SCHWEINFURT – Während am 12.09.2025 die GPA-Landesvorstandssitzung tagte und Strategien gegen die komplexen (Struktur-) Probleme unseres Gesundheitssystems diskutierte und weiterentwickelte, fanden sich rund 80 Delegierte der 10 GPA-Bezirke Bayerns sowie Mandatsträger in Land und Bund tags drauf zur Landesversammlung mit Neuwahlen auf der Maininsel ein.
Es erwartete sie ein umfangreiches Programm:
Bernhard Seidenath, MdL und GPA-Landesvorsitzender, gab eine Übersicht über die Arbeit des GPA in den vergangenen zwei Jahren. „In keinem anderen politischen Gremium ist derart viel Sachverstand versammelt“ – und zwar aus allen Bereichen der Gesundheit und Pflege: angefangen von Patienten Vertretern über Vertreter aus der Pflege, Physiotherapie, Ärzte und Zahnärzte, Apotheker, Experten aus der Krankenhausverwaltung, dem medizinischen Dienst sowie der Krankenkassen.
„All diese Experten erfahren in ihrem unmittelbaren Tun die Auswirkungen der Gesundheitsgesetzgebung – und diese wird in erster Linie in Berlin verabschiedet.
Umso wichtiger war es deshalb, dass die Schweinfurter MdB Anja Weisgerber und der Münchner MdB, Prof. Hans Theiß ebenfalls anwesend waren – um die Verbindung nach Berlin zu wahren und die Vorschläge des GPAs und der bayerischen Staatsregierung dort mit Nachdruck zu vertreten.
Vertreter des Bayerischen Landtags auf der Landesversammlung waren neben Bernhard Seidenath, die Schweinfurter Abgeordnete Martina Gießübel sowie die Würzburger Abgeordnete Dr. Andrea Behr.
Die bayerische Gesundheitsministerin, Frau Judith Gerlach, stellte, eloquent und in frei gehaltener Rede, die Entwicklung und Aussichten unseres Gesundheitssystems dar. Sie kritisierte, dass viele Akteure im Gesundheitswesen nicht miteinander, sondern sogar gegeneinander arbeiten. Sie sprach darüber, dass die Patientensteuerung nicht optimal laufe und dass ein Primärarztsystem womöglich schneller Termine beim Facharzt erreichen könne. Aber auch die Eigenverantwortung jedes Einzelnen für sich selbst und seine Gesundheit müsse stärker Beachtung finden.
In diesem Zusammenhang wies Prof. Theiss, MdB, darauf hin, dass angesichts stagnierender Wirtschaft und klammen Kassen, kein Akteur des deutschen Gesundheitswesens „seine Pfründe sichern“ kann – „alle müssen sich bewegen“.
Der Internist und Leberspezialist Professor Andreas Geier zog das Auditorium in seinen Bann mit dem Fachvortrag „Eliminierung von Hepatitis“. Er stellte die einzelnen Virus-verursachten Lebeerkrankungen dar. Nur gegen Hepatitis A und B könne man impfen. Doch um diese beiden Erreger zu eliminieren reichen die Impfzahlen nicht aus. Die Crux dabei ist, dass die Impfung gegen Hepatis B nur bis zum 18. Lebensjahr eine Leistung der Krankenkasse ist; danach müssen die Kosten für eine Impfung gegen Hepatitis B von jedem Einzelnen selbst getragen werden.
Gegen Hepatitis C kann man nicht impfen- es gibt jedoch eine wirksame, wenn auch kostenintensive Therapie dagegen, die in über 90% der Fälle eine vollständige Heilung erwarten lässt.
Prinzipiell sollte in jeder hausärztlichen Praxis bei „Check 35“ auf Hepatitis untersucht werden.
Dr. Peter Jung, niedergelassener Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, wies darauf hin, dass es überaus sinnvoll sei, solche Tests auch in jeder frauenärztlichen aber auch dermatologischen und urologischen Praxis durchzuführen, weil diese beiden Hepatitisformen auch sexuell übertragen werde. Doch sei dies aus budgetgründen schlichtweg nicht möglich.
Ausführlich gelobt wurde die Testaktion am Aschaffenburger Bahnhof, wo man sich auf Hepatitis und HIV hatte testen lassen könne. Diese Testaktion wurde maßgeblich durch den Vorsitzenden des GPA-Bezirk Unterfranken, Reinhard „Fritz“ Trageser und Daniel Merten initiiert.
Das Nachmittagsprogramm wurde mit einer Rede des Schweinfurter Oberbürgermeisters Sebastian Remelé, eröffnet: auch er wies auf die immer drängenderen Probleme durch die unter Druck stehenden Betriebe hin: während von der Schweinfurter Schwerindustie in den vergangenen Jahrzehnten die Gewerbesteuer üppig sprudelte, sei diese so gut wie versiegt. Ein Lichtblick jedoch ist eine große ortsansässige Firma, welche Dialysegerate in Schweinfurt herstellt. Nahezu jedes zweites Dialysegerat weltweit käme aus Schweinfurt.
OB Remelé legte aber auch den Finger in die Wunde als er, bezüglich der drängenden Problematik im Deutschen Gesundheitssysteme sagte: „Wir benötigen nicht eine weiter „Expertenkommission“, um die Probleme zu erkennen, zu benennen und Lösungen auszuarbeiten. (…) Wir kennen die Probleme und müssen jetzt handeln. „Ganz sicher müssen stationäre Versorgungseinheiten zusammengefasst werden, um die immer knapper werdenden Ressourcen aus Fachpersonal und Geldmitteln effektiver einsetzen zu können. Und: „Wir müssen zur Bevölkerung ehrlich sein.“ Ein „weiter so, wie bisher“ wird nicht möglich sein.
Der weitere Nachmittag war von den alle zwei Jahre durchzuführenden Wahlen geprägt:
Unter der souveränen Führung des CSU-Geschäftsstellenleiters Detlef Heim gelang der komplexe Wahlvorgang reibungslos:
Bernhard Seidenath wurde mit 97% Zustimmung wieder zum Vorsitzenden gewählt, seine fünf Stellvertretern wurden ebenfalls alle wiedergewählt.
Bei den beiden Schriftführern trat Dr. Henrik Spieß, Neu-Ulm nicht mehr an (er wurde später als Beisitzer gewählt.). Für ihn trat neben der bestätigen Schriftführerin Evi Faltner, Prof. Dr. Manfred Weis. in den Ring und wurde mit großer Mehrheit bestätigt.
Als Kassenwart wurde Reinhard „Fritz“ Trageser mit 100% der Stimmen bestätigt.
Von den 17 zu wählenden Beisitzern wurde Dr. Peter Jung vom GPA Schweinfurt Stadt/Land bestätigt. Neu in dieses Gremium wurde Professor Dominikus Bönsch, Chefarzt und Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Lohr, gewählt.
Der GPA-Bezirk Unterfranken hat somit mit Reinhard „Fritz Trageser, Dr. Peter Jung und Prof. Dominikus Bönsch drei Vertreter im GPA-Landesvorstand.
Somit ist auch für die beiden nächsten Jahre gewährleistet, dass Vorschläge aber auch Alarmsignale von der Basis direkt an die politisch Verantwortlichen in München und Berlin weitergeleitet und verfolgt werden.
Fotos: Detlef Heim

