So verliefen die wohnungspolitischen Gespräche der Arbeitsgemeinschaft der Schweinfurter Wohnungsunternehmen

So verliefen die wohnungspolitischen Gespräche der Arbeitsgemeinschaft der Schweinfurter Wohnungsunternehmen
Foto: SWG, Jean-Claude Aparisi

SCHWEINFURT – Bereits am 30. Juli 2025 fanden die jährlichen wohnungspolitischen Gespräche der Arbeitsgemeinschaft der Schweinfurter Wohnungsunternehmen statt.

Die Arbeitsgemeinschaft besteht aus dem Bauverein Schweinfurt eG, der Eisenbahner-Baugenossenschaft Schweinfurt EG, der Postbaugenossenschaft Schweinfurt eG und der Stadt- und Wohnbau GmbH Schweinfurt, kurz SWG.

Die Unternehmen der ARGE Schweinfurt eint, dass sie bezahlbares Wohnen für ihre Genossenschaftsmitglieder bzw. für breite Schichten der Schweinfurter Bevölkerung als Satzungszweck haben und bereitstellen. Dementsprechend ließen es sich auch die beiden Verbandsdirektoren des VdW Bayern nicht nehmen zur Veranstaltung nach Schweinfurt zu kommen. Der VdW Bayern ist der Dachverband der sozial orientierten Wohnungsunternehmen in Bayern und fasst 505 Mitgliedsunternehmen, die einen Immobilienbestand von rd. 550.000 Wohnungen halten; hierunter sind 106.699 Sozialwohnungen.

Der diesjährige Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Klimaneutralität und der Wärmewende. Die Unternehmen sehen sich hier im Spagat zwischen sozialer Verantwortung in Sachen Klimaschutz und bezahlbaren Mieten und steigenden Nebenkosten. Die Energiewende kostet Geld; für die sozial orientierten, und daher nicht rein gewinnorientiert wirtschaftenden Wohnungsunternehmen, bedeutet dies in Kombination mit hohen Baukosten, eine erhebliche Hürde bei der Investition in den Bestand.

Andreas Göb, verantwortlicher Prokurist der Stadtwerke Schweinfurt GmbH, führte zunächst in die Herausforderungen der Wärmewende aus Sicht der Stadtwerke Schweinfurt ein. Der hohe Investitionsbedarf und die Anforderungen ans klimaneutrale Heizen beschäftigen die Stadtwerke ebenso wie das notwendige Fortschreiben der Digitalisierung. Ziel, Stand heute sei es weiterhin, die Energieversorgung der Stadt Schweinfurt bis 2035 CO²-neutral zu gestalten. Hier setzt man auf den flächendeckenden Ausbau der Fernwärme; diese gelte heute als klimaneutral.

Prof. Dr. Matthias Schicktanz, von der Fakultät für Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) forscht hier gemeinsam mit den Stadtwerken Schweinfurt an einer Lösung, die optimierte prognostizierte Energieversorgung eines Wohngebäudes bestmöglich abschätzen zu können. In der Regel werden die prognostizierten Verbrauchsdaten zu hoch angesetzt, um Verknappung vorzubeugen. Dies treibt u. a. die Anschluss- und Abnahmekosten nach oben. Schicktanz stellt hier zwei Forschungsarbeiten vor, die sich diesem Thema widmen. Der Bauverein Schweinfurt stellt im Rahmen der Forschungsarbeiten Gebäude zur Verfügung, deren Energieverbrauch optimiert bemessen werden soll.

Tobias Stöhr, Geschäftsführer des kommunalen Wohnungsunternehmens der Stadt Erlangen gibt Einblick, wie die GEWOBAU Erlangen mit dem Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Kostenoptimierung umgeht. Die GEWOBAU setzt hier auf den sogenannten „Energiesprong“. Beim Energiesprong handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die Gebäudefassade am Stück also seriell saniert bzw. gedämmt wird. In die Wohnungen selbst wird hierbei überwiegend nicht eingegriffen; vielmehr wird die Methode herangezogen, um die energetische Situation eines Gebäudes zu verbessern.

Stöhr stellt dem Fachpublikum die Lösung vor und kommuniziert auch erste Erkenntnisse. Der Energiesprong eigne sich für standardisierte Gebäude, die wirklich nahezu identisch sind. Bei Abweichungen würden im Vorfeld Anpassungen an die Standardausführung notwendig, die zeit- und kostenintensiv ausfielen. Insgesamt seien die Planungszeiten sehr lang, wohingegen die eigentlichen Arbeiten, dann sehr schnell umgesetzt werden könnten. Für die Mieter entstünden hier nur geringe Beeinträchtigungen. Ob eine reine energetische Sanierung für sozial orientierte Wohnungsunternehmen angemessen sein kann, wird sich künftig weisen.

Rüdiger Köhler, Baureferent der Stadt Schweinfurt zum 01.08.25, nutzte die Veranstaltung, um sich bei den Anwesenden persönlich vorzustellen. Köhler wird künftig soweit möglich ebenfalls an den Sitzungen der ARGE Schweinfurt teilnehmen, um den Unternehmen die städtebaulichen Planungen und Entwicklungen in Schweinfurt vorzustellen. Köhler betont die Aufgabe, die den Mitgliedsunternehmen der ARGE Schweinfurt bei der Gestaltung der Schweinfurter Stadtteile zufällt; er wolle künftig für ein gemeinsames Miteinander werben, das allen Interessen gerecht werde.

Abschließend berichtete Verbandsdirektor Hans Maier, VdW Bayern, über die Entwicklungen bei den wohnungspolitischen Rahmenbedingungen in Bayern. Die bayerische Bevölkerung wachse weiter, wohingegen die Zahl der Baufertigstellungen im Wohnungsbau nicht ausreiche, um die Wohnungsnachfrage zu decken. Weiter seien die Baukosten seit 2020 um ca. 45 % gestiegen. In Bayern herrscht weiterhin ein starker Unterschied zwischen den Ballungsräumen und den eher ländlich geprägten Regionen.

Der Wohnungsmarkt reagiert grundsätzlich anders, was es schwer macht, passgenaue Fördermittel anzubieten. Gerade die sozial orientierten Wohnungsunternehmen sind aber stark auf diese Förderungen angewiesen, um weiterhin günstigen Wohnraum zu schaffen. Maier führt aus, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete, bei denen im VdW Bayern vereinten Wohnungsunternehmen bei 7,23 €/m² liege. Bei den Nichtmitgliedsunternehmen liegt der Wert bei 9,01 €/m².

Auf dem Bild von links nach rechts: Prof. Dr. Matthias Schicktanz, Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt; Tobias Stöhr, Geschäftsführer GEWOBAU Erlangen; Alexander Förster, Geschäftsführer Stadt- und Wohnbau GmbH Schweinfurt; Birgit Umhöfer, Vorstand Bauverein Schweinfurt eG; Hans Maier, Verbandsdirektor VdW Bayern; Rüdiger Köhler, Baureferent Stadt Schweinfurt; Andreas Göb, Prokurist Stadtwerke Schweinfurt GmbH
Foto: SWG, Jean-Claude Aparisi

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