Zuckerrübe im Fokus: Landwirtschaftliche Bereisung des Landrats beleuchtet Herausforderungen durch Klimawandel und Schädlingsdruck

Zuckerrübe im Fokus: Landwirtschaftliche Bereisung des Landrats beleuchtet Herausforderungen durch Klimawandel und Schädlingsdruck

LANDKREIS WÜRZBURG – Die Schilf-Glasflügelzikade ist kaum größer als eine Fruchtfliege – aber eine große Gefahr für die Zuckerrübe. Wenn sie die Blätter des Rübenkrauts ansticht, um sich von deren Saft zu ernähren, überträgt sie die Pflanzenkrankheiten SBR und Stolbur.

Bei befallenen Pflanzen verstopfen die Leitbahnen in den Blättern, was den Transport von Wasser und Nährstoffen verhindert. Das Blattwerk wird welk, die Knollen schrumpeln und werden gummiartig. Ausfälle bis hin zur vollständigen Vernichtung der Ernte können die Folge sein.

Der Befall gefährdet derzeit einen wichtigen Wirtschaftszweig des Landkreises Würzburg. Mit rund 7.600 Hektar ist der Landkreis Würzburg das Zentrum des fränkischen Zuckerrübenanbaus. 2024 verarbeitete die Südzucker AG in Ochsenfurt nach eigenen Angaben rund zwei Millionen Tonnen Zuckerrüben zu Lebensmitteln und Tierfutter. Das Werk dient dabei als Anlieferstelle für rund 2.500 Landwirte aus der Region und beschäftigt mehr als 300 Mitarbeitende.

Das Besondere dabei: Nahezu alle Stufen der Wertschöpfungskette, von der Züchtung über den Anbau bis zum fertigen Produkt, finden im Landkreis Würzburg statt. Anlass genug, um im Rahmen der jährlichen land- und forstwirtschaftlichen Informationsfahrt mit Landrat Thomas Eberth sowie Vertretern des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg (AELF), allen voran Behördenleiter Gerd Düll, Mitgliedern des Bayerischen Bauernverbands und weiteren Akteuren aus Behörden und Branche, mehrere Stationen der Zuckerrüben-Wertschöpfungskette näher zu betrachten und die Herausforderungen zu thematisieren.

„In Abstimmung mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Bayerischen Bauernverband haben wir uns der Zuckerrübe gewidmet, da der Landkreis Würzburg von Ackerbau, Viehzucht, Weinbau und Forstwirtschaft geprägt ist“, betont Landrat Thomas Eberth.

Forschung zur Glasflügelzikade „alternativlos“

Saatguthersteller, Landwirte, Verarbeiter, Behörden und Wissenschaft arbeiten derzeit eng zusammen an Strategien gegen den Befall der Schilf-Glasflügelzikade. Beispielsweise testet der Verband Fränkischer Zuckerrübenbauern auf einem Versuchsfeld in Rittershausen, einem Ortsteil der Gemeinde Gaukönigshofen, den Einsatz von Insektiziden und bestimmten Fruchtfolgen, um der Brut, die die Zikade im Boden ablegt, möglicherweise die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Die Ergebnisse werden den Landwirten zur Verfügung gestellt.

Die Glasflügelzikade ist einer von zahlreichen Boten des Klimawandels. Durch die zunehmend wärmeren Temperaturen breitet sie sich vom Mittelmeer in Richtung Norden aus. Inzwischen befällt der Schädling auch viele Gemüsearten wie Kartoffeln, Sellerie, Karotten, Zwiebeln und Rhabarber, warnte Dr. Carsten Stibbe vom Saatguthersteller KWS Saat während der Besichtigung. Daher sei nicht nur die Zuckerrübenbranche alarmiert. „Eine Lösung des Problems ist aus unserer Sicht alternativlos“, betonte Simon Vogel, Leiter der Rübenkoordination bei Südzucker.

