diese neue Einrichtung die Abgabe von gut erhaltenen Textilien positiv. Holger Merz erwähnte die 82 Altkleider-Container in Stadt und Landkreis, in der man manchmal sogar Essensreste findet… Am neuen Ort besteht die Möglichkeit der 24/7-Abgabe rund um die Uhr durch einen Einwurf.
Für Bezirkstagspräsident Stefan Funk war die Eröffnungsveranstaltung ein „Festtag im Sozialkaufhaus“, das durch Mut und Weitblick enstanden ist in diesen herausfordernden Zeiten. „Wiederverwerung ist Nachhaltigkiet“, weiß Funk und sprach von der „Teilhabe für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen.“
Und er lobte das Ehrenamt. Nur durch das große Maß an Engagement der Mitarbeitenden kann dieses besondere Projekt im Rahmen der Armutsprävention für Stadt- und Landkreis Schweinfurt aufrechterhalten werden. Gestecke mit Sonnenblumen gab´s daher für die Ehrenamtlichen als Auszeichnung.
Übrigens: Schon jetzt ist absehbar, dass 2025 die Zahl aus dem letzten Jahr nochmals getoppt wird, was gebrauchte Kleidungsstücke betrifft. Solche, die nicht auf dem Müll landen, sondern bei Menschen, die auch Second Hand-Getragenes gerne noch verwenden.





























