Torwart-Handschuhe und Trikots: Warum der leidenschaftliche Sammler Andreas Schönrock ausgerechnet auf Duisburger Exemplare steht – VIELE FOTOS!

Torwart-Handschuhe und Trikots: Warum der leidenschaftliche Sammler Andreas Schönrock ausgerechnet auf Duisburger Exemplare steht – VIELE FOTOS!

SCHWEINFURT – Nach dem letzten Heimspiel ging er auf Wehens Keeper Florian Stritzel zu und fragte ihn einfach, auch wenn es natürlich schwer fiel. Gerade hatte der Torwart in der Nachspielzeit den Elfmeterball von Manuel Wintzheimer gehalten und damit das erste Tor und den ersten Punkt der Schnüdel in der 3. Liga verhindert.

Doch Andreas Schönrock, so sehr er auch Fan des FC 05 ist, sammelt halt nunmal leidenschaftlich. In erster Linie Torwart-Handschuhe, nachdem der heute 57-Jährige selbst mal im Kasten stand. Als Jugendlicher bei seinem Heimatverein TV Oberndorf-Schweinfurt. Dadurch entstand seine Leidenschaft für den Fußball.

Und jetzt – bevor hier bald steht, was Schönrock so alles inzwischen gesammelt hat – geht´s gleich über zum nächsten Heimspielgegner der Schweinfurter Schnüdel. Am 16. September gastiert unter der Woche und unter Flutlicht der MSV Duisburg im Sachs-Stadion. Der Mitaufsteiger, der ganz anders startete als der FC 05. Nämlich mit optimalen vier Siegen. Aktuell träfe der Letzte auf den Ersten.

Was Duisburg und Andreas Schönrock verbindet, das ist eine Geschichte eines Fans, der in den 70er Jahren Gerhard Heinze mochte, den nur 1,76 Meter großen und heute 76 Jahre alten Torwart des MSV. „Der war ein Flieger und mein Idol“, erinnert er sich und erzählt davon, dass er Anfang der 80er Jahre ein Duisburger Spiel in Nürnberg besuchte. „Damals haben sich die Spieler auf dem Rasen vor dem Stadion warm gemacht. Ich bin einfach hingegangen, habe ein paar Mal die Bälle geholt und ihn damit warm geschossen“, lacht Schönrock.

Auf Heinze folgte beim MSV der heute 70 Jahre alte Heribert Macherey. Andreas´ Oma wohnte in der Nähe von Herne, 1985 nach dem Realschulabschluss fuhr der Oberndorfer mit der Bahn zu ihr, reiste im Westen herum, „von Training zu Training, auch in Düsseldorf oder Leverkusen“. Und natürlich in Duisburg. „Damals fand man jeden noch im Telefonbuch stehend. Macherey wohnte in Hamborn, also habe ich ihn angerufen. ´Klar, komm´“, sagte der Keeper. Andreas kam, bekam eine Cola, wurde vom Schlussmann mit zum Training genommen und dann zum Bahnhof gefahren.

1990 traf er Heribert Macherey bei einem Spiel in Schweinfurt, was die Duisburger mit 6:0 gewannen. FC 05-Routinier Dietmar Diekmann, ausgerechnet der damals über 40-Jährige, der das halbe Dutzend kassierte, schenkte dem Oberndorfer damals seine Handschuhe. Und so wuchs nach und nach die Sammlung immer weiter an.

Die aus ganz viele Duisburger Utensilien besteht. Einem komplett unterschriebenen Trikot beispielsweise, wo man nur schwer noch die Namen zuordnen kann. Handschuhe hat Schönrock von Georg Koch („ein Kultkeeper, von dem ich auch welche aus seiner Zeit in Kaiserslautern habe“), Tom Starke, Daniel Davari, Michael Ratajczak oder von Mark Flekken, heute bei Leverkusen, aber auch mal bei Duisburg, wie alle anderen Genannten. Das Trikot bekam er, als er mal Mitglied war und es bei einem Gewinnspiel in der Stadionzeitung als Präsent geschickt bekam.

