SCHWEINFURT – Es hätte auch anders kommen können vor den immerhin über 3500 Zuschauern. Sichere Elfmeterschützen hat der FC 05 an sich im Kader. Mit Michael Dellinger stand einer sogar parat, mit Kristian Böhnlein befand sich ein zweiter eingewechselter auf dem Feld. Aber es schoss… einer der beiden Zugänge, die nun arg in der Kritik stehen.
Auch beim 0:1 gegen Wehen-Wiesbaden hatten Eric Shuranov und Manuel Wintzheimer nicht wirklich nur gute Szenen. Der Bamberger Shuranov vergab zum Saisonstart in Köln einen Elfmeter, traf dann erst gegen Düsseldorf und am Sonntag wieder nur Aluminium. Nun verschoss der Arnsteiner Wintzheimer einen Strafstoß. Beide kamen als große Hoffnungsträger nach einer Leistungsdelle. Sonst hätten die Schnüdel die beiden Stürmer, jeweils Mitte 20, wohl auch niemals bekommen können.
Wintzheimers Fehlschuss in der 96. Minute hat Folgen. Die Schweinfurter sind weiter punkt- und sogar torloses Schlusslicht in der 3. Liga. Vier von 38 Partien sind zwar erst vorbei, aber bei den Fans kommen so langsam Zweifel auf. Wenn selbst bei einem so guten Auftritt wie diesmal gegen Wehener, die vier Tage zuvor die Münchner Bayern massiv ärgerten, rein gar nichts Zählbares heraus springt… „Aktuell kommt extrem viel zusammen. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Die letzten fünf Minuten auf diesem Sportplatz waren extrem surreal“, bemühte Trainer Victor Kleinhenz gleich zwei Mal dieses Wort. Und ja, diese Partie war extrem: Spannend, aufregend, ärgerlich. Vielleicht auch wegweisend?
„Es soll einfach nicht sein. Wir bekommen einen Rückschlag nach dem anderen…“, haderte mit Lauris Bausenwein das aus dem benachbarten Oberwerrn stammende Eigengewächs, das auf dem Flügel wieder Spaß machte. Über seine Seite fiel zwar in der Nachspielzeit das entscheidende 0:1. Das Foul am 20-Jährigen gleich danach eröffnete freilich die große Gelegenheit zur Befreiung, die Wintzheimer leichtfertig vergab. Freilich gegen Florian Stritzel, der am Mittwoch einen Elfmeter sogar von Harry Kane antschärfte. Als „weltklasse“ bezeichnet sein Coach Nils Döring den Keeper. Warum spielt der eigentlich „nur“ in der 3. Liga?
„Wir hätten heute auch verlieren können“, gab Döring zu, „und wir sind froh, dass wir nicht frühzeitig oder zu Beginn der zweiten Halbzeit in Rückstand geraten sind. Träge und müde“ sei sein Team gewesen nach zuvor zwei intensiven und verlorenen Heimspielen gegen Essen und eben die Bayern. Deutliche Worte fielen zu Pause. Danach wurde es etwas besser. „Aber nach dem späten Lucky Punsh müssen wir abgezockter sein. Da erwarte ich mehr Abgeklärtheit.“
15 Minuten vor dem Ende lautete das Eckenverhältnis noch 5:0 für den FC 05, was ja eindeutig ausdrückt, dass die Gastgeber auf alle Fälle gleichwertig waren. Nur sie trafen halt wieder nicht, übrigens vor den Augen von Adam Jabiri. Wäre der Ex-Torjäger zehn Jahre jünger, die Schnüdel hätten ihm wohl sofort einen Vertrag vorgelegt. „Das war über 96 Minuten ein aufopferungsvoller Kampf. Der Auftritt macht extrem Mut“, hatte Kleinhenz dieses Wort schon wieder parat. „Heute war´s ein Riesenfortschritt, was die Torchancen betrifft. Wir brauchen nur diesen Dosenöffner…“, weiß er.
Weiter geht´s nach dem Länderspiel-freien Wochenende kommenden Dienstag mit der Pokalpartie bei Regionalliga-Kellerkind Viktoria Aschaffenburg, das am Freitag erstmal die Würzburger Kickers erwartet. Der Einzug ins Viertelfinale auf Landesebene ist Pflicht und zudem eine Chance, sich Selbstvertrauen zu holen. Für dann eine bärenharte Englische Woche mit drei Partien in sieben Tagen.
Erst geht´s nach Ingolstadt, überraschend auf einem Abstiegsplatz und mit drei Punkten genauso schlecht gestartet wie Tobias Strobls SC Verl auf dem rettenden Ufer. Bedeutet: Platz der Knoten, dann sind die Schweinfurter schnell wieder im Geschäft. Platzt er nicht, dann schwant Übles. Denn danach kommt unter der Woche Tabellenführer MSV Duisburg, drei Tage später geht´s zu aufstiegswilligen Saarbrückenern. Immerhin dürfte der Gästeblock am 16. September wieder prall voll sein.
Und vom 27.09. bis 04.10. steht dann schon die nächste Englische Woche an: Gegen Aachen, in Ulm und gegen Verl. Aktuell 14., 18. und 16. in der Tabelle. Bedeutet: Bis Anfang Oktober muss jetzt einfach Ertrag auf´s Konto. Wohl mit einem Neuen, denn im Raum scheint zu stehen, dass der FC 05 mit Ekin Celebi einen Linksverteidiger von Rot-Weiß Essen holt. Der 25-Jährige ist gebürtiger Nürnberger, früherer U-Nationalspieler, war auch schon beim Club, beim VfB Stuttgart und bei Hannover 96, kam zuletzt in Essen nicht mehr zum Zuge.
Apropos Duisburg: Beim vorletzten (krachend gescheiterten) Ausflug in den Profifußball verloren die Schnüdel 1990 nach Niederlagen gegen Osnabrück und in Havelse sowie Meppen am vierten Spieltag zuhause gleich mit 0:6 gegen den MSV um Ewald Lienen. Kurz danach musste Trainer Elmar Wienecke gehen. Erst nach 0:20 Startpunkten gelangen dem FC 05 ausgerechnet in Hannover und gegen den SC Freiburg die ersten Remis. 2001/02 beim letzten Gastspiel in der 2. Bundesliga hieß es am fünften Spieltag 0:0 an der Wedau und gelang am achten daheim gegen Aachen ein 1:0-Sieg. Vor 24 Jahren lief es in der Hinserie hervorragend, klappte aber nach der Winterpause gar nichts mehr. Und nun?
FC 05: Toni Stahl – Pius Krätschmer (ab 46. Nils Piwernetz), Lucas Zeller, Thomas Meißner, Lauris Bausenwein, Devin Angleberger, Johannes Geis (ab 63. Kristian Böhnlein), Tim Latteier (ab 90. Michael Dellinger), Joshua Endres (ab 71. Sebastian Müller), Manuel Wintzheimer, Eric Shuranov (ab 71. Uche Obiogumu); Trainer: Victor Kleinhenz.
Hier die besten Fotos vom Gastspiel der Wiesbadener mit der gesamten Pressekonferenz und der Zusammenfassung von Magenta TV. Vorher das:
Die LVM-Versicherung präsentiert die gesamte Saison die Berichterstattung der Schnüdel aus der 3. Liga und drückt dem FC 05 stets die Daumen:
























