Trockenheit und Starkregen belasten die Landwirtschaft

Nur ein kleines Stück weiter, auf dem Zuckerrübenfeld des Demonstrationsbetriebs von Franz Walch in Sonderhofen, liegt der Fokus neben der Schädlingsbekämpfung auch auf dem Wassermanagement. Testreihen mit verschiedenen Saaten und Zwischenfrüchten sollen hier Wege hin zu wasserschonenden und ökologischen Bearbeitungsformen aufzeigen. Neben dem Schädlingsbefall spielen auf den fruchtbaren Böden des Ochsenfurter Gaus auch die Schäden durch immer häufiger auftretende Starkregenereignisse eine zunehmend größere Rolle.

Zu starke Bodenbearbeitung verdichte den Boden, was den Acker bei Regen stärker ausschwemme und die Neubildung von Grundwasser erschwere, so Franz Walch. Ohne den Einsatz von Pflanzenschutz könne er seinen Betrieb nicht wirtschaftlich führen, stellte der Landwirt fest. „Wichtig ist, dass uns die Politik statt immer neuer Verbote den richtigen Werkzeugkasten für unser Handwerk zur Verfügung stellt“, appellierte Michael Stolzenberger, Kreisvorsitzender des Bayerischen Bauernverbands im Landkreis Würzburg.

Bei der letzten Station der Rundfahrt informierten sich Landrat Thomas Eberth, AELF-Leiter Gerd Düll und ihre Begleiter im Südzucker-Werk in Ochsenfurt. Werkleiter Dr. Matthias Schüttenhelm zeichnete dort die tiefe Verwurzelung von Südzucker im Landkreis Würzburg und die aktuellen Herausforderungen nach. „Durch den Klimawandel wird die Land- und Forstwirtschaft in immer kürzerer Zeit vor neue Herausforderungen gestellt“, waren sich AELF-Leiter Gerd Düll und Landrat Thomas Eberth einig. „Wir suchen in Zusammenarbeit mit vielen Partnern dafür Lösungen, brauchen aber auch die Unterstützung der Gesellschaft und der Politik.“

Zum Ende der land- und forstwirtschaftlichen Informationsfahrt fasste Landrat Thomas Eberth zusammen: „Ohne Landwirtinnen und Landwirte haben wir keine Agrarstruktur, keine Biodiversität, keine ausreichende Selbstversorgung mit Lebensmitteln und keine Kulturlandschaft. Daher hat die Landwirtschaft einen großen Stellenwert für den Landkreis Würzburg und für mich als Landrat – auch im Sinne der Freizeit und Naherholung, des Tourismus und der Vielfalt. Für den Ertrag der Landwirte ist die Zuckerrübe ein wichtiges Standbein. Auch für die Region stellt sie einen entscheidenden Wirtschaftsfaktor dar, vor allem mit den Arbeitsplätzen im kaufmännischen, gewerblichen und technischen Bereich bei Südzucker in Ochsenfurt.

Die Zuckerfabrik ist ein wichtiger Arbeitgeber und stiftet Identifikation in der Region. Es bereitet mir Sorgen, dass der Befall der Zuckerrübe durch die Schilfglasflügelzikade einen wichtigen Wirtschaftszweig gefährdet. Gleichzeitig bin ich optimistisch, dass dagegen ein wirksames Mittel gefunden wird, da Saatguthersteller, Landwirte, Verarbeiter und Wissenschaft eng zusammenarbeiten.“

Auf den Fotos:

  1. Mit rund 7.600 Hektar ist der Landkreis Würzburg das Zentrum des fränkischen Zuckerrübenanbaus. Bei der jährlichen land- und forstwirtschaftlichen Informationsfahrt mit Landrat Thomas Eberth sowie Vertretern des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg, des Bayerischen Bauernverbands und weiterer Behörden und Organisationen wurden Themen rund um die Rübe näher betrachtet.
    Foto: Christian Schuster
  2. Auf einem Versuchsfeld in Rittershausen (Gemeinde Gaukönigshofen) testet der Verband Fränkischer Zuckerrübenbauern den Einsatz von Insektiziden und bestimmte Fruchtfolgen, um den Befall durch die Schilf-Glasflügelzikade einzudämmen. Christoph Ott (von links) und Maximilian Hein vom Verband Fränkischer Zuckerrübenbauern, Landrat Thomas Eberth und Gaukönigshofens Bürgermeister Johannes Menth inspizieren die aufgestellten Fallen.
    Foto: Christian Schuster

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