„Nächsten Dienstag bin ich trotzdem ganz klar für den FC 05“, sagt er, „und ich bin mir sicher, dass wir gewinnen werden. 2:1 geht´s aus, weil es ein leichtes Spiel ist, in dem die Schnüdel nur überraschen können. Außerdem ist´s erst rum, wenn´s aus ist“, greift er indirekt das „Lebbe geht weider“ von Dragoslav Stepanović auf. Mit dem „Stepi“ unterhielt er sich zuletzt lange im V.I.P-Zelt der Schnüdel. Eine Dauerkarte dafür und für den Tribünenplatz hat der 57 Jahre alte Erzieher, der in der Kita der Christuskirche arbeitet. Was der Familienvater freilich nicht hat: So richtig viel Platz im Haus. Daher steckt all´ das, was er immer wieder gerne rauskramt, im Keller in Kisten.

Darunter die Sahnestücke wie von Robert Enke unterschriebene Handschuhe, die er rund ein Jahr vor dessen freiwilligem Tod bekam; oder ein Trikot von Stürmer Mario Gomez, das zu dessen Zeit in Wolfsburg drei Tage vor Weihnachten in der Post war; oder eines der Mönchengladbacher Traditionsmannschaft, das ihm Martin Schneider zu dessen Abschiedsspiel in Schweinfurt sogar im Kindergarten persönlich vorbei brachte. Und danach besorgte Schnider ihm auch noch die Handschuhe von Keeper Uwe Kamps.

Rund jeweils 320 Handschuh-Paare wie auch Trikots müssen es im damit zu drei Vierteln gefüllten Keller der Schönrocks sein. Von Marc Andre Ter Stegen, Teddy de Beer, Oliver Baumann, Michael Hofmann, Uli Stein, Oliver Reck und natürlich Manuel Neuer hat er welche. „Eigentlich von jedem Verein ein, zwei Handschuhe“, sagt er. Nur von Toni Schumacher hat er keine, obwohl er bei einem Freundschaftsspiel der Kölner in den 80er Jahren in Münnerstadt brav nachfragte. „Er aber verschenkte keine!“ Dafür verkaufte Andreas Schönrock einige Exmplare aus der Frühzeit und begann erst 2003 wieder neu mit dem Sammeln.

Von Stürmer Roland Wohlfahrt holte er sich ein Trikot, als der frühere Duisburger in München spielte – ausgerechnet beim Besuch im Olympiastadion, als die Bayern gegen Waldhof Mannheim verloren. Ansonsten schickte er an die Vereine Umschläge mit Rückporto, legte meistens einen Bockbeutel und/oder ein Duschbad oder einen Tee bei und ließ den Teams oder Spielern so eigentlich gar keine andere Wahl, als etwas zu senden. Der frühere St. Pauli-Keeper Svend Brodersen schickte gleich drei Paar neue Handschuhe.

Auffällig sind die rosa Fußballschuhe, die Leo Weinkauf ihm (zusammen mit kleinen rosa Handschuhen) schenkte. Wieder ein Keeper, heute bei Hannover 96, aber auch mal in Duisburg aktiv. Ansonsten sind die vielen alten Fotos von Andreas Schönrock echte Schätze. Eines zeigt ihn in den 80er Jahren bei einem Gastspiel des Hamburger SV in Schweinfurt auf der Trainerbank sitzend mit dem damaligen HSV-Manager Günter Netzer. Kein so wirklich richtig Unbekannter in der Fußball-Szene…

Unfassbar eigentlich, dass man früher einfach so zu den Stars kam, die heute abgeschirmt werden. Und die maximal mal im V.I.P.-Zelt auftauchen. Michael Preetz, Ex-Stürmer und heute Geschäftsführer des MSV Duisburg, darf sich schon mal darauf vorbereiten am 16. September und möglichst ein paar Geschenke mitbringen, wenn er das lesen sollte…

Ach ja: Ende diesen Jahren und dann im Frühling 2026 trifft der FC 05 erst auswärts und dann zuhause auf den TSV 1860 München. Von den Löwen hat Andreas Schönrock auch so einiges zu zeigen und verspricht ein Trikot von Erich Beer, eines von Sascha Mölders oder von Marius Willsch, der zuvor in Schweinfurt spielte und dessen Frau, die aus der Eisdiele Ciao Ciao in Oberndorf stammt und eines seiner ehemaligen Kindergartenkinder war. So klein ist die Welt. Aber das alles ist wieder eine andere Geschichte….

Vielleicht wird sie dann wieder erzählt in der Gastwirtschaft der TG 48 Schweinfurt, wo Wirt Ioannis auch wieder an die Zeiten beim TV Oberndorf erinnert als damaliger Pächter in den wilden Jahren des „schonrocka“, wie er auf Instagram heißt, wo man immer wieder Bilder sieht von Begegnungen mit vor allem Fußballern.

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