Senken der Gastro-Steuer: „Kein ‚Schnitzel-Rabatt‘ in Mainfranken zu erwarten“

Senken der Gastro-Steuer: „Kein ‚Schnitzel-Rabatt‘ in Mainfranken zu erwarten“
Foto: NGG | Alireza Khalili

MAINFRANKEN – Kein „Schnitzel-Rabatt“: Das Essen in Gaststätten und Restaurants in Mainfranken wird nicht günstiger. Auch dann nicht, wenn die Umsatzsteuer Anfang nächsten Jahres wieder von 19 auf 7 Prozent sinkt. Davon ist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) überzeugt.

„Kein Wirt und kein Restaurant-Chef wird zum 1. Januar 2026 neue Speisekarten drucken. Jedenfalls nicht, um die Preise zu senken“, sagt Ibo Ocak. Der Geschäftsführer der NGG Unterfranken ist „mehr als skeptisch“, wenn es um die von der schwarz-roten Bundesregierung geplante Senkung der Gastro-Steuer zum Jahreswechsel um 12 Prozent geht.

„Wer hofft, dass damit auch Schnitzel, Gulaschsuppe, Kaiserschmarrn & Co. billiger werden, der hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Gastronomen werden viele fadenscheinige Gründe finden, warum sie die 12 Prozent dringend brauchen – und zwar für den Betrieb, für sich selbst“, so Ocak.

„Hohe Energiekosten“ seien dabei das „Standard-Totschlag-Argument“ der Branche. Und natürlich die Lohnkosten: „Wirte und Restaurantchefs werden garantiert mit dem Mindestlohn argumentieren. Der steigt nämlich ausgerechnet zum 1. Januar auf 13,90 Euro – also um 1 Euro und 8 Cent pro Stunde. Dabei ist das gerade einmal die Hälfte von dem, was ein Wirt schon an einem einzigen Schnitzel zusätzlich verdient, wenn die Steuersenkung kommt“, sagt der Gewerkschafter.

Ganz abgesehen davon, dass Ibo Ocak vom niedrigen Mindestlohn in der Branche ohnehin nichts wissen will: „Wirklich fair ist nur der Tariflohn. An den sollten sich die Gastronomen in Mainfranken halten. Spätestens dann, wenn die Wirte die Steuersenkung im Januar nicht an die Gäste weitergeben, können sie sich nicht mehr herausreden: Dann ist nämlich genug Geld für einen Lohnzuschlag da – für den Koch genauso wie für die Kellnerin.“

Die NGG Unterfranken appelliert schon jetzt an die Gäste von Hotels, Restaurants und Gaststätten in Schweinfurt, sich die Preise für einzelne Gerichte genau zu merken. „Was das Lieblingsgericht kostet, weiß jeder. Aber auch ein Foto von der Speisekarte ist natürlich ideal, um dem Wirt oder Restaurant-Chef im Januar auf den Zahn zu fühlen, wenn die Preise dann noch genauso hoch sind wie heute“, sagt Ibo Ocak.

Er rät Gästen, dann „gezielt und offensiv nachzuhaken, wie viel vom Mehrwertsteuer-Geschenk beim Personal in der Küche und im Service angekommen ist“. Die entscheidende Frage dabei sei: „Wo sind die 12 Prozent geblieben?“, so Ocak. Das sei schließlich erlaubt und vor allem in den Restaurants angebracht, die „auch sonst ständig die Preise nach oben schrauben“.

Der NGG-Geschäftsführer setzt damit auf „moralischen Gastro-Druck“: „Nur, wenn die Gäste höflich, aber hartnäckig und vor allem systematisch beim Restaurantbesuch nachfragen, besteht wenigstens die Chance, aus der Mehrwertsteuersenkung keinen 100-Prozent-Mitnahmeeffekt für Wirte in Mainfranken zu machen.“ Vor allem sollten sich die Gäste dabei auch nach einem Lohn-Plus für die Beschäftigten erkundigen.

Gelegenheiten für den „Gastro-Steuer-Check“ gebe es schließlich mehr als genug: Immerhin bieten in Schweinfurt knapp 200 gastronomische Betriebe, in denen rund 1.310 Beschäftigte arbeiten, Herzhaftes und Süßes, Warmes und Kaltes zum Essen an, so die NGG.

Im Landkreis Schweinfurt sind es 150 gastronomische Betriebe, in denen rund 680 Beschäftigte arbeiten, in den Haßbergen 170 mit 680 und im Landkreis Rhön-Grabfeld 150 mit 880. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur, nennt jedoch leider für Stadt und Landkreis Würzburg oder die Landkreis Bad Kissingen, Kitzingen oder Main-Spessart keine Zahlen.

Auf dem Bild: Kein „Schnitzel-Rabatt“ in Sicht: Gaststätten und Restaurants in Mainfranken werden ihre Preise auf den Speisekarten nicht senken. Davon geht die Gastro-Gewerkschaft NGG Unterfranken aus. Gäste sollten trotzdem nachfragen, was mit den 12 Prozent passiert, um die die Bundesregierung die Mehrwertsteuer für die Gastronomie ab dem 1. Januar senken will. Die NGG rät Gästen, sich deshalb jetzt schon die Preise für Lieblingsgerichte genau zu merken.
Foto: NGG | Alireza Khalili

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