GRETTSTADT – Der mächtige, fünfgeschossige Kirchturm der Pfarrkirche Sankt Peter und Paul ist 50 Meter hoch. Er wurde im Jahr 1471 erbaut und ist somit fast 555 Jahre alt. Der Turm stammt noch aus der Zeit des ersten gotischen Kirchenbaus, bekam aber im Jahre 1612 unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1612) die typische Echterspitze.
Das vierte Obergeschoss zeigt ein Relief-Wappen des Fürstbischofs Rudolf von Scherenberg (1466-1495). Und jetzt gab es am Dach dieses Kirchturms Handlungsbedarf.
Bruchstücke von den Schieferplatten der Dacheindeckung fand Kirchenpfleger Norbert Karch jüngst vor der Sakristei im Kirchhof. Er nahm den Kirchturm in Augenschein und entdeckte Schadstellen. Der Einsatz einer Drohne offenbarte weitere Schäden. Deshalb beschlossen Kirchenpfleger und Pfarrgemeinderat möglichst rasch aktiv zu werden und informierten die Gemeinde wegen der anstehenden Kostenübernahme.
Die Gemeinde Grettstadt trägt nämlich seit einem gerichtlichen Beschluss aus dem Jahr 1949 neben der Baulast für das Kirchendach im Hauptschiff auch die für den Kirchturm. Im Gegenzug dafür hatte die Gemeinde seinerzeit Grundstücke aus dem Besitz der Pfarrei erhalten. Dieser Sachstandstand wurde unter Bürgermeisterin Traudl Epp im Jahr 2009 nochmals juristisch überprüft und gerichtlich dokumentiert.
Eine Spezialfirma wurde beauftragt und ein XXL-Kranwagen geordert. In schwindelnder Höhe arbeiteten die beiden Dachspezialisten aus einem Arbeitskorb heraus, lösten lose Schieferteile, fügten neue auf allen vier Seiten des Kirchturmdaches ein und nagelten diese fest.
Da aktuell die RMG (Rhön-Maintal-Gruppe) im Bereich der Kirchgasse die Hauptrohre der Trinkwasserleitung erneuert, war die Zufahrt zur Kirchgasse nur eingeschränkt möglich, doch hier klappte die Abstimmung zwischen RMG und Kirchturmsanierern ohne Probleme. Während der Reparaturen am Kirchturmdach stellte die beauftragte Firma zusätzlich Schadstellen am Dach des Kirchenhauptschiffs fest. Auch diese beschädigten Schieferplatten wurden sofort mit ausgetauscht. Um die Mittagszeit beendeten die Facharbeiter ihren Einsatz und der Autokran konnte sein riesiges Gestänge wieder zusammenklappen und abrücken.
Angesichts der aktuellen Kassenlage ist die Pfarrgemeinde froh, dass sie diesmal nicht für die Begleichung der Rechnung zuständig ist. Norbert Karch bedankte sich für das konstruktive Zusammenwirken aller Beteiligten.
Text/Fotos: Ruth Volz




